Während die Corona-Regeln in Deutschland über die Feiertage leicht gelockert werden, gelten anderswo strenge Beschränkungen. Und in manchen Ländern ist alles fast wie immer.
Straßensperren statt Strandpartys in Südafrika, Fahrverbote in Peru. Maximal sechs Leute am Tisch in Frankreich, 15 in Chile, in Brasilien so viele wie man will: Weihnachten unter Corona-Beschränkungen, das sieht von Land zu Land anders aus. Weltweit wird nach dem Rezept gesucht, wie Menschen die Feiertage sicher zusammen verbringen können. Ein kleiner Überblick.
Brasilien
Das Land ist im weltweiten Vergleich am zweitschwersten von der Pandemie getroffen worden. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Brasilien befindet sich auf dem besten Weg, bald so hoch wie zum Höhepunkt der ersten Welle zu sein.
Doch Weihnachten 2020 dürfte dort so aussehen wie in normalen Zeiten. In Rio de Janeiro waren am Wochenende zig Strände und Restaurants voll. Landesweite Beschränkungen vor den Feiertagen sind nicht verhängt worden. Im Bundesstaat São Paulo ordnete Gouverneur João Doria allerdings an, dass rund um Weihnachten und Neujahr bloß lebenswichtige Geschäfte geöffnet haben dürfen - also etwa Supermärkte und Apotheken.
- Rios Partyszene feiert trotz Corona
Während die Clubs in Berlin, London oder New York geschlossen sind, feiern die Menschen in Rio de Janeiro trotz Corona. Zuletzt gingen die Infektionszahlen trotzdem zurück.
Großbritannien
Die neue, möglicherweise ansteckendere Coronavirus-Variante hat im Vereinigten Königreich alle Pläne gesprengt, die Beschränkungen über die Feiertage zu lockern. Ursprünglich wollten die Behörden um den 25. Dezember Zusammenkünfte von bis zu drei Haushalten erlauben. Das wird nichts - in England, Schottland, Wales und Nordirland gelten diverse Shutdowns. In London und im Südosten von England dürfen sich unterschiedliche Haushalte gar nicht drinnen treffen.
Indes steht die Zahl der Neuinfektionen auf Rekordhöhe. Die Krankenhäuser dürften bald ihre Kapazitäten ausgeschöpft haben.
Italien
"Corona-Stufen" werden die kommenden Tage in Italien bestimmen. "Rot" gilt in der Zeit vom 24. bis 27. Dezember, wenn landesweit alle Läden außer Supermärkte, Apotheken und Friseure geschlossen haben. Zwei Menschen, gegebenenfalls mit Kindern unter 14, dürfen das Haus eines anderen Familienmitglieds besuchen. Restaurants und Cafés dürfen nur Speisen zum Mitnehmen oder Liefern anbieten.
Vom 28. bis 30. Dezember gelten "orangefarbene" Regeln, nicht lebenswichtige Shops dürfen dann wieder öffnen, Restaurantgänge bleiben verboten. "Rot" wird es danach wieder vom 31. Dezember bis zum 3. Januar.
Libanon
Anders als die anderen macht es der Libanon - und lockert die Corona-Regeln während der Feiertage. Zehntausende Libanesen sind den Erwartungen nach bereits aus dem Ausland in die Heimat gereist, um mit Angehörigen zu feiern. Und die libanesischen Behörden hoffen auf einen Geldsegen durch die sogenannten Expats (Leute, die für einen begrenzte Zeit - meistens zu Arbeitszwecken - im Ausland leben, Anm. d. Red.).
Vergangene Woche erlaubte das Innenministerium die Wiederöffnung von Nachtclubs, untersagte aber das Tanzen. In den sozialen Medien löste das eine Debatte darüber aus, was Tanzen ausmacht. Das libanesische Gesundheitswesen ist nicht nur durch die Pandemie unter Druck geraten, sondern auch durch die Hafenexplosion im Sommer in Beirut. Mindestens drei Kliniken wurden dabei zerstört.
Südafrika
Weniger Alkoholverkäufe, eine Ausgangssperre in der Nacht und geschlossene Strände: So will Südafrika gegen steigende Infektionszahlen in der Weihnachtszeit vorgehen. Die Regierung appelliert an die Bevölkerung, große Feiern zu meiden. Allerdings sind drinnen Zusammenkünfte mit bis zu 100 Personen erlaubt, draußen mit bis zu 250.
Alkohol darf nur von Montag bis Donnerstag verkauft werden und die Strände sind an den Feiertagen dicht. Außerdem stellte die Polizei Straßensperren auf, um eine zweite Infektionswelle zu bremsen, die nach Ansicht von Behörden und Wissenschaftlern durch eine neue Virus-Variante befeuert wurde. Dieser Strang unterscheidet sich von dem ebenfalls neu entdeckten Strang in Großbritannien.
Manche Länder haben bereits Flüge aus Südafrika gestoppt, wo sich die Zahl der wöchentlichen Infektionen und Todesfälle über die vergangenen zwei Wochen verdoppelt hat.
Südkorea
Von Heiligabend bis mindestens zum 3. Januar verbieten die südkoreanischen Behörden Zusammenkünfte von fünf oder mehr Personen. Restaurants drohen bei der Bedienung solcher Gruppen Geldbußen von umgerechnet bis zu 2.200 Euro. Nationalparks und Küstengebiete werden geschlossen - üblicherweise reisen dorthin Tausende Menschen, um an Neujahr den Sonnenaufgang zu bewundern.
In den vergangenen Wochen hat sich die Metropolregion Seoul zum Epizentrum eines neuen Ausbruchs entwickelt und die Krankenhäuser an die Belastungsgrenze gebracht. Die Regierung steht wegen ihres Umgangs mit dem neuerlichen Ausbruch in der Kritik. Zu Beginn des Jahres hatte sie noch weltweit Lob für ihre Reaktion auf die Pandemie eingeheimst.
USA
Auf Bundesebene gibt es keine Reisebeschränkungen während der Weihnachtszeit, jeder US-Staat entscheidet für sich. In den vergangenen Tagen wurden Millionen Passagiere an den Flughäfen verzeichnet - ungeachtet des jüngsten Anstiegs bei den Corona-Neuinfektionen.
Laut einer Prognose des Automobilverbands AAA werden über die Feiertage fast 85 Millionen Amerikanerinnen und Amerikaner unterwegs sein, 29 Prozent weniger als 2019. Im Vergleich zum Rest der Welt haben die USA die mit Abstand meisten Infektionen und Todesfälle mit dem Coronavirus verbucht.