Neue Studienergebnisse haben den Ausschlag gegeben. Die Ständige Impfkommission empfiehlt den Astrazeneca-Impfstof gegen das Coronavirus nun auch für Personen über 65 Jahren.
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zufolge den Impfstoff von AstraZeneca auch für über 65-Jährige. Neue Studiendaten belegten zudem, dass das Vakzin bei einem Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung von zwölf Wochen noch wirksamer sei. Auch das empfehle die Stiko.
Bislang hatte die Stiko das Vakzin nur für Menschen unter 65 Jahren empfohlen. Grund war nicht, dass Studien besondere Gefahren für ältere Menschen festgestellt hätten, sondern dass zu dieser Altersgruppe im Rahmen der klinischen Studien nicht ausreichend Daten erhoben wurden. Der Astrazeneca-Impfstoff wird etwa in Großbritannien bereits bei Älteren eingesetzt und dortige Studien basierend auf Echtwelt-Daten bestätigen die Wirksamkeit bei Personen über 65 Jahren insbesondere bei der Verhinderung von schweren Krankheitsverläufen.
Offiziell zugelassen durch die EU-Kommission ist der Astrazeneca-Impfstoff für alle Altersgruppen ab 18 Jahren.
Impfbereitschaft bei Astrazeneca war geringer
Die neue Empfehlung sei am Mittwoch beschlossen worden, teilte die Stiko am Donnerstag mit. Ein formell vorgeschriebenes Stellungnahmeverfahren stehe aber noch aus. Die Entscheidung beruht laut Stiko "auf einer intensiven Analyse und Bewertung von neuen Studiendaten, die erst innerhalb der vergangenen Tage als Vorab-Publikationen verfügbar wurden".
Die aktualisierte Impfempfehlung der Stiko lag am Donnerstag zunächst nicht vor. Die Vorab-Erklärung begründete das Gremium mit der außergewöhnlichen Situation und dem großen, verständlichen Informationsbedürfnis der Bevölkerung. Mehrere Stiko-Mitglieder betonten am Donnerstag gegenüber ZDFheute, sich erst zur Entscheiung äußern zu wollen, wenn der Prozess mit der Veröffentlichung der Empfehlung auf der Stiko-Webseite regulär abgeschlossen sei.
Die Impfbereitschaft mit dem Astrazeneca-Vakzin war unter manchen Berechtigten geringer als bei anderen Herstellern. Ein Stiko-Mitglied machte dafür gegenüber ZDFheute auch Teile der Presseberichterstattung verantwortlich. Einzelfälle von heftigen Impfreaktionen seien "medial aufgeblasen" worden, wodurch anschließend reihenweise Impfstoffe mit Astrazeneca abgesagt worden seien. Überdurchschnittlich viele Astrazeneca-Impfdosen wurden über Wochen nicht verimpft. In Reaktion darauf wurden teils die Impfreihenfolge flexibler gestaltet.
Paul-Ehrlich-Institut gibt auch grünes Licht
Das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) veröffentlichte am Donnerstagabend eine Sicherheitsbericht, in dem es den Covid-19-Impstoff von Astrazeneca für ebenso gut wie die Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna hält. Zwar würden für den Vektorimpfstoff mehr Verdachtsfälle von Nebenwirkungen gemeldet als für die beiden mRNA-Impfstoffe. Daraus könne aber "nicht zwangsläufig auf eine höhere Reaktogenität des Impfstoffes geschlossen werden, da die erhöhte Melderate auch mit der erhöhten medialen Aufmerksamkeit für den Impfstoff und den unterschiedlichen Altersgruppen der geimpften Personen zusammenhängen könnte", hieß es.