Das von Saudi-Arabien angeführte Militärbündnis kündigt eine einseitige Waffenruhe an - als Maßnahme gegen Corona. Kann die Feuerpause den Bürgerkrieg auch längerfristig beruhigen?
Im Jemen hat das von Saudi-Arabien angeführte Militärbündnis ab Donnerstag für zwei Wochen eine einseitige Waffenruhe angekündigt. Ziel sei es, eine drohende Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, teilte die saudische Militärkoalition der staatlichen Nachrichtenagentur SPA zufolge mit. Der Schritt folge auf einen entsprechenden Aufruf von UN-Generalsekretär António Guterres, die Kämpfe wegen der Gefahr des Virus einzustellen.
-
Jetzt das ZDFheute Update abonnieren
Sie wollen morgens und abends ein praktisches Update zur aktuellen Lage? Dann abonnieren Sie unser ZDFheute Update.
Die Huthi-Rebellen, die im Jemen gegen das saudische Bündnis kämpfen und die vom Iran unterstützt werden, äußerten sich zunächst nicht zu dem Schritt. Der Sprecher der saudischen Militärkoalition, Turki al-Malki, stellte unterdessen auch eine mögliche Verlängerung der Waffenruhe in Aussicht. Damit könnten Bedingungen für ein Treffen zwischen Vertretern der jemenitischen Regierung und den Huthis geschaffen werden, um über Schritte zu einem dauerhaften Waffenstillstand zu sprechen, teilte Al-Malki mit.
Welche Rolle deutsche Waffen im Jemen-Konflikt spielen, erfahren Sie in diesem Beitrag:
-
1,2 Milliarden Euro für Jemen-Kriegsallianz
Seit Anfang 2019 hat die Bundesregierung Rüstungsexporte für über eine Milliarde Euro an die von Saudi-Arabien geführte Kriegsallianz im Bürgerkriegsland Jemen genehmigt.
Der Waffenstillstand schafft günstige politische Bedingungen
Der UN-Sonderbeauftragte für den Jemen, Martin Griffiths, begrüßte die Ankündigung
Die einseitige Waffenruhe werde ein "günstiges Umfeld" schaffen, um den politischen Prozess voranzutreiben. Griffiths bemüht sich als UN-Sondervermittler seit mehr als zwei Jahren um eine Lösung des Konflikts.
-
Zahlen zur Ausbreitung des Coronavirus
Wie breitet sich das Coronavirus aus? Infografiken, Zahlen und Daten zur Entwicklung von Covid-19 in Deutschland und weltweit - immer aktuell.
Im Jemen gibt es bislang keine Corona-Krise
In dem Bürgerkriegsland sind bisher offiziell keine Infektionen mit Sars-CoV-2 gemeldet. Ein Ausbruch könnte aber verheerende Folgen haben: Die medizinische Versorgung in dem bitterarmen Land auf der Arabischen Halbinsel ist sehr schlecht. Tausende Menschen sind bereits an den Folgen der eigentlich heilbaren Infektionskrankheit Cholera verstorben. Nur etwa die Hälfte der Gesundheitszentren im Jemen ist voll einsatzfähig.
Sehen Sie in diesem Beitrag, wie sich das Coronavirus auf das ebenfalls im Krieg befindliche Syrien auswirkt:
Fehlende Quarantäne-Plätze, keine gesundheitliche Vorsorge und Hilfsorganisationen können nur schwer helfen: In der Region Idlib wächst die Sorge vor einer möglichen Ausbreitung des Coronavirus mit katastrophalen Folgen für das Bürgerkriegsland.
Ein Ausbruch muss unbedingt verhindert werden
UN-Chef Guterres hatte wegen der Pandemie vor zwei Wochen zu einer Waffenruhe im Jemen aufgerufen. Die Konfliktparteien müssten sich auf eine politische Lösung konzentrieren und alles tun, um eine drohenden Ausbruch des Coronavirus zu stoppen. Das UN-Entwicklungshilfeprogramm "UNDP sprach von einem "unsichtbaren Tsunami", der den Jemen jederzeit erreichen könne. Covid-19 sei ein "neuer, gnadenloser Gegner, der bei einer Fortsetzung des bewaffneten Konflikts unbesiegbar sein wird".