Die Impfkampagne in den USA verliert an Schwung. Viele sind mit Blick auf die Impfung unentschlossen. Diverse Impflotterien sollen jetzt bei der Entscheidung helfen.
Von Mangel an genügend Impfstoffen redet dort niemand, stattdessen geht es inzwischen nur noch darum, die Spritzen unters Volk zu bringen. Genau das ist aber laut Experten ein Problem: Es gebe noch immer zu viele Unentschlossene, Skeptiker, Impfgegner. Sollte es nicht gelingen, einen Großteil von ihnen zu überzeugen, ist auch eine effektive Eindämmung der Pandemie in den USA in Gefahr.
Impfstoffe sind da, die Nachfrage fehlt: Biden appelliert an US-Bürger
In vielen Landesteilen sind große Impfzentren geschlossen worden; die Nachfrage fehlt. Dabei wird das Impfen in den USA möglichst leicht gemacht: Seit Wochen gibt es keine Priorisierung für bestimmte Bevölkerungsgruppen mehr, Tausende Apotheken und Kommunen bieten Impfungen ohne Terminvereinbarung an.
US-Präsident Joe Biden und sein Experten-Gremium fordern die Bürger fast täglich auf, sich impfen zu lassen.
Bis zum Unabhängigkeitstag am 4. Juli sollten 70 Prozent der Erwachsenen ihre Erstimpfung erhalten, so Biden. Stand jetzt sind es 62 Prozent.
Angst vor Nebenwirkungen und Falschinformationen: Viele noch unentschlossen
Die Hälfte der rund 260 Millionen Erwachsenen in den USA ist bereits vollständig geimpft. An ihrem Höhepunkt wurden täglich mehr als drei Millionen Menschen geimpft. Jetzt sind es im Schnitt nur noch 1,75 Millionen - Tendenz fallend.
In allen Bevölkerungsgruppen in den USA gibt es Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, weil sie Nebenwirkungen fürchten. Zudem lassen sich viele Menschen durch Falschinformationen zur Sicherheit oder unbelegten Nebenwirkungen der Impfungen abschrecken.
Geringe Impfquote insbesondere bei Minderheiten
Sorgen bereitet Experten vor allem die relativ niedrige Impfquote von Schwarzen und Latinos. Die beiden Minderheiten machen zusammen fast ein Drittel der Bevölkerung aus - und waren unter den am schwersten von Corona-Erkrankungen und Todesfällen betroffenen Gruppen. Sie hinken bei den Impfungen relativ zum Bevölkerungsanteil hinterher.
Viele Schwarze misstrauen Regierung und Gesundheitssystem. Schwarze sind in den USA seit gut fünf Jahrzehnten rechtlich gleichgestellt, aber die Ungleichbehandlung Schwarzer im Gesundheitswesen ist bis heute weiter ein Problem. Bei Latinos wiederum kann auch die Sprachbarriere, ihr Einwanderungsstatus oder die Angst vor Verdienstausfällen eine Rolle spielen.
Lotterien statt Impfpflicht: Immer mehr US-Staaten setzen Anreize
Eine allgemeine Impfpflicht ist in den USA politisch undenkbar, weil es ein zu großer staatlicher Eingriff in das Recht auf Selbstbestimmung wäre. Aber zunehmend einig sind sich alle Parteien darin, die Impfquote mit Anreizen nach oben zu treiben. Einige Beispiele:
- Ohio: Hier können fünf Geimpfte je eine Million US-Dollar (820.000 Euro) gewinnen.
- Kalifornien: Hier wurden unter anderem zehn Preise zu je 1,5 Millionen Dollar ausgelobt.
- New York: Hier gibt es sogar die Chance auf fünf Millionen Dollar.
Zudem werden die Impf-Zögerer unter anderem mit großzügigen Stipendien, kostenlosen Wertpapieren und sogar Luxus-Kreuzfahrten gelockt. Ob das Konzept tatsächlich aufgeht, bleibt noch offen.