Der britische Premierminister Boris Johnson ist wegen seiner Coronavirus-Erkrankung auf die Intensivstation verlegt worden. Sein Zustand habe sich nach zehn Tagen nicht verbessert.
Der an Covid-19 erkrankte britische Premierminister Johnson wurde vorsorglich auf die Intensivstation verlegt. ZDF-Korrespondent Andreas Stamm spricht über die Entwicklung.
Ende März wurde bei dem britischen Premierminister Boris Johnson eine Infektion mit dem Coronavirus festgestellt. Zunächst blieb er in seiner Dienstwohnung in der Downing Street in Isolation und führte die Regierungsgeschäfte weiter. Jetzt verschlechterte sich sein Zustand aber so drastisch, dass er am Sonntag zunächst in das St. Thomas' Hospital gebracht und dort am Montagabend auf die Intensivstation verlegt wurde. Außenminister Dominic Raab übernimmt nun die Amtsgeschäfte.
Johnson hatte seine Infektion mit dem neuartigen Erreger bereits am 27. März öffentlich gemacht. In seinen Videobotschaften aus der Downing Street, die er zur Pandemie veröffentlichte, gab er sich optimistisch. Der 55-Jährige wirkte da aber bereits sehr angeschlagen und hatte auch deutlich an Gewicht verloren.
Johnson hat Fieber und Husten
Später musste er dann aber wegen anhaltender Symptome in die Klinik gebracht werden. Er sei auf Anraten seines Arztes "zu einigen Routinetests" ins Krankenhaus gegangen, hatte Johnson am Montag noch per Twitter mitgeteilt. Nach Angaben eines Regierungssprechers litt er unter Fieber und Husten. Im Laufe des Montags hatte sich Johnsons gesundheitlicher Zustand jedoch derart verschlechtert, dass er auf die Intensivstation verlegt wurde.
Am Dienstagmorgen sagte Staatsminister Michael Gove, Johnson habe zwar Sauerstoffunterstützung bekommen, "aber er war nicht an einem Beatmungsgerät". Der BBC sagte Gove zudem, ihm sei nicht bekannt, dass Johnson an einer Lungenentzündung leide. Johnson sei voller Leben und fit, sagte Gove. "Er ist ein Mann mit viel Schwung und Lebensfreude." Johnson erhalte die allerbeste Pflege im St.Thomas-Krankenhaus.
Die Queen ruft die Briten zum Durchhalten auf:
Wie ernst die Lage in Großbritannien ist, zeigt die Botschaft der Queen. Während Premierminister Johnson wegen einer Corona-Infektion im Krankenhaus liegt, spricht die Königin zum Volk.
Außenminister Dominic Raab sagte, Johnson habe ihn gebeten, ihn zu vertreten, wo das nötig sei, und die Pläne der Regierung für den Kampf gegen das Coronavirus voranzutreiben. In Großbritannien gibt es formal den Posten eines stellvertretenden Regierungschefs nicht. "Die Regierungsgeschäfte werden weitergehen", versicherte Raab. Der Premier sei bei seinen Ärzten in guten Händen.
Auch Johnsons Verlobte lag mit Covid-19-Symptomen im Bett
Auch Johnsons schwangere Verlobte Carrie Symonds verbrachte nach eigenen Angaben eine Woche mit Symptomen der Lungenkrankheit im Bett und ist mittlerweile auf dem Weg der Besserung. Der Premier und Symonds hatten Ende Februar ihre Verlobung bekanntgegeben. Das Baby soll im Frühsommer auf die Welt kommen.
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs schickten dem Premierminister Genesungswünsche. Bundeskanzlerin Angela Merkel wünscht Johnson viel Kraft und gute Besserung, schrieb Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag auf Twitter.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron wünschten Johnson ebenfalls via Twitter eine schnelle Genesung. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg schloss sich den Wünschen um schnelle Genesung an. "Viel Kraft, Boris, und werde bald gesund", twitterte er.
US-Präsident Trump zeigt sich besorgt um Johnson
US-Präsident Donald Trump zeigte sich besorgt: Wenn man wegen Covid-19 auf der Intensivstation behandelt werde, werde es "sehr, sehr ernst", sagte Trump. Der Regierungschef sei ein "sehr guter Freund von mir und ein Freund unserer Nation".
Britische Regierung unter Druck
Die britische Regierung steht im Kampf gegen die Pandemie derweil unter erheblichem Druck: Durch einen Schlingerkurs verlor sie wertvolle Zeit, um den Ausbruch einzudämmen. Im chronisch unterfinanzierten Gesundheitsdienst NHS (National Health Serice) gibt es zudem nicht genügend Tests, Schutzausrüstungen und Beatmungsgeräte. Erste Kliniken meldeten britischen Medien zufolge sogar einen Mangel an Sauerstoff für die Beatmung der Lungenkranken.