Neue Erkenntnisse zu Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft wirbeln den Cum-Ex-Untersuchungsausschuss in Hamburg durcheinander. Führende SPD-Politiker sind unter Druck.
In Hamburg setzt der Parlamentarische Untersuchungsausschuss zum Cum-Ex-Skandal seine Arbeit fort. Dabei geht es auch um neue Erkenntnisse zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Köln. Auch um die Durchsuchung eines Schließfachs des früheren Hamburger SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs soll es gehen - dort seien mehr als 200.000 Euro Bargeld gefunden worden.
Offenbar E-Mails von Olaf Scholz durchsucht
Einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" zufolge erließ das Amtsgericht Köln offenbar am 30. März 2022 einen Durchsuchungsbeschluss für das offizielle E-Mail-Postfach des heutigen Kanzlers Olaf Scholz in seiner Zeit als Erster Bürgermeister Hamburgs. Das gehe aus Ausschussmitgliedern vorliegenden Unterlagen hervor.
E-Mails, Kalendereinträge und Anhänge aus einem Zeitraum ab Januar 2015 seien bei einem IT-Dienstleister durchsucht worden. Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, sagte dem "Hamburger Abendblatt": "Davon ist mir nichts bekannt. Es gibt auch nichts zu verbergen."
Behörden-Mitarbeiter werden als Zeugen vernommen
Bei der 35. Sitzung am Dienstag sollen vier ehemalige Mitarbeiter der Finanzbehörde als Zeugen vernommen werden, darunter die frühere Chefin der Steuerverwaltung und der früher für die in den Skandal verwickelte Warburg Bank zuständige Abteilungsleiter.
Ermittlungen wegen möglicher Begünstigung
Wie gegen Kahrs wird auch gegen den früheren SPD-Innensenator Alfons Pawelczyk und eine damals für die Warburg Bank zuständige Finanzbeamtin wegen Begünstigung ermittelt. Hintergrund sind Treffen der Bank-Gesellschafter Christian Olearius und Max Warburg 2016 und 2017 mit dem damaligen Bürgermeister Scholz. Kahrs und Pawelczyk sollen sie eingefädelt haben. Zu dem Zeitpunkt wurde gegen Olearius bereits wegen des Verdachts der schweren Steuerhinterziehung ermittelt.
-
In den Akten der Staatsanwaltschaft findet sich den Angaben zufolge auch eine Whatsapp-Nachricht, in der die fragliche Finanzbeamtin einer Kollegin von einem "teuflischen Plan" berichtet, der aufgegangen sei. Diese Nachricht sei wenige Stunden nach der Entscheidung der Finanzverwaltung gesendet worden, entgegen ursprünglichen Plänen eine Steuerrückforderung in Höhe von 47 Millionen Euro gegen die Warburg Bank verjähren zu lassen.
CDU will Ausschuss-Auftrag ausweiten
Die CDU möchte vor dem Eindruck jüngster Enthüllungen den Auftrag des gesamten Hamburger Untersuchungsausschusses ausweiten.
Zudem sei laut Thering davon auszugehen, dass weitere Hamburger Kreditinstitute beteiligt seien, insbesondere die frühere HSH Nordbank und heutige Hamburger Commercial Bank. "Jetzt muss alles auf den Tisch", betonte der CDU-Fraktionschef.
Kanzler Scholz muss Mitte August aussagen
Bislang will der Untersuchungsausschuss nur klären, ob führende SPD-Mitglieder auf den Steuerfall der Hamburger Warburg Bank Einfluss genommen haben.
Kanzler Scholz soll am 19. August vor dem Untersuchungsausschuss zu den Vorwürfen aussagen. Er hat bisher jede politische Einflussnahme in dem Fall bestritten, sich hinsichtlich seiner Treffen mit Olearius aber auf Erinnerungslücken berufen.
- Zentraler Angeklagter legt Teilgeständnis ab
Durchbruch im Cum-Ex-Prozess: Der Jurist Hanno Berger legt ein Teilgeständnis ab. Ihm wird vorgeworfen, treibende Kraft hinter milliardenschwerer Steuerhinterziehung zu sein.