Die Mosel trennt momentan Shutdown von Lockerungen. Während in Luxemburg der Einzelhandel seine Türen offen hat, sind sie im Saarland zu. Das sorgt für Unmut in der Grenzregion.
Vor dem Europa-Museum in Schengen wehen die Fahnen der EU-Mitgliedsstaaten. Dazwischen tollen Kinder herum, spielen Fangen. Die Türen stehen offen. Die Parkplätze sind voll. Die Infektionszahlen in Luxemburg sinken.
Das Land testet sehr viel. Deshalb können seit dem 11. Januar Kultur- und Sporteinrichtungen wieder besucht werden. Auch der Einzelhandel hat geöffnet. In den Schulen läuft der Präsenzunterricht. Einen Kilometer weiter, über die Mosel hinweg, im saarländischen Perl ist die Situation eine andere.
In Luxemburg sind die Geschäfte offen und es ist Winterschlussverkauf, in Deutschland ist alles geschlossen. Viele Bürger in der Grenzregion hoffen trotzdem weiter auf offene Grenzen.
Saarländische Einzelhändler fühlen sich benachteiligt
Vanessa Klein steht ganz alleine in ihrer Modeboutique. Das Geschäft ist eine Institution im Ort, hat eine 100-jährige Tradition. Im Lager stapeln sich die Schuhe der Winterkollektion. Die konnte sie nicht mehr verkaufen. Der Shutdown zwang sie zu kreativen Lösungen: Es gibt jetzt einen Schuh-Drive-In. Trotzdem fürchtet sie, viele Kunden zu verlieren.
Das sieht auch Sabine Jänke so. Sie betreibt ein kleines Schreibwarengeschäft in direkter Nachbarschaft. Jänke ist enttäuscht darüber, dass Discounter öffnen dürfen, kleine Geschäfte aber nicht. "Hier steckt sich doch keiner an. Wo kann man besser die Hygienemaßnahmen einhalten als hier?"
Dabei hat sie noch Glück: Ihr "Papierstübchen" ist beliebter Anlaufpunkt für viele Luxemburger, die sich hierher ihre Pakete schicken lassen. Der Versandhandel erlaubt es ihr, weiterhin zu öffnen. Viele Luxemburger, die an diesem Tag ihren Laden besuchen, befürchten allerdings Grenzschließungen wie vergangenes Jahr im Frühling.
Streit um die richtige Shutdown-Strategie
Das ist nicht ganz unbegründet. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans kritisierte die Lockerungen Anfang Januar mit den Worten "verantwortungslos" und sprach von einer "Belastung für die Großregion".
Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn verweist auf Luxemburgs extrem strenge Ausgangsbeschränkungen an Weihnachten und kontert:
Ralf Uhlenbruch, Bürgermeister von Perl, und sein Schengener Pendant Michel Gloden haben sich vor dem Schengener Europamuseum verabredet, sie treffen sich regelmäßig. "Hier haben wir ein Europa im Kleinen und Europa kann nur groß werden, wenn's im Kleinen funktioniert," da ist sich Gloden sicher. Knapp 49.000 Menschen pendeln täglich von Deutschland nach Luxemburg zur Arbeit. Und das soll auch so bleiben.
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