Eine Studie mit zufällig ausgewählten 3.000 Haushalten in München soll der Dunkelziffer bei den Corona-Infektionen auf die Spur kommen. Die Bluttests zuhause starten am Sonntag.
Forscher in Polizeibegleitung klingeln demnächst an 3.000 Münchner Haustüren und bitten um Erlaubnis, Bluttests nehmen zu dürfen. So wollen sie neue Erkenntnisse über die Corona-Infektionen gewinnen. Das Forschungsprojekt sei auf ein Jahr angelegt und solle bereits in wenigen Tagen erste Ergebnisse liefern, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder in München.
Die Haushalte in München werden zufällig aber nach wissenschaftlichen Kriterien ausgewählt, um eine repräsentative Stichprobe zu erhalten. Ab Sonntag sollen Mediziner und Wissenschaftler bei den Menschen klingeln und um Blutproben für eine breit angelegte Studie bitten.
Dunkelziffer der Infektionen: Bis zu zehn Prozent
Viele Infizierte spürten nichts von ihrer Infektion, sagte Professor Michael Hoelscher, Leiter der Abteilung Infektions- und Tropenmedizin am Klinikum der Universität München, am Freitag in München.
Daher sei davon auszugehen, dass es inzwischen eine erhebliche Dunkelziffer an Infektionen gebe - Schätzungen gingen von zwischen eins und zehn Prozent der Bevölkerung aus.
Forscher in Polizeibegleitung klingeln an Haustür
Mit der Studie könne herausgefunden werden, wie sich das Virus tatsächlich in der Gesellschaft ausgebreitet habe. Hoelscher bat alle Münchner um ihre Unterstützung. Die Forscher würden bei den Proben von der Polizei begleitet, so sei klar erkennbar, dass es sich nicht um Betrüger handle.
Offenbar sind immer wieder Kriminelle unterwegs, die so tun, als wären sie Ärzte, Wissenschaftler oder vom Gesundheitsamt, um sich Zugang zu Wohnungen zu verschaffen.
Pro Probe müssten nur drei Milliliter Blut abgegeben werden. Das Blut werde dann auf Antikörper getestet. Hat ein Mensch Antikörper gegen Sars-CoV-2 im Blut, ist oder war er von einer Infektion betroffen. Hoelscher betonte, er gehe davon aus, dass die Ergebnisse der Studie für die Erforschung der Krankheit in ganz Deutschland nutzbar seien.