Gesundheitsminister Holetschek hat bei "maybrit illner" bayerische Corona-Alleingänge gerechtfertigt. Ministerpräsidentin Schwesig warnte vor überlasteten Krankenhäusern.
Während Bundestagsdebatte und Entscheidung zur Impfpflicht auf sich warten lassen, türmt sich mit Omikron die nächste Corona-Welle auf. Und wie schon bei der Delta-Variante heißt es erneut, die Impfquote sei nicht hoch genug. Deshalb sorgt auch die mildere Omikon-Variante für viele schwere Verläufe.
Und deshalb stellt sich immer wieder die Frage nach der Balance der politischen Entscheidungen, bei den Lockerungen, bei der Impfpflicht.
Holetschek: Wir fahren auf Sicht
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) rechtfertigte in der ZDF-Sendung "maybrit illner" die Haltung der bayerischen Landesregierung, die Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz aufzuweichen.
Er sprach von Balance und Verhältnismäßigkeit. Wenn "2G Plus" für Gastronomie und Hotels doch notwendig werden, werde man entsprechend handeln. Auf Sicht fahren, nenne man das.
Schwesig: Bayern lockert zu schnell
Zu wenig, findet Manuela Schwesig (SPD), Ministerpräsidentin in Mecklenburg-Vorpommern. Kürzlich seien in Bayern noch Corona-Patienten ausgeflogen worden, nun lockere man vorschnell. Schwesig plädierte für gleiche Regeln in allen Bundesländern.
Sie warnte vor überlasteten Krankenhäusern. Und sie mahnte zur Vorbereitung, falls speziell in der "kritischen Infrastruktur" zu viele Mitarbeiter in der Quarantäne festsitzen.
Werden bald die Tests knapp?
Die mildere Ausprägung der Omikron-Variante erlaube, die Quarantäne zu verkürzen. Doch die Tests würden bald knapp. Holetschek forderte daher:
Brinkmann: Zu lückenhafte Datenlage
Als Kernproblem machten der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar und die Virologin Melanie Brinkmann die zu hohe Zahl der Ungeimpften aus.
Und, im Einklang mit den Politikern, eine zu lückenhafte Datenlage, auch aufgrund der digitalen Rückständigkeit in den Gesundheitsämtern.
Spanien: Pandemie hat an Schrecken verloren
In Spanien läuft es anders, wie ZDF-Korrespondentin Anna Arend erläuterte. Die dramatischen Bilder vom Beginn der Pandemie und der strenge Lockdown kurbelten die Impfquote deutlich an.
Die Impfkampagne lief mit zentraler Terminvergabe stringent, das Gesundheitssystem genießt hohes Vertrauen. Bei der Impfquote liegt das Land deutlich vor Deutschland, bei der Inzidenz aber auch. Die Pandemie habe an Schrecken verloren, sagte Arend.
Virologin warnt vor Leichtigkeit
Genau davor warnt die Virologin Melanie Brinkmann. Omikron sei keine Grippe:
Deutliche Kritik musste Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der Journalistin Eva Quadbeck (RND) einstecken, weil er sich trotz gegenteiliger Ankündigung weigert, einen Gesetzentwurf zur Impfpflicht vorzulegen.
Gesundheitsminister: Impfpflicht kommt zu spät
Schwesig verteidigte ihren Parteikollegen. Ein Lauterbach-Entwurf würde die angestrebte offene, ethische Debatte im Bundestag überlagern. Holetschek ernannte das Thema zur Chefsache, gerichtet an Kanzler Olaf Scholz (SPD).
Die Diskussion müsse jetzt zugespitzt werden, sonst sehe sich das bereits mit einer berufsbezogenen Impfpflicht versehene Pflegepersonal stigmatisiert. Klar sei, dass die Impfpflicht auch für Omikron zu spät käme.
Yogeshwar: Schlechte Kommunikation
Der Wissenschaftsjournalist Yogeshwar befürchtet:
Auch, weil schlecht kommuniziert werde. Pauschal von Impfgegnern zu sprechen, etwa werfe eine viel zu heterogene Gruppe Nichtgeimpfter in einen Topf. Aus solchen Verhärtungen "müssen wir raus".
Virologin: Eigentlich müsste ein Lockdown her
Was aber ist zu tun, um aus Welle und Pandemie herauszukommen? Die Strategie, angesichts der milden Variante auf eine Durchseuchung zu setzen, ohne dies beim Namen zu nennen, fand in der Runde keine Fürsprecher.
Eigentlich, meinte Brinkmann, müssten wieder Lockdown-Maßnahmen her wie zum Pandemiebeginn. Doch das wäre kaum vermittelbar. Es brauche eine globale Impfkampagne, betonte Yogeshwar. Dass das Thema Impfpflicht viel zu schleppend angegangen werde, kritisierte Quadbeck. Mit einer Einführung rechnet sie nicht mehr:
Die ganze Sendung sehen Sie hier: