Virologe Drosten warnt: Starke Corona-Welle vor Dezember

    "Noch vor Dezember":Virologe Drosten erwartet starke Corona-Welle

    10.09.2022 | 03:07
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    Virologe Drosten rechnet noch vor Jahresende mit einer starken Corona-Welle. Es sei nötig, bereits jetzt zu klären, mit welchen Maßnahmen man "im Notfall" eingreifen könne.

    Virologe Christian Drosten während eines Pressestatements in Berlin am 14. Januar.
    Virologe Christian Drosten fordert mit Blick auf den Herbst einen Konsens der Politik, "bei welchen Signalen man wie handeln will" (Archivbild).
    Quelle: dpa

    Der Virologe Christian Drosten rechnet mit einer starken "Inzidenzwelle" von Corona-Infektionen "noch vor Dezember". Neue Virusvarianten sorgten immer noch für viele neue Krankheitsfälle, warnte der Direktor der Virologie an der Berliner Charité in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung".
    Selbst bei leichten Krankheitsverläufen werde dies wahrscheinlich zu erheblichen Arbeitsausfällen führen.

    Infizierte kommen vielleicht nicht ins Krankenhaus, aber sehr viele sind eine Woche krank. Wenn es zu viele auf einmal sind, wird es zum Problem.

    Christian Drosten, Virologe

    Deshalb müsse die Politik bessere Vorbereitungen treffen.

    Drosten: Im Notfall "sofortige und einschneidende Entscheidungen" nötig

    "Bevor so viele krank werden, dass man nichts mehr einkaufen kann, dass die Krankenhäuser nicht mehr funktionieren oder kein Polizeibeamter auf der Wache sitzt, muss man Maßnahmen ergreifen", sagte Drosten der "SZ". Er forderte die Politik auf, schon jetzt auf einen Konsens hinzuarbeiten, "bei welchen Signalen man wie handeln will".
    Denn im "im Notfall braucht es sofortige und durchaus einschneidende Entscheidungen". Drosten erwartet unter anderem, dass das Maskentragen in Innenräumen wieder notwendig werde.
    Auch der Wirtschaft riet er, sich mit Stellvertreterregelungen und Team-Bildung auf eine Krankheitswelle vorzubereiten.

    Ich gehe auch davon aus, dass es durchaus auch Firmen geben wird, die mal für zwei Wochen schließen müssen.

    Christian Drosten, Virologe

    Virologe: Menschen werden Kontakte von selbst reduzieren

    Die Kontaktreduktion werde die Bevölkerung wahrscheinlich selbst bewerkstelligen. "Wenn die Menschen merken, dass überall um sie herum Leute krank werden, dann gehen sie vielleicht abends doch nicht mehr raus", sagte der Virologe.
    Anders als in früheren Wellen, als wegen der vollen Intensivstationen und der Todesfälle schon bei Inzidenzen von 50 Maßnahmen nötig wurden, würden die Menschen bei den erwarteten hohen Inzidenzen im Herbst und Winter im Bekanntenkreis und am Arbeitsplatz von vielen Krankheitsfällen im Umfeld erfahren. Das verändere das Verhalten, sagte Drosten.
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    Lauterbach: "Auf alle Szenarien sehr gut vorbereitet"

    Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet indes lediglich mit einer "mittelschweren Welle" im Herbst. Im Interview der "Rheinischen Post" (Samstag) zeigte sich der SPD-Politiker erneut zuversichtlich, dass die Regierung "auf alle Szenarien sehr gut vorbereitet" ist - auch mit Blick auf das neue Infektionsschutzgesetz. Es sieht unter anderem das Tragen von FFP2-Masken "in Bussen und Bahnen, im Fernverkehr, in Kliniken und Pflegeeinrichtungen sowie den Arztpraxen" vor.

    Wir werden die Corona-Welle in diesem Jahr im Griff behalten.

    Karl Lauterbach, Bundesgesundheitsminister

    Auf Twitter wies er am Samstagmorgen auf Drostens Interview hin und erwähnte dabei als Schutzmaßnahme auch "Obergrenzen im Innenraum", die die Länder bei Bedarf festlegen können.
    "Schließungen von Schulen oder des Gastgewerbes brauchen wir nicht mehr", sagte der Minister weiter. Auch Lockdowns seien "nicht mehr vertretbar", es sei denn es gebe wieder eine pandemische Lage. "Die Gefahr sehe ich aber nicht", sagte Lauterbach.

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