Die FDP hat Boris Palmer angeboten, zu den Liberalen zu wechseln. Doch der Tübinger Oberbürgermeister will bei den Grünen bleiben.
Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) will trotz des Streites mit der eigenen Partei nicht zu den Liberalen wechseln. Ein entsprechendes Angebot des baden-württembergischen FDP-Landesvorsitzenden Michael Theurer lehnte er am Sonntag ab.
"Da hätte ich jeden Tag Streit in der Sache und nicht nur um Worte", teilte Palmer mit. Der baden-württembergische FDP-Landesvorsitzende Michael Theurer hatte dem Grünen-Politiker zuvor ein Aufnahmeangebot gemacht.
Die FDP in Baden-Württemberg hat dem umstrittenen Tübinger OB Boris Palmer einen Parteiwechsel nahegelegt.
Theurer weiter: "Wir sind eine Heimat für kritische Köpfe. Wir halten das aus, wir kämpfen für Meinungsfreiheit", sagte Theurer der "Bild am Sonntag". Palmer sei ein streitbarer, kluger Kopf, der manchmal über das Ziel hinausschieße, nicht immer den richtigen Ton treffe, aber auch zur Einsicht fähig sei.
Südwest-Grüne hatten Palmer zum Austritt aus der Partei aufgefordert
Der Vorstand der Südwest-Grünen hatte den Tübinger Oberbürgermeister am Freitag zum Parteiaustritt aufgefordert. Die Bundespartei sieht nach Aussagen vom Samstag derzeit aber kaum eine Handhabe für ein Ausschlussverfahren.
Palmer fällt seit Jahren mit provokanten Äußerungen auf. Zuletzt sorgte er mit seiner Wortwahl zum Umgang mit älteren Corona-Patienten für Empörung. Er sagte in einem Interview zu den Schutzmaßnahmen in der Corona-Krise: "Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären - aufgrund ihres Alters und ihrer Vorerkrankungen."
Grünen-Chefin Baerbock zur Causa Palmer:
Der Parteivorstand der Grünen hat beschlossen, Boris Palmer die Unterstützung zu entziehen. Er stelle sich "immer wieder bewusst provokativ gegen die Werte der Grünen" und schade der Partei, sagte Baerbock.
Sarrazin stützt Palmer
Unterstützung bekam Palmer auch von dem früheren SPD-Politiker Thilo Sarrazin, der ebenfalls seit Jahren mit seiner Partei im Streit liegt. Offensichtlich sei, dass die Grünen Palmer mehrheitlich schon länger nicht mehr mögen würden, sagte Sarrazin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Jetzt sehen viele einen willkommenen Anlass, in Bezug auf Boris Palmer 'reinen Tisch' zu machen."
Palmers Äußerungen zu den Corona-Kranken entsprächen "in etwas gröberer Form etwa dem, was Wolfgang Schäuble etwas abstrakter geäußert hatte", sagte Sarrazin. Die SPD versucht seit Jahren, Sarrazin wegen islamkritischer Bücher und Thesen aus der Partei auszuschließen.
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