Wer sich mit Corona ansteckt, muss ab heute in Österreich nicht mehr in Quarantäne - FFP2-Maske tragen reicht. Wien verweist auf gute Erfahrungen anderer EU-Länder.
Mitten in der sommerlichen Corona-Welle hat Österreich die Quarantäne für Infizierte abgeschafft. "Wir machen jetzt Verkehrsbeschränkungen statt verpflichtender Quarantäne", begründete Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Dienstag in Wien die Entscheidung, die ab heute gilt.
Auch Infizierte dürfen nun weiter unterwegs sein, allerdings mit FFP2-Maske. Im Freien und bei einem Mindestabstand von zwei Metern entfällt die Maskenpflicht. Die Entscheidung sei auch gerade mit Blick auf die psychischen und sozialen Folgen der Corona-Krise gefallen, sagte Rauch.
Arbeiten trotz positivem Test möglich
Auch Arbeiten mit positivem Corona-Test ist demnach möglich, allerdings nur in Berufen, in denen eine Maske getragen werden kann. Selbst zu Veranstaltungen und beispielsweise in Schwimmbäder oder Gaststätten dürfen Infizierte; allerdings müssen sie dabei die ganze Zeit eine Maske tragen - etwas zu essen oder zu trinken ist ausdrücklich nicht gestattet.
Wer krank sei, solle aber zuhause bleiben, appellierte Rauch zugleich an die Bürger. Zudem gelten weiterhin folgende Beschränkungen: ein Betretungsverbot für infizierte Besucher in Krankenanstalten ebenso wie in Pflege-, Behinderten- und Kureinrichtungen.
Mehrere Länder haben Quarantäne schon abgeschafft
Weltweit hätten Ängste und Depressionen zugenommen. Man gehe einfach gut vorbereitet in eine neue Phase der Pandemie-Bekämpfung. "Wir können die Pandemie nicht wegtesten, nicht wegimpfen und nicht wegabsondern", hieß es. Weiterhin gelte eine Meldepflicht, um einen Überblick über das Krankheitsgeschehen zu behalten.
Immer mehr Menschen erwischt die Corona-Sommerwelle. Nun wird diskutiert, ob die Fünf-Tage-Isolation nach einer Infektion für die, die keine Symptome haben, überhaupt Sinn ergibt.
Rauch verwies auf internationale Vorbilder wie Dänemark, Norwegen, Großbritannien, Spanien und die Schweiz. Dort sei die Quarantäne ohne größere Folgen teils seit Monaten abgeschafft. Deutlich wie nie stellte die Regierung auch die Aussagekraft der Zahl der Covid-Patienten in den Krankenhäusern infrage. Eine genaue Analyse ergebe, dass nur etwa die Hälfte der entsprechenden Patienten als Hauptdiagnose Covid habe, sagte Katharina Reich, Expertin des Gesundheitsministeriums.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Österreich liegt mit 782 über dem deutschen Wert von 539.
Frankreich schafft letzte Corona-Maßnahmen ab
In Frankreich fielen am Montag auch die letzten Corona-Maßnahmen. In Krankenhäusern und ähnlichen Einrichtungen muss keine Maske mehr getragen werden. Das Gesundheitsministerium hatte in der vergangenen Woche aber an alle Franzosen "sehr eindringlich appelliert", in sensiblen Bereichen weiterhin einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Das Land hatte zuletzt gegen eine siebte Corona-Welle gekämpft, in der vergangenen Woche ging die Zahl der Infektionen aber wieder zurück.