Corona-Sommerwelle: Noch keine Entspannung in Sicht laut RKI

    RKI-Wochenbericht:Sommerwelle: Noch keine Entspannung in Sicht

    22.07.2022 | 08:02
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    Corona scheint in diesem Sommer für die Menschen kaum Thema zu sein. Doch gleichzetig rollt die Sommerwelle über das Land. Ein Ende ist laut RKI nicht in Sicht.

    Das neue Corona-Konzept für den Herbst soll auch eine Maskenpflicht enthalten.
    Das neue Corona-Konzept für den Herbst soll auch eine Maskenpflicht enthalten.
    Quelle: dpa

    Trotz hochsommerlicher Temperaturen kommt die laufende Corona-Welle nicht zum Erliegen. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz der nachgewiesenen Infektionen sei in der vergangenen Woche wieder leicht angestiegen, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Wochenbericht vom Donnerstagabend.

    Der Anstieg betraf vor allem Bundesländer in der Mitte und im Süden des Landes und insbesondere die Altersgruppen ab 70 Jahre.

    RKI-Wochenbericht, 21.7.2022

    In der Woche zuvor war die Inzidenz laut RKI weitgehend unverändert geblieben.
    Bereits seit einigen Wochen steigt die Zahl der Menschen, die mit Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt werden müssen, wieder an. Mit Stand vom Mittwoch liege ihre Zahl bei 1.330, schreibt das RKI unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). Eine Woche zuvor waren es 1.238. Auch die Sterbefallzahlen stiegen an, allerdings bisher nur leicht.

    Deutlich mehr Intensiv-Patienten - aber keine steigende Belastung?

    Wie stark die Belastung der Intensivstationen in den kommenden Wochen zunehmen wird, ist schwer abzuschätzen. "Ich glaube nicht, dass die 1.500 Patienten überschritten werden", sagt Andreas Schuppert von der RWTH Aachen.

    Das steht aber unter dem Vorbehalt, dass die Welle sich nicht weiter aufsteilt, sondern nur noch flach bis abnehmend verläuft.

    Andreas Schuppert, RWTH Aachen

    Mit der momentan vorherrschenden Mutante sei die Liegezeit im Vergleich zu Delta und vorher deutlich kürzer, auch der Anteil beatmungspflichtiger Patienten sei deutlich niedriger.

    Omikron weiter dominierend

    Auf den Normalstationen im Krankenhaus ist die Lage laut RKI momentan relativ stabil. In der vergangenen Woche habe es insgesamt 3.300 neue Krankenhausaufnahmen aufgrund einer schweren Atemwegsinfektion und Covid-19 gegeben. Zuvor waren es 3.100.
    Unverändert hoch ist laut Wochenbericht auch die Zahl der Menschen, die wegen einer akuten Atemwegserkrankung einen Arzt aufsuchen. In der zurückliegenden Woche seien 1,2 Millionen Arztbesuche aus diesem Grund verzeichnet worden, bei Erwachsenen sei die Zahl bis zu dreimal höher als in dieser Jahreszeit üblich.
    Im Vergleich zum Vorjahr liegen mehr als doppelt so viele Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen. Dem gegenüber stehen immer weniger Klinikmitarbeiter, da viele selbst wegen Corona ausfallen. 11.07.2022 | 1:47 min
    Der bei Weitem überwiegende Anteil der Infektionen geht laut RKI auf die seit Mitte Juni dominierende Omikron-Subline BA.5 und die ihr zugeordneten Subtypen zurück. Ihr Anteil an den analysierten Proben liege inzwischen bei 87 Prozent, andere Varianten seien fast vollständig verdrängt, heißt es im Wochenbericht.

    Dittmer: Welle "noch nicht gebrochen"

    Entwarnung könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geben, sagt Ulf Dittmer, Leiter des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Essen. "Die Welle ist noch nicht gebrochen."
    Auch die Modellierungen eines Expertenteams um Kai Nagel von der TU Berlin legen diesen Schluss nahe.

    Momentan beobachten wir in unserem Modell, bedingt durch die Schulferien, eine Dämpfung der Sommerwelle. Nach den Sommerferien geht unser Modell davon aus, dass die BA.5-Welle durch Reiserückkehrer und auch durch den Schulbeginn wieder Auftrieb bekommt.

    Kai Nagel, TU Berlin

    Die Modelle zeigten dann eine längere Phase mit vielen Neuinfektionen an.
    Es gäbe "2000 Betten weniger" als 2021, jedoch "doppelt so viele Corona-Patienten", so Prof. Gernot Marx, Präsident der medizinischen Fachgesellschaft DIVI, zur hohen Belegung mit Corona-Patienten.11.07.2022 | 4:48 min

    Hilft Infektion bei Immunisierung?

    Helfen die vielen Infektionen der vergangenen - und der kommenden - Wochen wenigstens dabei, die Immunität der Bevölkerung zu verbessern und die Lage im Herbst und Winter zu vereinfachen?
    Das ist den Experten zufolge fraglich.

    Die hohen Fallzahlen jetzt haben natürlich bei vielen Menschen die Immunität via Infektion noch mal angestoßen, andererseits haben wir es doch mit Varianten mit hohem Immunfluchtpotenzial zu tun

    Hajo Zeeb, Leibnitz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie, Bremen

    "Man kann sich also nicht sonderlich sicher fühlen in Bezug auf Infektionen im Winter, wenn man jetzt im Sommer infiziert war, es gibt ganz klar Re-Infektionen", so Zeeb.

    Angepasste Booster gegen Corona
    :Kann man auch zu oft geimpft werden?

    Angesichts hoher Corona-Zahlen fragen sich auch jüngere Menschen, ob sie eine zweite, an Omikron angepasste Boosterimpfung brauchen. Kann es zu einer "Überimmunisierung" kommen?
    von Katja Belousova und Oliver Klein
    Archiv: Eine Assistentin zieht eine Impfdosis auf.
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    Quelle: dpa

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