Die neue Coronavirus-Variante Omikron bereitet der Welt Sorgen. Mit Blick auf die Schwere der Krankheitsverläufe geben WHO und Ema leichte Entwarnung - allerdings unter Vorbehalt.
Vor einer Infektion mit der Corona-Variante schützt laut Experten derzeit nur eine Drittimpfung. Ob die Fortschritte reichen, um Omikron aufzuhalten, berichtet Christoph Destairel.
Ein Großteil der bisher mit der Omikron-Variante des Coronavirus infizierten Europäer hat offenbar einen "leichten" Krankheitsverlauf. "Die Fälle scheinen großteils leicht, aber wir müssen noch mehr Daten sammeln", teilte am Donnerstag die Europäische Arzneimittelbehörde (Ema) mit. Es könne noch keine Aussage gemacht werden zur Wirksamkeit der derzeit gegen das Coronavirus eingesetzten Impfstoffe gegen die Omikron-Variante.
Es müssten noch mehr Daten gesammelt werden, "um zu ergründen, ob das Spektrum der Schwere des Krankheitsverlaufes bei Omikron unterschiedlich ist zu den bisher zirkulierenden Varianten", sagte der Chef der Ema-Impfstrategie, Marco Cavaleri. Seine Behörde werte alle verfügbaren Daten aus, um schnell Aussagen über die Effektivität der Impfstoffe gegen Omikron treffen zu können.
Wie stark schützen die Corona-Impfstoffe gegen die neue Variante Omikron? Neue Studien empfehlen für den besten Schutz eine Dreifach-Impfung. Zur Zeit arbeiten Pharmahersteller an einem angepassten Impfstoff.
Biontech empfiehlt dritte Dosis für vollen Schutz
Der Hersteller Biontech/Pfizer hatte am Mittwoch erklärt, dass sein Impfstoff eine geringere Wirksamkeit gegen die Omikron-Variante aufweist. Für einen umfänglichen Schutz seien drei Dosen des Mittels nötig, erklärten die beiden Unternehmen. Bei zwei Impfungen sei aber zumindest ein Schutz vor schweren Krankheitsverläufen gewährleistet. Auch eine Studie der Virologin Sandra Ciesek zeigt, dass aktuelle Impfstoffe weniger vor Omikron-Infektionen schützen.
Auch Studien aus Israel zeigen: Eine Booster-Impfung erhöht den Schutz deutlich.
Erste Untersuchungen zur Wirkung von Corona-Impfstoffen gegen Omikron deuten auf eine schwächere Abwehrreaktion hin. "Die Booster-Impfung wird uns auch helfen, auch auf neue Varianten wie Omikron vorbereitet zu sein", so die Virologin Ulrike Protzer.
Omikron-Variante in Südafrika entdeckt
Die Omikron-Variante war Ende November von Wissenschaftlern in Südafrika entdeckt worden. Seither wurde sie in dutzenden Ländern nachgewiesen, darunter Deutschland. Sie weist 50 Mutationen im Vergleich zu dem ursprünglichen Virus auf, davon 32 am sogenannten Spike-Protein, mit dem das Coronavirus an der Wirtszelle andockt. Die Sorge ist groß, dass Omikron deshalb infektiöser ist als die vorherigen Varianten - und die aktuellen Impfstoffe weniger wirksam sind.
Allerdings weisen die bisherigen Fälle auf einen offenbar leichteren Verlauf der Erkrankung hin - dies hatten vor der Ema bereits der US-Präsidentenberater Anthony Fauci und südafrikanische Forscher erklärt.
Die Antikörper scheinen "nicht mehr so gut" gegen die Virusvariante Omikron zu wirken, sagt Jörg Timm, Leiter der Virologie der Uniklinik Düsseldorf. Dennoch bleibt er "optimistisch, dass die Schutzwirkung gegen schwere Verläufe erhalten bleibt".
WHO-Beobachtungen decken sich mit Erkenntnissen der Ema
Die Meldung der Ema deckt sich mit Erkenntnissen aus Südafrika, denen zufolge eine Infektion mit der neuen Coronavirus-Variante nicht so häufig zu schwereren Krankheitsverläufen zu führen. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO vom Donnerstag lag die Intensivbettenbelegung in Südafrika zwischen dem 14. November und 4. Dezember bei 6,3 Prozent. Dies sei relativ niedrig im Vergleich zu der dritten Welle im Juli, die in Südafrika von der Delta-Variante dominiert wurde, so die WHO.
Viele stellen sich die Frage: Führt Covid-19 wirklich zu mehr Todesfällen als üblich? „Ja, und zwar ziemlich deutlich“, so das Statistische Bundesamt.
Im gleichen Zeitraum seien in dem am stärksten von Corona-Neuinfektionen betroffenen Bezirk in Südafrika 1.200 Menschen stationär aufgenommen worden, jedoch hätten lediglich 98 Patienten zusätzlichen Sauerstoff benötigt, und nur vier Patienten mussten beatmet werden, sagte die WHO. Es handele sich hierbei jedoch um erste Erkenntnisse auf einer schmalen statistischen Basis, ein vollständigeres Bild werde sich in den kommenden Wochen ergeben, betonte die WHO.
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