Die Corona-Beschränkungen von Bund und Ländern treffen - je nach Perspektive - auf Lob oder Kritik. Ministerpräsident Kretschmann spricht im ZDF von harten Entscheidungen.
Der verhängte Teil-Lockdown von Bund und Ländern schlägt hohe Wellen - und die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Nach Ansicht des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann war die Entscheidung diesmal deutlich schwerer als beim ersten Lockdown, sagte er in der ZDF-Sendung Markus Lanz.
Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten haben entschieden, dass unter anderem Hotels, Restaurants, Kinos und Theater ab dem kommenden Montag für den gesamten Monat November schließen. Schulen, Kitas und Geschäfte sollen aber offen bleiben.
Kretschmann: Schulschließung ist Stress für Familien
Der Grünen-Politiker Kretschmann beschreibt den Prozess so:
Auf die Frage, warum entschieden wurde, Schulen dieses Mal offen zu halten, sagte Kretschmann: "Wir wissen, das hat die Familien enorm unter Stress gesetzt. Enorm. Wir haben das kaum mehr organisiert bekommen."
- Die neuen Corona-Regeln von Bund und Ländern
Zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben Bund und Länder einen Teil-Lockdown beschlossen. Er gilt ab Montag, 2. November, bis Monatsende - vorerst. Hier die Pläne im Überblick.
Städtebund: Beschlüsse zeigen "Augenmaß"
Der Städte- und Gemeindebund hat die Verschärfung der Corona-Auflagen begrüßt, zugleich aber schnelle finanzielle Hilfen für die betroffenen Betriebe angemahnt. Die Beschlüsse zeigten "Augenmaß", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Funke Mediengruppe.
Die Gastronomiebetriebe dürften nicht aufgeben, "das wäre ein verheerendes Signal für das Leben in unseren Städten", warnte Landsberg. Angekündigte finanziellen Hilfen müssten insbesondere für die Gastronomie schnell und unbürokratisch umgesetzt werden.
Dehoga: Viele Betriebe werden den Winter nicht überstehen
Der Gaststätten- und Hotelverband (Dehoga) fordert eine schnelle und unbürokratische Auszahlung der zugesagten Milliardenhilfen. Dehoga-Chefin Ingrid Hartges sagte der "Funke Mediengruppe:
Das Verbot aller touristischen Übernachtungen sei faktisch ein Berufsverbot für die ganze Branche. Daher würden viele Unternehmen erwägen, dagegen zu klagen. Durch den zweiten Lockdown werde ein Drittel der 245.000 Betriebe den Winter nicht überstehen, befürchtet Hartges.
- Gastronomie: Zwischen Verständnis und Wut
Restaurants sind keine Orte, an denen sich besonders viele Menschen mit dem Coronavirus infizieren. Trotzdem müssen sie erneut komplett schließen. Das führt auch zu Wut.
NGG: Kurzarbeiter stärker unterstützen
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Guido Zeitler warnt gegenüber der "Funke Mediengruppe", durch den Lockdown müssten wieder mehrere Hunderttausende Beschäftigte in Kurzarbeit. "Gerade in der Gastronomie leben die Beschäftigten auch von Trinkgeldern, die jetzt wegfallen".
Aus Sicht von Familienunternehmern gefährden die Beschränkungen Jobs in der Wirtschaft. Der Shutdown dürfe nicht zum Knockdown werden, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes "Die Familienunternehmer", Albrecht von der Hagen, der Deutschen Presse-Agentur.
VZBV: Erstattungen statt Zwangsgutscheine
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hat die erneuten schärferen Corona-Beschränkungen begrüßt und pocht auf mehr Schutz für Risikogruppen. Es gelte, private Treffen herunterzufahren und den Einsatz von Schnelltests in Altenpflege und Kliniken massiv auszubauen.
Der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands (VZBV), Klaus Müller, fordert in der "Rheinischen Post": Wenn Unternehmen bis zu 75 Prozent ihres Umsatzverlustes ersetzt bekommen, müsse das auch bedeuten, dass es keine erneuten Zwangsgutscheine, sondern Erstattungen von Vorauszahlungen geben muss.