Der Corona-Erklärer des RKI:Lothar Wieler tritt überraschend ab
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Er war eines der bekanntesten Gesichter der Corona-Krise in Deutschland: Nun verlässt Lothar Wieler das RKI - im Einvernehmen mit Gesundheitsminister Lauterbach. Ein Porträt.
Lothar Wieler, Präsident Robert Koch-Institut (RKI). Archivbild
Quelle: epa
Die entspannte Coronalage bescherte Lothar Wieler den ruhigsten Jahreswechsel seit dem Ausbruch der Pandemie vor knapp drei Jahren. Hat der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI) diese Ruhe zum Nachdenken genutzt, um nun mit 61 Jahren seiner Karriere eine neue Wendung zu geben?
Wielers, am Mittwoch verkündeter, Rückzug kommt jedenfalls völlig überraschend - mit ihm tritt eines der bekanntesten Gesichter der Corona-Krise in Deutschland ab. Im März wird Wieler seine letzten Arbeitstage im RKI haben.
RKI lieferte Grundlage für Corona-Shutdown
Der März ist eine Art Schicksalsmonat für den scheidenden Präsidenten. Denn im März 2020 versetzte die damalige Bundesregierung - auch auf Grundlage seines Rats - Deutschland in einen Ausnahmezustand, der in der Geschichte beispiellos war: Schulen wurden geschlossen, Kontakte wie nie zuvor eingeschränkt, Gaststätten, Friseure und ähnliche Betriebe mussten die Arbeit einstellen.
Dies waren zwar politische Entscheidungen. Sie gründeten aber auf den wissenschaftlichen Auseinandersetzungen im RKI mit dem Coronavirus und den Empfehlungen zur bestmöglichen Bekämpfung. Regelmäßig sahen Millionen zu, wie Wieler mit klaren Worten und eindringlicher Stimme die aktuelle Coronalage beschrieb, an seiner Seite immer wieder der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und später dessen Nachfolger Karl Lauterbach (SPD).
Wieler zeigt sich am Ende selbstkritisch
47 Auftritte - so zählte es die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" - hatte allein Wieler vor der Bundespressekonferenz. Im Gespräch mit der Zeitung zeigte sich der RKI-Präsident vor gut einem Monat selbstkritisch.
Konkret nannte er die Kommunikation des RKI zu den sich verändernden Empfehlungen, wie lange sich eine infizierte Person isolieren sollte. "Ich glaube, dass nicht alle Menschen nachvollzogen haben, wie sich die Erkenntnisse über das Virus mit der Zeit verändert haben und warum das dann zu anderen Schlussfolgerungen führte." Er hätte sich für manches wohl zum Erklären mehr Zeit nehmen müssen, und auch das Vorwissen der Menschen habe er wohl etwas überschätzt.
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Scharfe Kritik an Politikern
Nichts zurückzunehmen hatte Wieler allerdings daran, dass er immer wieder Politiker attackierte, weil sie seiner Auffassung nach zu zögerlich oder falsch agierten. Er forderte Oberbürgermeister und Landräte unverhohlen auf, endlich ihren Job zu machen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) donnerte er den Satz entgegen:
Die Aufgabe eines RKI-Präsidenten war in den Jahrzehnten davor nie darauf ausgerichtet, so im Mittelpunkt zu stehen. Und auch den seit 2015 an der Spitze des Robert-Koch-Instituts stehenden Wieler kannten vor der Corona-Pandemie vor allem Fachleute.
Wieler ist von Hause aus Veterinär. 1998 wurde er Professor und dann geschäftsführender Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Tierseuchen an der Freien Universität Berlin, bevor er das Amt des RKI-Präsidenten übernahm.
In dieser Rolle wurde Wieler zum Überbringer der schwierigen Neuigkeiten zur Corona-Lage.
Rückzug im Einvernehmen mit Lauterbach
Spätestens seit der Entspannung auf diesem Gebiet und mit dem Regierungswechsel zur Ampel-Koalition geriet allerdings auch Wieler immer wieder in die Kritik. Als etwa das RKI vor knapp einem Jahr den Genesenenstatus quasi über Nacht von sechs auf drei Monaten verkürzte, griff auch Bundesgesundheitsminister Lauterbach die "Kommunikationsfehlleistung" an.
Der Rückzug Wielers soll nun im Einvernehmen mit Lauterbach erfolgen. Ob auch Ärger aus der Vergangenheit eine Rolle spielte, ist nicht bekannt. Allerdings hinterlässt Wieler einen Abschiedssatz, der eine klare Warnung an die Politik ist, sich nicht in die Belange des RKI einzumischen:
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