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Interview

Pfleger Jorde zur Impfpflicht : "Irgendwie fehlt es mir an den Fakten"

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Intensivpfleger Alexander Jorde kritisiert die Debatte um die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Diese basiere zu wenig auf Fakten und lenke von der allgemeinen Impfpflicht ab.

Der Bundestag hat sie beschlossen, doch Bayern und andere Länder haben sie ausgesetzt - die einrichtungsbezogene Impfpflicht erhitzt die Gemüter. Bis zum Inkrafttreten am 15. März muss noch vieles geklärt werden. Gestern äußerte sich dazu Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek im heute journal update und forderte klare Richtlinien und Übergangszeiten für die Einführung der Impfpflicht in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

Nun meldete sich bei ZDFheute live der Intensivpfleger Alexander Jorde zu Wort. Jorde ist unter anderem auch Autor des Buchs "Kranke Pflege. Gemeinsam aus dem Notstand".

Er sieht die einrichtungsbezogene Impfpflicht "nicht als unbedingt notwendig an". Nicht, weil es keine Impfpflicht brauche, so Jorde, sondern weil der Fokus eigentlich auf der allgemeinen Impfpflicht liegen sollte. Er könne nicht nachvollziehen, warum dieses Thema "im Moment so rausgezögert wird".

[Die allgemeine Impfpflicht] ist am Ende das entscheidende Instrument, um die Pademie zum Ende zu bringen.
Alexander Jorde, Krankenpfleger

Debatte fördere negatives Bild des Pflegeberufs

Für Jorde fördere der Streit um die einrichtungsbezogene Impfpflicht ein falsches Bild des Pflegeberufs und der Menschen, die in dieser Branche arbeiten. Die Menschen in der Pflege seien da gewesen für Patienten, auch in Zeiten als Schutzausrüstung wie Maske noch Mangelware und noch keine Impfstoffe gegen das Coronavirus entwickelt waren.

Das haben wir alles über uns ergehen lassen und jetzt wird so eine Debatte geführt, die den Eindruck erweckt, als seien wir die Pandemietreiber, und das finde ich schon sehr schade.
Alexander Jorde, Krankepfleger

Zweifel am drohenden Versorgungsnotstand durch die Impfpflicht

Jorde sagte außerdem, dass er Zweifel an den Befürchtungen habe, wonach zu viele Pflegekräfte aus dem Beruf scheiden könnten, wenn die Impfpflicht käme. Für diese Behauptung läge bisher keine repräsentative Datengrundlage vor, die die Bereitschaft zur Impfung unter Pflegerinnen und Pflegern abfragt und auch mit anderen Berufsgruppen vergleicht.

Am Vormittag hatte die Behindertenhilfe der Caritas ein Moratorium für die einrichtungsbezogene Impfpflicht gegen Corona gefordert. Bei einer Blitzumfrage unter den 1.100 Mitgliedern des katholischen Behindertenverbandes habe innerhalb eines Tages mehr als jede zehnte Einrichtung die Sorge geäußert, bei einer Impfpflicht ihre Angebote nicht oder nicht vollständig aufrechterhalten zu können.

"Ich möchte einfach, wenn man so ein Debatte führt, dann sollte das auch faktenbasiert sein", so Jorde. "Und irgendwie fehlt es mir an den Fakten." Die Bedenken würden zwar von manchen Einrichtungen geäußert, aber:

Eine breite Datengrundlage, die das auch belegt, das sich viele Pflegekräfte eben nicht impfen lassen wollen, die wurde mir noch nicht vorgelegt.
Alexander Jorde, Krankepfleger

Regionale Unterschiede bei der Impfbereitschaft

Es sei sicherlich möglich, die Bereitschaft zur Impfung von Region zu Region unterschiedlich ausfällt, so Jorde weiter. Gerade in Ostdeutschland gebe es Gebiete, in denen weniger Menschen gegen Corona geimpft seien. Dies sei aber keine Besonderheit der Pflegebranche, sondern spiegle sich auch im Rest der Bevölkerung. Sein Eindruck sei vielmehr, dass Pflegekräfte eine größere Motivation hätten, sich mit der Impfung zu schützen, da sie dem Virus bei ihrer täglichen Arbeit sehr oft sehr nah kommen:

Wenn so ein Patient vor Ihnen liegt, der wach ist, höchstinfektiös ist und Sie anhustet, [...] dann wollen Sie so schnell wie möglich geimpft werden.
Alexander Jorde, Krankepfleger

Gerade weil die Beschäftigten in der Pflege aus erster Hand wüssten, wie schwer die Erkrankungen mit Covid-19 sein können, hätten sie ein großes Interesse am Schutz der Impfung.

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31.05.2023
von Sven Rieken
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