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Interview

Schüler klagen Politik an : "Es wird viel geredet, aber nicht gehandelt"

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Unter dem Hashtag #WirWerdenLaut haben über 100 Schülersprecher*innen einen offenen Brief an die Politik verfasst. Initiatorin Körner erklärt ihren Unmut über die Corona-Politik.

In einem offenen Brief von Schülervertretern, der im Netz unter dem Hashtag #WirWerdenLaut geteilt wird, werfen die Schüler*innen der Politik derzeit vor, sie im Stich zu lassen. Das Schreiben richtet sich an Karin Prien (Präsidentin der Kultusministerkonferenz, CDU), Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP), Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und die Bundesländer. Stand Freitagnachmittag haben mehr als 80.000 Personen den Aufruf unterzeichnet.

Laura Körner ist 18 Jahre alt und eine der führenden Schülersprecher*innen, die sich für den offenen Brief zusammengeschlossen haben. Die Bonner Gymnasiastin erklärt im Interview mit der ZDF-Sendung "Volle Kanne", warum Schüler*innen in der Pandemie weinen und wie groß ihre Ratlosigkeit bei positiven Testergebnissen ist.

ZDF: Frau Körner, Bildungspolitiker der Länder und auch die Bundesregierung beteuern, dass sie sich um die Sicherheit der Schüler*innen in der Pandemie bemühen, was kommt bei Ihnen vor Ort davon an?

Laura Körner: Wir haben nicht den Eindruck, dass viel getan wird. Es wird immer ganz viel geredet, aber es wird nicht gehandelt. Es wird über Luftfilter geredet, aber das bringt uns überhaupt nichts, wenn in allen Schulen in meiner Umgebung vielleicht in zwei Räumen solche Geräte stehen. Und bei uns in der Schule zum Beispiel nicht ein einziger Luftfilter.

Man kann ganz viel reden, aber es muss jetzt etwas passieren.
Laura Körner, Schülersprecherin aus Bonn

Dass wir jetzt ein paar Desinfektionsspender haben, ist zwar super, aber das ist nicht das, was uns vor Corona schützen wird. Da fehlt einfach noch ganz, ganz viel.

ZDF: Gehen Sie derzeit mit einem unguten Gefühl zur Schule?

Körner: Das dominierende Gefühl derzeit ist Sorge bis hin zu Panik. Für die Schüler*innen, die Risikopatient*innen zuhause haben oder selbst welche sind, die haben ein ganz, ganz unangenehmes Gefühl.

Die Stimmung in der Schule ist sehr angespannt, aufgrund der hohen Zahl an Coronafällen. Das ist ein enormer Stress, unter dem alle stehen. Sich dabei auf Lernstoff zu konzentrieren, ist eigentlich nicht zumutbar.

ZDF: Was fordern Sie konkret von der Politik?

Körner: Unsere Hauptforderung ist, dass eine Präsenzpflicht durch eine Bildungspflicht ersetzt wird. Wir finden es nicht in Ordnung, dass Schüler*innen gezwungen werden, weiter in die Schule zu gehen und sich da der Gefahr aussetzen müssen, sich zu infizieren.

Gleichzeitig ist es ganz wichtig, dass die Sicherheit in der Schule gegeben ist. Schließlich ist Isolation auch nicht für jede*n zumutbar und nicht alle Schüler*innen haben die finanziellen Mittel für dauerhaftes Homeschooling.

Wir brauchen in den Klassen Luftfilter, kostenlose FFP2-Masken und endlich deutlich mehr psychologische Betreuungsangebote.
Laura Körner

ZDF: Entsteht bei Ihnen der Eindruck, die Politik nimmt eine Durchseuchung der Schulen in Kauf?

Körner: Ich habe schon den Eindruck, dass einfach abgewartet wird. Ich würde nicht das Wort "Durchseuchen" benutzen, das ist schon sehr drastisch formuliert. Trotzdem ist dieses Abwarten eine ganz falsche Methode aus unserer Sicht.

ZDF: Müssen derzeit eigentlich jeden Morgen mehrere Mitschüler den Unterricht verlassen, weil sie positiv sind?

Körner: Alle zwei Tage machen wir einen Schnelltest. Und dann schauen die Lehrer, wer positiv ist. Und wer positiv ist, wird rausgeschmissen. Derzeit ist aber gar nicht richtig klar, was die Person dann tun muss.

Man geht dann nach Hause, bekommt aber nicht mehr überall einen PCR-Test. Dann wird abgewartet und sobald der Selbsttest zuhause negativ ist, darf man plötzlich wieder in die Schule gehen. Es gibt überhaupt keine einheitlichen Regeln.

Man fühlt sich als positiv getestete Schülerin auch irgendwie verantwortlich, wenn man sich gestern noch mit Freunden getroffen hat, dann hat man ein sehr schlechtes Gewissen.

Wir hatten in der Unter- und Mittelstufe Fälle, wo die Kinder weinend aus dem Unterricht gegangen sind, weil sie positiv waren.
Laura Körner

Für die Jüngeren ist das eine extrem unangenehme Situation. Auch, weil die Lehrkräfte nicht wirklich erklären können, was eigentlich Sache ist. Es gibt zu wenige Informationen.

Schülersprecherin Laura Körner
Schülersprecherin Laura Körner (18)
Quelle: privat

Anmerkung der Redaktion:

Mehrere Spitzenpolitiker haben bislang auf Twitter auf die Forderungen der Schülersprecher reagiert. Darunter auch Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger. Sie bot den Schülersprecher*innen Gespräche an.

Das Interview führte Lukas Wilhelm.

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