Bislang wird nur Menschen ab 70 und einigen Risikogruppen zu einer zweiten Boosterimpfung gegen Covid-19 geraten. Nun empfiehlt offenbar die Stiko allen ab 60 eine vierte Impfung.
Nach Informationen der "Bild" soll eine Ausweitung der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) für eine zweite Corona-Auffrischimpfung kommen. Das Gremium wolle sich nun auch generell für einen zweiten Booster für Menschen schon ab 60 Jahren aussprechen, schrieb die Zeitung mit Berufung auf einen vertraulichen Entwurf der Stiko. Das Robert Koch-Institut (RKI) kommentierte dies zunächst nicht.
Lauterbach dankt der Stiko für Impf-Empfehlung
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb via Twitter: "Dank an die #Stiko dass jetzt die Empfehlung 4. Impfung für die Ü60 Gruppe kommt." Dies sei ein "wichtiger Schritt" in die richtige Richtung.
Dem Bericht zufolge sei die Bedingung für die Auffrisch-Impfung ab 60 im Regelfall, dass die erste Booster-Impfung oder die letzte Corona-Infektion mindestens sechs Monate her sei. Nur in begründeten Einzelfällen könne der Abstand auf vier Monate reduziert werden, hieß es.
Bislang hatte die Stiko den zweiten Booster nur Menschen über 70 Jahren, Menschen in Pflegeeinrichtungen, Menschen mit Immunschwäche und erhöhtem Risiko für schwere Covid-19-Verläufe ab fünf Jahren sowie Beschäftigten in medizinischen Einrichtungen und Pflegeeinrichtungen empfohlen. [Wie viele bisher gegen Corona geimpft wurden.]
EMA für zweiten Booster ab 60 Jahren
Der "Bild" zufolge können die Länder nun noch über den Stiko-Entwurf diskutieren. Die EU-Behörden ECDC und EMA hatten die Mitgliedsstaaten zuvor bereits aufgerufen, zweite Booster schon ab 60 Jahren anzubieten.
Auch Lauterbach hatte einen zweiten Booster für breitere Bevölkerungsgruppen schon wiederholt ins Gespräch gebracht. [ZDFheute Faktencheck zu Lauterbachs Impf-Empfehlungen.]
Menschen über 60 sollten nicht auf den angepassten Omikron-Impfstoff warten, betonte er in seinem Tweet vom Montag erneut. "Jetzt ist das Risiko schon da. Vorhandene Impfstoffe schützen vor schwerem Verlauf", so Lauterbach.
KBV-Chef Gassen begrüßt Empfehlung
Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) sagte zu den neuen Stiko-Impfempfehlungen laut Mitteilung, wenn sie wie berichtet kämen, sei das "eine gute Nachricht". Auch Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, begrüßte gegenüber der Düsseldorfer Rheinischen Post (Dienstag) die Pläne zur Ausweitung der Empfehlung.
Er leitete daraus auch eine klare Aussage für Menschen unter 60 Jahren ab, "nämlich dass immungesunde Menschen, die jünger als 60 sind, von einem zweiten Booster nicht profitieren, und dieser deshalb auch nicht pauschal empfohlen wird".
- Kann man auch zu oft geimpft werden?
Angesichts hoher Corona-Zahlen fragen sich auch jüngere Menschen, ob sie eine zweite, an Omikron angepasste Boosterimpfung brauchen. Kann es zu einer "Überimmunisierung" kommen?