Corona scheint in diesem Sommer für die Menschen kaum Thema zu sein. Doch gleichzetig rollt die Sommerwelle über das Land. Ein Ende ist laut RKI nicht in Sicht.
Trotz hochsommerlicher Temperaturen kommt die laufende Corona-Welle nicht zum Erliegen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der nachgewiesenen Infektionen sei in der vergangenen Woche wieder leicht angestiegen, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Wochenbericht vom Donnerstagabend.
In der Woche zuvor war die Inzidenz laut RKI weitgehend unverändert geblieben.
Bereits seit einigen Wochen steigt die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, wieder an. Mit Stand vom Mittwoch liege ihre Zahl bei 1.330, schreibt das RKI unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Eine Woche zuvor waren es 1.238. Auch die Sterbefallzahlen stiegen an, allerdings bisher nur leicht.
Deutlich mehr Intensiv-Patienten - aber keine steigende Belastung?
Wie stark die Belastung der Intensivstationen in den kommenden Wochen zunehmen wird, ist schwer abzuschätzen. "Ich glaube nicht, dass die 1.500 Patienten überschritten werden", sagt Andreas Schuppert von der RWTH Aachen.
Mit der momentan vorherrschenden Mutante sei die Liegezeit im Vergleich zu Delta und vorher deutlich kürzer, auch der Anteil beatmungspflichtiger Patienten sei deutlich niedriger.
Omikron weiter dominierend
Auf den Normalstationen im Krankenhaus ist die Lage laut RKI momentan relativ stabil. In der vergangenen Woche habe es insgesamt 3.300 neue Krankenhausaufnahmen aufgrund einer schweren Atemwegsinfektion und Covid-19 gegeben. Zuvor waren es 3.100.
Unverändert hoch ist laut Wochenbericht auch die Zahl der Menschen, die wegen einer akuten Atemwegserkrankung einen Arzt aufsuchen. In der zurückliegenden Woche seien 1,2 Millionen Arztbesuche aus diesem Grund verzeichnet worden, bei Erwachsenen sei die Zahl bis zu dreimal höher als in dieser Jahreszeit üblich.
Im Vergleich zum Vorjahr liegen mehr als doppelt so viele Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen. Dem gegenüber stehen immer weniger Klinikmitarbeiter, da viele selbst wegen Corona ausfallen.
Der bei Weitem überwiegende Anteil der Infektionen geht laut RKI auf die seit Mitte Juni dominierende Omikron-Subline BA.5 und die ihr zugeordneten Subtypen zurück. Ihr Anteil an den analysierten Proben liege inzwischen bei 87 Prozent, andere Varianten seien fast vollständig verdrängt, heißt es im Wochenbericht.
Dittmer: Welle "noch nicht gebrochen"
Entwarnung könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geben, sagt Ulf Dittmer, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Essen. "Die Welle ist noch nicht gebrochen."
Auch die Modellierungen eines Expertenteams um Kai Nagel von der TU Berlin legen diesen Schluss nahe.
Die Modelle zeigten dann eine längere Phase mit vielen Neuinfektionen an.
Es gäbe "2000 Betten weniger" als 2021, jedoch "doppelt so viele Corona-Patienten", so Prof. Gernot Marx, Präsident der medizinischen Fachgesellschaft DIVI, zur hohen Belegung mit Corona-Patienten.
Hilft Infektion bei Immunisierung?
Helfen die vielen Infektionen der vergangenen - und der kommenden - Wochen wenigstens dabei, die Immunität der Bevölkerung zu verbessern und die Lage im Herbst und Winter zu vereinfachen?
Das ist den Experten zufolge fraglich.
"Man kann sich also nicht sonderlich sicher fühlen in Bezug auf Infektionen im Winter, wenn man jetzt im Sommer infiziert war, es gibt ganz klar Re-Infektionen", so Zeeb.
- Kann man auch zu oft geimpft werden?
Angesichts hoher Corona-Zahlen fragen sich auch jüngere Menschen, ob sie eine zweite, an Omikron angepasste Boosterimpfung brauchen. Kann es zu einer "Überimmunisierung" kommen?