"Riskant", "Geht nicht weit genug": Die neuen Beschlüsse zum Teil-Shutdown rufen ein unterschiedliches Echo hervor. Ein Überblick.
Nach den Beschlüssen zur Verlängerung des Teil-Shutdowns hat Kanzleramtschef Helge Braun betont, dass es im Kampf gegen die Corona-Pandemie auf das Verhalten der Bürger ankomme.
"Dass wir jetzt sicher ein Sinken der Zahlen erleben werden, das können wir nur dann gewährleisten, wenn die Leute wirklich alle mitziehen", sagte der CDU-Politiker im Morgenmagazin von ARD und ZDF. Die Maßnahmen seien so, "dass es sehr auf uns alle ankommt, dass wir die Kontakte weiter reduzieren".
"Einschränkungen aufrecht erhalten"
Frank Ulrich Montgomery, Präsident des Weltärztebundes, hält eine Fortsetzung der Corona-Beschränkungen bis kurz vor Weihnachten für richtig und fordert die Bürger auf, von den anschließenden Lockerungen nur sparsamen Gebrauch zu machen.
Mit Blick auf das bevorstehende Weihnachtsfest sagte Montgomery: "Weihnachten ist problematisch. Aus medizinisch-epidemiologischer Sicht müsste man die Einschränkungen eigentlich aufrecht erhalten, und zwar bis die Infektionszahlen unter dem Wert von 50 pro 100.000 Einwohnern in den letzten sieben Tagen liegen."
"Zusätzliche Erschwerung" für die Wirtschaft
FDP-Generalsekretär Volker Wissing sieht die Bund-Länder-Beschlüsse zu den Anti-Corona-Maßnahmem als erneute Belastung für die Wirtschaft. Diese "zusätzliche Erschwerung" bedürfe zusätzlicher Entschädigungen, sagte Wissing in der Radiosendung "Morgenecho" auf WDR 5. Die Entschädigungen müssten dann aber auch fließen. "Bisher hat der Bund keine Entschädigung für November bezahlt."
"Tatsächlich riskant!"
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat Zweifel an der Wirksamkeit der beschlossenen Corona-Maßnahmen geäußert. "Dass wir die Beschränkungen für Weihnachten und Silvester wieder etwas lockern, ist tatsächlich riskant", sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Es sei nicht auszuschließen, dass Weihnachten und Silvester zu einem "Kickstarter für die Pandemie" würden. Alles hänge davon ab, wie vernünftig sich die Bevölkerung verhalte.
Die Beschränkungen werden im Kampf gegen die Corona-Pandemie noch einmal verschärft. Bundeskanzlerin Merkel gibt um 9 Uhr dazu im Bundestag eine Regierungserklärung ab.
"Geht nicht weit genug"
Der Chef des Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, hat die Corona-Beschlüsse von Bund und Ländern als nicht weitgehend genug kritisiert und eine strengere Maskenpflicht gefordert. Grundsätzlich sei es begrüßenswert, "dass wenigstens ein Mindestkonsens bei einer Verschärfung von Hygieneschutzmaßnahmen" erzielt worden sei, sagte Meidinger der "Rheinischen Post" (Donnerstagsausgabe).
Keine "Klarheit für einen längeren Zeitraum"
Städtetagspräsident Burkhard Jung hat mangelnde Weitsicht bei den Beschlüssen von Bund und Ländern zur Eindämmung der Corona-Pandemie beklagt. "Wir hätten uns in den Städten Klarheit für einen etwas längeren Zeitraum gewünscht", sagte der Leipziger Oberbürgermeister den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Menschen bräuchten eine Perspektive.