Der russische Impfstoff Sputnik V verfügt laut Studien über eine hohe Wirksamkeit. Gesundheitsminister Spahn hält deshalb eine Zulassung in der EU für möglich.
Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gibt es Überlegungen, den russischen Impfstoff Sputnik V in Europa zu produzieren. Bei Gesprächen mit der russischen Seite habe es die Bitte gegeben, zu schauen, ob es in Deutschland oder Europa Kapazitäten dafür geben könne, sagte Spahn am Mittwoch bei einer Online-Konferenz von "Tagesspiegel", "Zeit", "Handelsblatt" und "Wirtschaftswoche".
Da sei man vermittelnd tätig. Der Gesundheitsminister ergänzte, er freue sich über jeden Impfstoff, der Wirksamkeit zeige, sicher sei und einen Unterschied machen könne. "In welchem Umfang das bei Sputnik V der Fall ist, muss jetzt einfach auch die Zulassungsbehörde sich anschauen."
Zulassung für Sputnik V bei der EMA beantragt
Die Wirksamkeit von Sputnik V soll bei mehr als 90 Prozent liegen. Sputnik V habe eine so hohe Wirksamkeit, weil der Impfstoff zwei verschiedene Vektoren nutze für die Erst- und Zweitimpfung. Das mache es aber auch "deutlich komplexer", den Impfstoff zu produzieren.
Das Verfahren zur Zulassung beginne formal bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Nach Angaben aus Moskau war dort ein entsprechender Antrag im Januar eingereicht worden.
Merkel und Putin über Impfstoff im Gespräch
Zuvor hatte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der ARD grundsätzlich offen für den Einsatz des russischen Impfstoffs auch in Deutschland gezeigt.
Jeder Impfstoff sei in der EU willkommen, aber zugelassen werde er nur, wenn der EMA die notwendigen Daten vorlägen. Merkel hat nach eigenen Angaben über das Thema auch mit Russlands Präsident Wladimir Putin gesprochen.
Russische Daten belegen hohen Impfschutz
Nach Kritik an fehlenden belastbaren Studien hatten russische Forscher weitere Details zu dem Corona-Impfstoff Sputnik V veröffentlicht. Nach den neuen Daten hat das Vakzin eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Die Ergebnisse wurden am Dienstag im medizinischen Fachblatt "The Lancet" publiziert.
Der Kreml sprach am Mittwoch von einer "sehr wichtigen Veröffentlichung, die die Zuverlässigkeit und Wirksamkeit des russischen Impfstoffes gezeigt" habe. Jeden Tag steige die Zahl der Länder, die Sputnik V registrieren wollten, sagte Sprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge.
Spahn: Diskussion über Vakzine hat außenpolitische Bedeutung
Die Debatte über den russischen Impfstoff zeige, "dass Impfen auch immer eine außen- und sicherheitspolitische Komponente" habe. Russland nutze den Impfstoff derzeit auch zu außenpolitischen Zwecken, ohne dass die eigene Bevölkerung schon ein umfangreiches Impfangebot bekommen habe.
Inzwischen prüft der Entwickler von Sputnik V eine mögliche Kooperation zur Impfstoff-Produktion mit dem in Dessau ansässigen Pharmahersteller IDT Biologika.