Zuversicht und Umsicht - das sind laut Gesundheitsminister Spahn die Wegweiser für mehr Öffnungen und raus aus dem Shutdown. Er schlägt "Faustregeln" für weitere Schritte vor.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich beim weiteren Vorgehen in der Corona-Pandemie für einen Mix aus "Zuversicht und Umsicht" ausgesprochen - und in einem Schreiben an seine Länderkollegen, Empfehlungen für weitere Öffnungsschritte skizziert.
Spahn: "Zuversicht und Umsicht" als Gebot der Stunde
In dem Schreiben zeigte sich Spahn vorsichtig optimistisch, mahnte aber gleichzeitig zu einem Vorgehen mit Bedacht: "Es scheint gemeinsam zu gelingen, die dritte Welle zu brechen. Doch noch sind die Infektionszahlen zu hoch", so Spahn.
"Was es unbedingt zu vermeiden gilt, ist ein "politischer Wettlauf der Lockerungen, zumal im Wahljahr", heißt es weiter in dem Schreiben. Stattdessen gehe es jetzt darum, "eine Brücke über das zweite Quartal in den Sommer hinein zu bauen und abzusichern".
Spahns Weg aus dem Shutdown im Überblick
"Ein intensives Testen in allen Lebenswelten" sei die Grundlage für schrittweise Öffnungen. Der Minister formulierte in seinem Schreiben auch einige "Faustformeln" für mögliche Öffnungsschritte. Der Vorschlag:
- Draußen sei es zehnmal sicherer als drinnen. Halb so viele Leute im Raum senkten das Infektionsrisiko auf ein Viertel. Masken und Testen bei allen machten auch das Familientreffen drinnen deutlich sicherer.
- Private Treffen: Bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner sollten private Treffen in den kommenden Wochen nur mit einem weiteren Haushalt und unter Berücksichtigung von Schutzmaßnahmen stattfinden.
- Schulen: Voraussetzung für die Teilnahme am Präsenzunterricht sollten laut Spahn zwei negative Tests pro Woche sein.
- Gastronomie: Außengastronomie sollte mit tagesaktuell negativem Test und gesicherter Kontaktverfolgung beziehungsweise für Geimpfte und Genesene "idealerweise mit vorheriger Terminbuchung" möglich sein - die Innengastronomie solle hingegen "unbedingt geschlossen" bleiben.
- Einzelhandel, Museen und körpernahe Dienstleistungen: Sollten mit tagesaktuell negativem Test, für Geimpfte und Genesene sowie unter Einhaltung der Maskenpflicht ermöglicht werden.
Weitere Öffnungen kann es aus Sicht von Spahn geben, wenn die Sieben-Tage-Inzidenz in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt für mehr als fünf aufeinanderfolgende Tage unter 50 fällt - sofern mindestens 28 Tage seit dem Unterschreiten der 100er-Inzidenz vergangen sind.
Dann könnten unter bestimmten Bedingungen auch wieder die Innengastronomie, Kultur in Innenräumen und Beherbergungsbetriebe wieder öffnen.
Inzidenz in Deutschland bundesweit unter 100, auch Impfkampagne nimmt Fahrt auf
Nach acht Wochen liegt die Sieben-Tage-Inzidenz bundesweit wieder unter 100 - und unterschreitet damit den als kritisch definierten Wert. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag bei 96,5.
Gleichzeitig zieht auch die Impfkampagne in Deutschland weiter an: Nach Angaben des RKI wurden am Mittwoch in Deutschland so viele Menschen gegen das Coronavirus geimpft wie noch nie. Mehr als 1,35 Millionen Impfspritzen seien gesetzt worden, an Christi Himmelfahrt seien es 408.260 gewesen.
Wie Spahn auf Twitter mitteilte, wurden damit an beiden Tagen zusammen fast zwei Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft. 35,9 Prozent seien nun mindestens einmal geimpft und 10,6 Prozent voll geschützt. Auch Spahn selbst hatte sich am Freitag mit dem Vakzin des Impfstoffherstellers Astrazeneca impfen lassen.
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