Energiekrise: Scheuer fordert neue Atomkraftwerke

    Energiekrise:Scheuer fordert neue Atomkraftwerke

    27.08.2022 | 08:09
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    Einige Politiker haben bereits die Verlängerung der noch laufenden Akws vorgeschlagen. CSU-Politiker Andreas Scheuer geht einen Schritt weiter: Er fordert den Bau neuer Meiler.

    Der Atommeiler des Atomkraftwerks Isar 2 mittig im Bild. Er stößt eine weiße Wolke in den blauen Himmel.
    In der Union war der Atomausstieg bereits vor der jüngst wieder aufgeflammten Debatte über lange Jahre sehr umstritten.
    Quelle: dpa/Armin Weigel

    Mehr Atomkraft gegen die Energiekrise? Der ehemalige Verkehrsminister Andreas Scheuer spricht sich nicht nur für eine Verlängerung der noch laufenden Meiler aus - er schlägt auch vor, drei neue Atomkraftwerke zu bauen.

    Meine Formel lautet drei plus drei plus drei: Drei Kernkraftwerke müssen länger laufen, drei müssen reaktiviert werden und drei müssen neu gebaut werden.

    Andreas Scheuer, CSU-Politiker

    "Wir brauchen eine verlässliche Versorgung der Wirtschaft mit Energie, sonst schreitet die Deindustrialisierung Deutschlands voran", sagte der CSU-Politiker der "Welt am Sonntag". Deutschland sei zum Bittsteller in der Welt geworden und hole sich Abfuhren für neues Gas in Katar, Kanada und Norwegen ab.

    Scheuer kritisiert ideologische Vorbehalte der Grünen

    Seiner Meinung nach steige Deutschland in der falschen Reihenfolge aus den Energieträgern aus. "Logisch wäre gewesen, erst aus Kohle rauszugehen, nicht alles auf Gas zu setzen und eben Atomkraft weiterlaufen zu lassen, solange wir sie noch brauchen", sagte er. Das Problem seien die ideologischen Vorbehalte der Grünen gegen Atomkraft gewesen. Sie hätten schon unter Bundesumweltminister Jürgen Trittin auf Gas gesetzt.
    Scheuer war selbst Mitglied der Bundesregierung, als der Kohleausstieg beschlossen wurde. "Ich habe auch mitgemacht beim Atomausstieg und beim Kohleausstieg", räumte Scheuer, der noch Bundestagsabgeordneter ist, in dem Interview ein. "Das war aber nur möglich, weil damals eine stabile und günstige Gasversorgung mit Nord Stream 2 ans Netz gehen sollte, weil Frieden herrschte und wir keinen Aggressor wie Putin hatten." Nun gebe es eine "dramatische Veränderung der Lage".

    Gesetzesvorlage sieht Ende der AKWs

    Die Energiekrise hat die Debatte um die noch hierzulande laufenden Atomkraftwerke neu entfacht: Es steht im Raum, ob die drei verbliebenen AKWs länger weiterlaufen sollen - also über die geltende Gesetzesvorlage hinaus.
    Denn die Betriebsgenehmigung des Atommeilers Isar 2 in Bayern sowie die verbliebenen Reaktoren Emsland in Niedersachsen und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg sollen eigentlich zum Jahresende erlöschen.

    Energiekrise
    :Streit um Atomausstieg neu entfacht

    Sollen die Atomkraftwerke auch nach dem Jahresende weiter betrieben werden? Rund um diese Frage herrscht zwischen den Parteien viel Uneinigkeit. Eine finale Entscheidung steht aus.
    Wasserdampf steigt aus dem Kühlturm vom Atomkraftwerk Isar 2. Bayern, Essenbach.

    Abschied von Kernenergie nach Fukushima

    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hält längere Laufzeiten für die drei Atomkraftwerke für möglich. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte jedoch gesagt, der Ausstieg aus der Kernenergie werde nicht revidiert und dies unter anderem mit hohen Kosten und offenen Fragen der Atommüll-Entsorgung begründet.
    Der schrittweise Ausstieg aus der Kernenergie wurde 2011 beschlossen. Die damalige Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel (CDU) reagierte damit auf die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima. In der Union war der Atomausstieg bereits vor der jüngst wieder aufgeflammten Debatte über lange Jahre sehr umstritten.
    Quelle: dpa, AFP

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