Die Corona-Neuinfektionen bleiben auf einem Rekordhoch. Immer mehr Orte werden zu Hot-Spots erklärt. Werden bald auch weitere lokale Lockdowns wie in Berchtesgaden folgen?
Das Corona-Virus hat Deutschland fest im Griff. Im Berchtesgadener Land gilt ein lokaler Lockdown - vorerst für 14 Tage.
Nach den Ausgangsbeschränkungen im Corona-belasteten Kreis Berchtesgadener Land halten es Politiker und Kommunalvertreter für möglich, dass ähnliche Maßnahmen auch anderenorts nötig werden. Das hänge vom Infektionsgeschehen und dessen Eingrenzbarkeit ab, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Dienstagabend im ZDF:
... Das ist ja genau der Ansatz, den wir haben, nicht bundesweit einheitlich, sondern immer lageangepasst die Maßnahmen zu ergreifen. Und ich bin überzeugt, dann haben sie auch eine bessere Akzeptanz."
Bayern habe schnell die richtigen Maßnahmen fürs Berchtesgadener Land ergriffen, meint Bundesgesundheitsminister Spahn.
Lauterbach: "Wir können nur reagieren durch lokale Shutdowns"
Auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) schloss das nicht aus. "Die Lage ist ernst, wir haben ein äußerst dynamisches Geschehen", sagte er der Funke-Mediengruppe. Der Epidemiologe und SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte den Blättern:
Beim Städte- und Gemeindebund wird das auch für große Städte nicht ausgeschlossen. "Wenn die Zahlen so hochgehen, wie jetzt im Berchtesgadener Land, dann kann ich mir das - leider - auch in größeren Städten vorstellen", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der "Bild"-Zeitung. Zwar sei der Verwaltungsaufwand zur Durchsetzung in Großstadtbezirken wie etwa Berlin-Neukölln "deutlich höher", aber zu bewältigen.
Ausgangsbeschränkungen im Berchtesgadener Land
Der bayerische Kreis Berchtesgaden liegt bei den Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen mit 236 bundesweit mit Abstand an der Spitze. Erstmals seit dem Frühjahr ist das Verlassen der eigenen Wohnung dort seit Dienstag nur noch mit triftigem Grund erlaubt. Schulen und Kitas wurden geschlossen.
Bayern insgesamt liegt inzwischen ebenfalls über dem bundesweit vereinbarten Warnwert von 50. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will am Mittwochmittag im Landtag eine Regierungserklärung zu seiner Strategie im Kampf gegen das Virus abgeben. Er fährt einen vorsichtigen und eher reglementierenden Kurs, wird dafür aber zunehmend auch kritisiert.
Andererseits weiß er sich mit einer Mehrheit der Bürger einig, die laut bundesweiten Umfragen die Maßnahmen im Großen und Ganzen richtig finden. Zudem liegen auch in anderen Kreisen die Infektionszahlen weit jenseits von 100.
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