Staaten reagieren unterschiedlich auf Omikron. Deutschland hat seine Maßnahmen verschärft, andere Länder trotz Rekord-Inzidenzen nicht. Eine Immunologin hat zwei Appelle.
Die Omikron-Variante breitet sich weltweit aus, dennoch nehmen Länder wie die USA und Israel Aus- und Einreiseverbote zurück. Der Grund: Omikron ist sowieso schon in ihrem Land. Es ist eine Art Schulterzucken, denn in vielen Staaten, darunter den USA, Großbritannien und den Niederlanden, ist Omikron bereits die dominante Variante. Sie wird es aller Voraussicht nach auch in Deutschland werden.
Die Welt findet sich also damit ab, dass Omikron nun Delta ablöst. Doch die Staaten gehen ganz unterschiedlich mit Omikron um. Drei Beispiele:
- Frankreich hat bisher vergleichsweise wenige Restriktionen. Dabei wurden am Mittwoch innerhalb von nur einem Tag mehr als 200.000 Neuinfektionen gemeldet. Die Inzidenz liegt bei 913. Die Regeln sind an die Auslastung von Krankenhäusern geknüpft. In Frankreich sind 72,8 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft - knapp zwei Prozent mehr als in Deutschland.
- Portugal ist relativ vorsichtig. Das Land ist durch seine hohe Impfquote von über 89 Prozent besser gerüstet als die meisten Staaten. Dennoch wurden Bars geschlossen und die Schulferien ausgedehnt.
- Spanien steht in der Mitte. Das Land hat mit 81 Prozent ebenfalls eine hohe Impfquote und nur kleinere Maßnahmen beschlossen. Die Inzidenz kletterte auf 950. Die Maßnahmen sind an die Intensivbetten-Auslastung geknüpft.
Wo steht Deutschland?
Die neue Bundesregierung hat in vielen Punkten auf ihren Expertenrat gehört und setzt eher auf das "Team Vorsicht". Seit Dienstag gelten bundesweit Kontaktbeschränkungen, verschärft für Ungeimpfte.
Ein Problem ist, dass wegen der Feiertage weniger getestet und gemeldet wird. Ob die Inzidenz tatsächlich bei nur 228 liegt, ist deshalb mit Vorsicht zu genießen. Auch die Ausbreitung der Omikron-Variante könnte viel weiter fortgeschritten sein als die gut 13.000 Fälle insgesamt, die das Robert-Koch-Institut am Mittwoch meldete.
Mit einer Impfquote von 71 Prozent holt Deutschland auf, liegt aber dennoch hinter Frankreich, Portugal und Spanien.
Was ist der "richtige Weg" für Deutschland?
Die Immunologin Christine Falk berät im Corona-Expertenrat die Bundesregierung. Unter den 19 Mitgliedern bestehe ein täglicher Austausch, berichtet sie. Doch aufgrund der "Weihnachtsverzögerung" seien die Daten für Deutschland momentan nicht wirklich aussagekräftig:
Falk sieht in Deutschland weiterhin ein Hauptproblem:
Mehr als zwei Millionen Menschen über 60 Jahre seien noch nicht geimpft, so Falk: "Die sollten sich Omikron bitte nicht einfangen."
Trotz hoher Impfquote gibt es in Portugal neue Beschränkungen. Seit Samstag müssen die Menschen zu Hause arbeiten, Clubs und Bars schließen und Tests werden massiv ausgeweitet.
Expertenrat legt Bewertung kommende Woche vor
Aus ihrer Sicht sind deshalb zwei Punkte wichtig:
- "Für einen guten Impfschutz - auch gegen Omikron - müssen sich alle Menschen mit dem entsprechenden Abstand von mindestens drei Monaten boostern lassen."
- "Die Impflücke muss dringend verringert werden."
Die Bund-Länder-Konferenz kommt planmäßig am 7. Januar zusammen, um über die Corona-Lage zu beraten. Der Expertenrat wird auch hierfür eine Expertise abgeben.
- Ist die Impfpflicht ein Weg aus der Pandemie?
Die Corona-Impfung trägt maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie bei. Könnte eine Impfpflicht das Virus sogar ausrotten? Ein Überblick.