Hoch ansteckende Coronavirus-Mutationen erschweren den Kampf gegen die Pandemie. Gesundheitsminister Spahn will jetzt per Verordnung die Kontrolle über die Mutationen gewinnen.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn verpflichtet Labore, gezielt nach hochansteckenden Coronavirus-Mutationen zu suchen. Das sieht eine von Spahn am Montag vorgestellte Verordnung zur Gen-Sequenzierung vor, die er noch am Tag unterschreiben will. Ziel ist es demnach, künftig mindestens fünf Prozent der Positivproben auf Gen-Mutationen zu untersuchen.
Spahn will mit der verstärkten Gen-Sequenzierung erreichen, dass die Behörden mehr Klarheit gewinnen, wie sich die etwa in Großbritannien und Südafrika aufgetretenen Virus-Mutationen ausbreiten bzw. im Dezember bereits ausgebreitet haben. So sei eine wichtige Erkenntnis der Dezemberdaten gewesen, dass alle Infektionen mit der Mutationen aus Großbritannien auf Kontakte mit Reisenden zurückgeführt werden konnten.
Inzidenzzahl bestimmt die Menge von Gen-Sequenzierungen
Ziel der Verordnung sei auch, durch das Labornetzwerk unter Federführung des Robert Koch-Instituts mögliche in Deutschland entstehende Mutationen frühzeitig zu entdecken. Für ihren Mehraufwand sowie das Melden der Daten erhalten die Labore 220 Euro pro Gen-Probe.
"Es ist vorgesehen, dass bis zu einer durchschnittlichen täglichen Fallzahl von 10.000 Sars-CoV-2 Infektionen bis zu zehn Prozent der positiv getesteten Proben von den Laboratorien, die eine Primärdiagnostik durchführen, an die sequenzierenden Einrichtungen versendet werden können. Überschreitet die durchschnittliche tägliche Fallzahl den Wert von 10.000, soll dieser Prozentsatz auf fünf Prozent reduziert werden", heißt es in der Verordnung.
Denn wichtiger als die Menge sei, dass die Untersuchungsergebnisse repräsentativ für Deutschland sind, d.h. aus allen Bundesländern Proben in den Laboren getestet werden, um Rückschlüsse ziehen zu können, erläutert Spahn.
Spahn: Sinkende Infektionszahlen "ermutigend"
Die im Vergleich zu Vorwoche niedrigeren Infektionszahlen bezeichnete der Bundesgesundheitsminister als "ermutigend". Trotzdem sei Vorsicht geboten: Schon einmal seien in den vergangenen Wochen die Zahlen gesunken; doch dann sei eine neue Welle gekommen. Wichtig sei daher, "Infektionsketten erst gar nicht entstehen zu lassen". Aktuell seien sie noch viel zu hoch.
Hochansteckende Mutationen, so Spahn weiter, trügen zu weiter hohen Infektionszahlen bei, was auch die Zahl der Schwerstkranken und damit die Belastung in den Kliniken nicht sinken lasse. Deshalb seien die Ergebnisse der gezielten Beobachtung der Coronavirus-Mutationen eine wichtige Ergänzung zu Reisebeschränkungen und Impfkampagne.
Zuletzt hatte es Kritik gegeben, dass in Deutschland anders als in Großbritannien und Dänemark Virenproben bisher kaum untersucht wurden. Die Virus-Mutationen gelten als deutlich ansteckender. Die Furcht vor einer Ausbreitung der Virus-Varianten dürfte auch die Beratungen von Bund und Ländern über neue Corona-Maßnahmen am Dienstag bestimmen.