Lockerungen ab März, im September alle Corona-Regeln weg, dann im November die Rolle rückwärts: Nachbar Dänemark kämpft wieder gegen eine stetig steigende Anzahl von Infektionen.
Die Schulweihnachtsferien in Dänemark sind vorgezogen worden, im Einzelhandel und dem Öffentlichen Nahverkehr herrscht Mundschutzpflicht. Zoos, Vergnügungsparks wie der berühmte Tivoli in Kopenhagen und Diskotheken mussten wieder schließen. Restaurants bleiben nur bis maximal 23 Uhr geöffnet. Die Normalität hat nicht lange gedauert.
August: Covid-19 in Dänemark keine Bedrohung mehr
Am 22. März 2021 gab die dänische Regierung ihren Fahrplan zur Lockerung der Corona-Restriktionen bekannt. Ein digitaler "Corona-Pass" wurde eingeführt, auf dem der Impfstatus bzw. der letzte Test vermerkt werden sollte.
Anfang April fand für alle Schüler bis zur 8. Klasse der Unterricht wieder in der Schule statt. Im Laufe der nächsten Wochen konnten Restaurants öffnen, Sportwettkämpfe mit Zuschauern stattfinden. Das Versammlungsverbot wurde gelockert.
Hohes Vertrauen in dänische Behörden
Ende August 2021 kündigte das Gesundheitsministerium an, dass man Covid-19 angesichts der hohen Impfquote nicht mehr als Bedrohung für die Gesellschaft ansehe.
Und wenn die Regierung oder die oberste Gesundheitsbehörde eine Einschätzung abgeben oder Maßnahmen verkünden, dann ist in Dänemark einerseits traditionell das Vertrauen der Bürger in den Staat sehr groß - größer als zum Beispiel in Deutschland.
Grundprinzip "Eigenverantwortlichkeit"
Andererseits hat die dänische Regierung schnell, konsequent und planbar die grundrechtseinschränkenden Maßnahmen wieder aufgehoben, als die Infektionslage das ihrer Meinung nach zuließ. Grundsätzlich appellieren Regierung und Behörden an die Bürger, sie verordnen selten - das Grundprinzip heißt "Eigenverantwortlichkeit".
Als im August nach den Sommerferien die Schule wieder startete, erklärte Michael Holm, Schulleiter der Grundschule im süddänischen Ravsted, das "dänische Prinzip":
Und dass Schüler im Unterricht einen Mundschutz tragen sollen - "das widerspricht grundsätzlich unserem Verständnis von Pädagogik".
Dezember: Omikron vorherrschend in Dänemark
Inzwischen ist Omikron die vorherrschende Virusvariante in Dänemark. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in Sachen Covid-19 verzeichnet die Hauptstadtregion Kopenhagen: aktuell über 2.300.
Dänemark gehört zu Europas Corona-Hotspots. Im angrenzenden Schleswig-Holstein ist man besorgt.
Die hohen Omikron-Fallzahlen sind auch darauf zurückzuführen, dass die dänischen Behörden alle positiven PCR-Proben sequenzieren - und so vermutlich mehr Omikron-Infektionen aufspüren als andere Länder.
Doch in Panik verfällt in Dänemark niemand. An eine Impfpflicht denkt die Regierung nicht; sie bleibt bei Appellen an die Gruppe der Ungeimpften. Auch 2G-Regeln sind kaum ein Thema.
Kaum Corona-Proteste in Dänemark
Zwei Dinge lassen die Dänen eher gelassen ins neue Jahr blicken:
- Bislang mussten nur 0,6 Prozent der Omikron-Infizierten in einem Krankenhaus behandelt werden; bei der Delta-Variante waren es 1,5 Prozent.
- Trotz der deutschen Einstufung von Dänemark als Hochrisikogebiet und der Quarantäne-Bestimmungen ist die Buchungslage für dänische Ferienhäuser ungebrochen gut.
Was Deutschland von Dänemark lernen könnte
In Dänemark gibt es so gut wie keine Proteste gegen die neuen - alten - Corona-Maßnahmen. Die Sorgen der Dänen wegen Omikron halten sich trotz allem in Grenzen. "Man kann nicht die ganze Zeit Angst haben", sagte Nanna Christensen auf einem Weihnachtsmarkt in Tondern. Und ihre Mutter Gitte fügt hinzu: "Wir halten uns an die Regeln wie Abstand und Ähnliches. Aber wir leben so normal wie möglich."
- Ist die Impfpflicht ein Weg aus der Pandemie?
Die Corona-Impfung trägt maßgeblich zur Eindämmung der Pandemie bei. Könnte eine Impfpflicht das Virus sogar ausrotten? Ein Überblick.