Der Lehrerverband will Schulschließungen angesichts einer drohenden Omikron-Welle nicht ausschließen. Kinder- und Jugendärzte sind strikt dagegen - und warnen vor massiven Folgen.
Angesichts hoher Corona-Infektionszahlen dürfen nach Auffassung des Lehrerverbands auch erneute Schulschließungen kein Tabu sein. Die Schulen sollten zwar so lange wie möglich offen gehalten werden, Distanz- und Wechselunterricht sollten jedoch nicht ausgeschlossen werden, sagte der Präsident des Lehrerverbands, Hans-Peter Meidinger, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Wenn ein kurzer gesellschaftlicher Lockdown samt begrenzter Distanzunterrichtsphase dazu führe, die Omikron-Welle zu brechen und anschließend wieder zum Präsenzbetrieb übergehen zu können, sei das besser, als im restlichen Schuljahr mit ständigen Einschränkungen und Infektionsausbrüchen leben zu müssen.
Kritik an der Kultusministerkonferenz
Der Kultusministerkonferenz sei es bislang nicht gelungen, "einheitliche Kriterien und einen gemeinsamen Orientierungsrahmen für Gesundheitsschutzmaßnahmen an Schulen zu entwickeln, an den sich dann auch alle gehalten haben", kritisierte Meidinger.
Meidinger äußerte sich besorgt, dass die Coronavirus-Variante Omikron die Unterrichtsabdeckung "dramatisch gefährden" könne. Falls mehr als zehn Prozent eines Kollegiums fehlten, könne der Stundenplan kaum mehr erfüllt werden.
Kinder- und Jugendärzte protestieren
Kinder- und Jugendärzte kritisierten die Debatte über Schulschließungen. Es sei unerträglich, dass einzelne Politikerinnen und Politiker jetzt schon wieder über einen solchen Schritt nachdächten, sagte der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, der Düsseldorfer "Rheinischen Post".
Fischbach weiter: "Würde es nach den Ferien zu erneuten Schulschließungen kommen, wäre das ein klarer Ausdruck von Politikversagen."
Vor allem schwache Schüler und Schülerinnen hatten im Lockdown schwer zu kämpfen. Auswirkungen wie Unruhe und Zurückgezogenheit bereiten den Lehrenden jetzt Sorgen.
Kultusminister ziehen Konferenz vor
Angesichts einer drohenden neuen Corona-Welle wollen die Kultusminister- und ministerinnen der Länder am kommenden Mittwoch kurzfristig in einer Videokonferenz über die Lage an den Schulen beraten. Das teilte ein Sprecher der Kultusministerkonferenz (KMK) am Donnerstag nach einer digitalen Sitzung des Präsidiums mit.
Die nächste reguläre KMK-Sitzung war ursprünglich erst für den 10. Februar geplant - und damit nach der für den 7. Januar geplanten Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
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