Wie wirksam sind bisherige Impfstoffe gegen die Corona-Variante Omikron? Moderna befürchtet eine geringere Wirksamkeit, Biontech erwartet einen Schutz vor schweren Verläufen.
Angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus steigt die Sorge um die Wirksamkeit der vorhandenen Impfstoffe. Der Chef des US-Herstellers Moderna, Stéphane Bancel, geht von einer "erheblichen Abnahme" der Schutzwirkung aus, wie er in der "Financial Times" sagte.
Moderna-Chef bei Wirksamkeit skeptisch
Virologen und Impfstoffhersteller hatten sich bislang zuversichtlich gezeigt, dass die existierenden Impfstoffe auch gegen die neue Variante gut wirken. Bancel erklärte nun allerdings:
Er verwies auf Angaben von Wissenschaftlern, wonach 32 der 50 bei Omikron festgestellten Mutationen das Spike-Protein betreffen. Dieses Protein auf der Oberfläche des Virus wird von den Impfstoffen genutzt, um eine Immunreaktion gegen das Coronavirus hervorzurufen.
Biontech: Wahrscheinlich Schutz vor schweren Verläufen
Biontech-Chef Ugur Sahin erwartet hingegen, dass der bestehende Covid-19-Impfstoff seines Mainzer Unternehmens und des US-Partners Pfizer auch bei Omikron Schutz vor schweren Infektionen bietet.
Sahin sagt, er gehe davon aus, "dass dieser Schutz noch ausgeprägter ist, wenn die Menschen ihre dritte Impfung bekommen haben". Es gebe aus seiner Sicht keinen Grund, besonders beunruhigt zu sein. Beunruhigend sei allerdings, dass viele Menschen noch nicht geimpft seien.
Mehr Klarheit über die Wirksamkeit der bestehenden Impfstoffe erwartet er nach der Auswertung von Labortests in rund zwei Wochen.
Astrazeneca: Keine Hinweise auf mangelnden Schutz
Die Universität Oxford, Partner des Impfstoffherstellers Astrazeneca, sieht bislang keine Hinweise auf einen mangelnden Schutz vor schweren Krankheitsverläufen bei Omikron. Die Wirksamkeit des mit Astrazeneca entwickelten Vakzins werde genau untersucht. Es gebe bisher nur begrenzt Daten. Sollte es aber notwendig sein, könnte rasch eine neue Version des Impfstoffs entwickelt werden.
Mehrere Impfstoffhersteller haben bereits angekündigt, ihre Impfstoffe zu prüfen und gegebenenfalls ein an die Omikron-Variante angepasstes Vakzin zu entwickeln. Moderna-Chef Bancel zufolge dürfte dies allerdings einige Monate dauern.
Omikron zirkuliert bereits länger in Europa
Die neue Coronavirus-Variante war am vergangenen Donnerstag aus Südafrika gemeldet worden. Die WHO stuft den Erreger als "besorgniserregend" ein und warnt vor einem "sehr hohen" weltweiten Risiko. In Südafrika rechnen Experten mit explodierenden Fallzahlen.
Insbesondere in Europa scheint Omikron bereits zu zirkulieren. In Schottland gehen sechs bestätigte Fälle wohl auf eine Übertragung im Land selbst und nicht auf Auslandsreisen zurück. In den Niederlanden wiesen die Behörden den neuen Erreger in rund zehn Tage alten Testproben nach. Bei diesen Fällen ist bisher unklar, ob sich die Infizierten im Süden Afrikas aufgehalten hatten. Ein in Deutschland positiv auf Omikron getesteter Mann war bereits am 21. November aus Südafrika eingereist.
Statistiken aus Südafrika deuten darauf hin, dass die Omikron-Variante deutlich ansteckender ist als bisherige Varianten. Einschätzungen südafrikanischer Ärzte zufolge könnte der Krankheitsverlauf im Allgemeinen aber milder ausfallen als bei vorherigen Varianten. Laut WHO wurden bislang keine Todesfälle im Zusammenhang mit der Omikron-Variante gemeldet.
- Was wir bisher über Omikron wissen
Die neue Coronavirus-Variante Omikron breitet sich rasant aus. Was bisher über Symptome, Krankheitsschwere und den Einfluss auf Impfungen bekannt ist: ein Überblick.