Der Ukraine-Krieg findet auch in der Cyberwelt statt: Ein Institut in Genf hat hunderte Attacken registriert, auch in Deutschland.
Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat das CyberPeace-Institut in Genf 2022 mehr als 850 Cyberattacken registriert. Sie wurden demnach von pro-russischen und pro-ukrainischen Hackern gegen Ziele in der Ukraine, Russland und rund drei Dutzend anderen Ländern ausgeführt, darunter auch 23 in Deutschland.
Pro-russische Hackernetzwerke würden durch immer stärkere Vernetzung immer unberechenbarer, sagte die Chefanalystin des Instituts, Emma Raffray, der Deutschen Presse-Agentur.
September: An zwei Tagen fünf Attacken in Deutschland
Ziele waren in Deutschland etwa
- Ministerien
- Banken
- Internetanbieter
- Flughäfen
Bei den Flughäfen seien Webseiten vorübergehend gestört worden, Flugdienste seien nicht beeinträchtigt gewesen, sagt Raffray. Im September wurden an zwei Tagen fünf Attacken mit 18 Zielen in Deutschland registriert. "Vier davon wurden ausgeführt von dem Netzwerk "Anonymous Russia"", sagt Raffray.
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Institut: Letzte Attacke am 14. Dezember
Zuletzt wurde am 14. Dezember die deutsche Seite eines US-Online-Händlers angegriffen. Hinter der Attacke stand nach den Analysen Mirai, eine Gruppe, die der Hackergruppe KillNet zugerechnet wird.
Killnet habe nach der Teilmobilisierung in Russland Mitglieder mit dem Versprechen angeworben, dass sie damit der Einberufung entgehen können.
Häufigste Angriffe: DDoS-Attacken
Bei den meisten Angriffen handelt es sich um DDoS-Attacken. Dabei überlasten Hacker durch zahlreiche Anfragen die IT-Infrastruktur des Opfers, dessen Dienste dann erheblich eingeschränkt sind.
Bei anderen Attacken wird Malware eingeschleust, es werden Daten geklaut oder es werden Falschinformation auf gehackten Medienseiten verbreitet.
- Wer den Ukraine-Krieg im Digitalen führt
Der Ukraine-Krieg findet auch im Digitalen statt. Wer darin involviert ist - und was es mit dem von "Anonymous" erklärten Cyberkrieg gegen Putin auf sich hat.
Störprogramm von "Fancy Bear" entdeckt
Das Institut entdeckte im Herbst 2022 neue Trends: So nutzte die pro-russische Hackergruppe "Fancy Bear", die dem Einfluss des russischen Auslandsgeheimdienstes zugerechnet wird, ein Stör-Programm auf Basis von Konni-Malware, die bislang von nordkoreanischen Hackern benutzt wurde.
Zudem greifen Hacker immer öfter zum Crowdsourcing von DDoS-Angriffen. Sie umwerben Sympathisanten in der Bevölkerung, deren Computern sie dann via Script automatisch für Attacken herausziehen.
Verbündete der Ukraine werden offenbar vermehrt Ziel von russischen Cyber-Attacken. Das Unternehmen Microsoft warnt vor Hacker-Angriffen auf Regierungscomputer der Nato-Staaten.
Pro-russische Hacker vernetzen sich immer stärker
Zudem vernetzen sich pro-russische Netzwerke immer stärker. "14 Gruppen haben sich jüngst der KillNet-Gruppe angeschlossen, einschließlich Anonymous Russia", sagt Raffray. Mehr Gruppen unter einer einheitlichen Kommandostruktur könnten koordiniertere Attacken ausführen.
"Diese Netzwerke mischen sich aktiv in den Konflikt ein." Es werde immer schwieriger zu prüfen, wer an welchem Netzwerk beteiligt sei und in welchem Umfang die Netzwerke durch staatliche Akteure gelenkt werden.
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