Erdbeeren und Spargel - bald knappe Ware? Wegen der Corona-Krise fehlen Erntehelfer. Bauern befürchten Engpässe und höhere Preise. Das will Agrarministerin Klöckner verhindern.
Infolge der Corona-Krise wird es nach Angaben des Bauernverbands voraussichtlich zu einer Verknappung von Obst und Gemüse kommen. Hintergrund sei der Mangel an Saisonarbeitskräften aus Osteuropa im Zuge der Corona-Pandemie, sagte Bauernpräsident Joachim Rukwied der "Neuen Osnabrücker Zeitung.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) kündigte deshalb Erleichterungen für Erntehelfer aus Osteuropa an, etwa längere Aufenthaltserlaubnisse.
Klöckner: "Können auf Saison-Arbeitskräfte nicht verzichten"
Arbeitskräfte, die bereits in Deutschland seien, dürften statt 70 nunmehr 115 Tage bleiben, kündigte Klöckner an. Die Zuverdienst-Grenzen seien zudem angehoben worden. "Wir werden auf Saison-Arbeitskräfte nicht verzichten können", betonte Klöckner. "Insofern bin ich mit Horst Seehofer im Gespräch, wie wir diesen Zielkonflikt zwischen Infektionsschutz der Bevölkerung und auf der anderen Seite Erntesicherung hinbekommen können."
Seit einer Woche gilt ein Einreisverbot für Saisonarbeiter in der Landwirtschaft – eine höchst umstrittene Maßnahme. Landwirtschaftsministerien Klöckner sucht nach einer Lösung.
Zugleich betonte sie im ARD-"Morgenmagazin", dass die Versorgung von Grundnahrungsmitteln gesichert sei.
Bauern-Präsident geht von Preissteigerungen aus
Bauernpräsident Rukwied hatte erklärte, die Feldarbeit und die Ernte könnten in diesem Jahr nicht so ablaufen wie gewohnt. Landwirte stünden derzeit akut vor der Entscheidung, ob sie Pflanzgut abbestellen sollten. Er gehe zudem davon aus, dass es Preissteigerungen geben werde.
Die Nachfrage werde auch nicht durch Importe gedeckt werden können, da in den Obst- und Gemüseanbau-Regionen in Südeuropa ebenfalls Arbeitskräfte fehlten. Überlegungen der Bundesregierung, Asylbewerber oder Arbeitslose auf den Feldern einzusetzen, würden "den Arbeitskräftemangel nur lindern".
Brandbrief an die Kanzlerin
Zuvor hatten Unionspolitiker in einem Brandbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Lockerung der Einreisebeschränkungen für Saisonarbeitskräfte aus Rumänien und anderen EU-Mitgliedstaaten gefordert.
Die deutschen Landwirte müssten in den nächsten Tagen entscheiden, welche Obst- und Gemüsesorten noch angebaut und geerntet werden könnten, daher sei keine Zeit zu verlieren, heißt es in dem Schreiben der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der Fraktion, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.
Im Video: Ernte in Zeiten von Corona:
Kritik an Seehofers Einreiseverbot für Erntehelfer
Die von der EU-Kommission empfohlene bevorzugte Abfertigung von Saisonarbeitskräften für die Landwirtschaft müsse in Deutschland unverzüglich umgesetzt werden, schreiben die Abgeordneten Albert Stegemann und Gitta Connemann in dem Brief vom Dienstag, der auch an Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Landwirtschaftsministerin Klöckner gerichtet ist. "Deshalb ist das Einreiseverbot für Saisonarbeitskräfte unverzüglich aufzuheben", fordert die Arbeitsgruppe.
Durch Fiebertests im Fahrzeug und die Einrichtung besonderer Fahrspuren an den Grenzen könne sichergestellt werden, dass diese Arbeitskräfte die Betriebe "ohne weitere Berührung und ohne Zeitverlust erreichen können". Möglicherweise könnten die Erntehelfer auch am Arbeitsplatz auf das neuartige Coronavirus getestet werden.
Seehofer hatte am Mittwoch vergangener Woche im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie ein Einreiseverbot für Saisonarbeiter angeordnet.