Bayerns Ministerpräsident Söder denkt laut über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen nach, etwa in der Pflege. Und fordert den Deutschen Ethikrat auf, Vorschläge zu machen.
Bayerns Ministerpräsident Söder hat die Diskussion über eine mögliche Impfpflicht für Pflegepersonal in Heimen eröffnet. Bisher erntet er für diesen Vorschlag jedoch viel Widerspruch.
Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat eine mögliche Impfpflicht für Pflegekräfte ins Spiel gebracht. Leider gebe es unter dem Pflegepersonal zu viele, die eine Impfung gegen das Coronavirus verweigerten, sagte Söder der "Süddeutschen Zeitung". Deshalb solle der Deutsche Ethikrat Vorschläge machen, "ob und für welche Gruppen eine Impfpflicht denkbar wäre". Gerade in den Pflegeheimen gehe es schließlich "um Leben und Tod".
Söder will "Kampagne zur Förderung der Impfbereitschaft"
Bisher wird in Deutschland bei den Corona-Impfungen auf reine Freiwilligkeit gesetzt. Allerdings ergab eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Umfrage, dass nur die Hälfte des Pflegepersonals zu einer solchen Impfung bereit sei. Im ZDF-Morgenmagazin erklärte Söder seinen Vorstoß:
Es bedürfe einer ethischen Debatte, wie mit der mangelnden Bereitschaft zur Impfung umgegangen werden kann.
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EU bei Impfbereitschaft unter Durchschnitt
Um die Pandemie in den Griff zu bekommen, muss sich 2021 ein Großteil der Bevölkerung gegen Covid-19 impfen lassen. Die Bereitschaft dazu ist in vielen EU-Staaten noch zu niedrig.
Söder plädierte auch für eine "große staatliche Kampagne zur Förderung der Impfbereitschaft". Daran sollten sich Vorbilder aus Kunst, Sport und Politik beteiligen. Als Grund für die geringe Impfbereitschaft nannte Söder "Fake News" im Internet, also Falschnachrichten, die über die Corona-Impfungen verbreitet würden.
Normalität käme nur zurück in die Welt, wenn genug Menschen geimpft würden, so Söder im ZDF: "Die Freiheit, die wir uns alle wünschen, kommt nur zurück, wenn wir uns alle impfen lassen."
Die Corona-Impfungen sind gestartet - doch die Bilanz ist noch ernüchternd. ZDFheute live blickt ins Impfzentrum von Magdeburg und spricht mit Psychologin Betsch über Impfskepsis.
Amtsärzte rechnen mit Verlängerung des Shutdowns
Deutsche Amtsärzte rechnen derweil mit einer Verlängerung des Shutdowns über Ende Januar hinaus. Die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie in Deutschland mache eine Rückkehr zur Normalität ab Februar unwahrscheinlich.
"Ich bin mir sehr unsicher, ob wir Ende des Monats zu einem Ende des Lockdown kommen können", sagte die Vorsitzende des Berufsverbands der Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Ute Teichert, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Corona-Varianten, wie sie derzeit in Großbritannien und Irland grassieren, könnten die Situation demnach noch verschärfen.
Lockerungen nur schrittweise möglich
Seit der Schließung von Schulen und Kitas habe sich die Situation der Gesundheitsämter wieder etwas entspannt, betonte Teichert.
In jedem Fall könne es "Lockerungen nur schrittweise" geben, "nicht auf einen Schlag", sagte die Medizinerin weiter.
Diese Marke einmalig zu erreichen, genüge zudem nicht. "Die Ansteckungszahlen müssen dauerhaft so niedrig bleiben", betonte die Medizinerin.
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Kommt die Impfpflicht durch die Hintertür?
Eine Corona-Impfpflicht soll es laut Bundesregierung nicht geben - doch sieht das Infektionsschutzgesetz die Möglichkeit zum Schutz bedrohter Bevölkerungsteile vor. Ein Überblick.