Die Corona-Pandemie trifft Kinder und Jugendliche besonders - bis heute. Der Bund versucht nun, mit mehreren Maßnahmen gegenzusteuern. Ein Überblick.
Mittlerweile wurden Fehler der Corona-Pandemie benannt: Die Bedürfnisse der Kinder hatten keine Priorität. Um Langzeitfolgen zu verhindern, will die Regierung jetzt gegensteuern.
Mehr Lernprobleme, Depressionen oder Essstörungen: Die Corona-Pandemie hat bis heute weitreichende Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen.
"Derzeit sind immer noch 73 Prozent psychisch belastet", erklärten die Bundesministerien für Familie und Gesundheit unter Berufung auf den Bericht einer interministeriellen Arbeitsgruppe, der heute im Kabinett verabschiedet wurde.
Für Menschen mit psychischen Problemen hat die Corona-Pandemie das Leben noch schwerer gemacht, denn Therapien waren oft unmöglich. Die Krankenkassen versuchen dagegen zu steuern.
Erstellt wurde der Bericht von der interministeriellen Arbeitsgruppe "Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona". Die Empfehlungen im Überblick:
Schnellerer Zugang zu Therapie
Das Gesundheitswesen müsse seinen Beitrag leisten, "um junge Menschen bei der Bewältigung der psychischen und psychosozialen Belastungen der Pandemie zu unterstützen", betonte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). "Daher kümmern wir uns um einen schnelleren Zugang zur therapeutischen Versorgung."
In der Pandemie sei deutlich geworden, "wie wichtig niedrigschwellige Beratungs- und Hilfsangebote vor Ort sind", heißt es in dem Bericht. Bei stärkeren psychischen Belastungen und psychischen Erkrankungen sei "die zügige Vermittlung in die Angebote des medizinischen Versorgungssystems wichtig".
Immer mehr Menschen suchen Hilfe wegen psychischer Probleme. Doch oft müssen sie lange auf einen Therapieplatz warten. Es fehlten Kassensitze für Psychotherapeuten, klagen deren Vertreter.
"Erste psychische Hilfe" an Schulen
Außerdem empfiehlt die Arbeitsgruppe "den Ausbau schulpsychologischer Dienste". Ab kommendem Schuljahr unterstützen, laut Bericht, Mental Health Coaches an Schulen bei Fragen zur mentalen Gesundheit und bei akuten psychischen Krisen. Sie sollen Kindern und Jugendlichen bei Sorgen und Problemen zur Seite stehen und in akuten Krisen eine "Erste Psychische Hilfe" sowie weitere Hilfe vermitteln.
Mehr Anspruch auf Beratung und Unterstützung
Im Bereich der Kinder- und Familienhilfe gebe es durch den Bund neu geschaffene Rechtsansprüche auf Beratung und Unterstützung, heißt es in der Erklärung der Minister mit Blick auf das Jugendstärkungsgesetz. So könnten Kinder nun beim Jugendamt psychosoziale Beratung in Anspruch nehmen, ohne dass ihre Eltern darüber informiert werden.
Diese digitalen Angebote können insbesondere jungen Menschen in Krisen helfen.
Bund kann Kommunen bei Kitabetreuung finanziell helfen
Der Bericht verweist darauf, dass die Unterstützung häufig in den Aufgabenbereich von Ländern und Kommunen falle. Der Bund könne hier aber koordinierend und mit Finanzhilfen eingreifen. Paus und Lauterbach verwiesen unter anderem darauf, dass der Bund in den Jahren 2023 und 2024 die Länder im Bereich Kindertagesbetreuung unterstütze.
Unterstützung nach der Geburt
Auch bei Familien mit jüngeren Kindern soll es mehr Angebote geben. Insgesamt stehen dafür laut Bericht 56 Millionen Euro zur Verfügung. Unter anderem, um Familien mit Belastungen direkt nach der Geburt über Willkommensbesuche oder Lotsendienste zu erreichen und beispielsweise durch Familienhebammen zu unterstützen.
- Das lange Warten auf mehr Therapieplätze
Wer sich bei Ängsten oder Depressionen Hilfe sucht, findet oft keinen Therapieplatz; seit Jahren ist das so. Dabei hatte die Ampel versprochen, mehr Kapazitäten zu schaffen.