Es klingt wie der Stoff eines Spionagethrillers. Der dänische Geheimdienstchef wird von der eigenen Behörde bespitzelt. Der Vorwurf: Geheimnisverrat. Nun sitzt er in U-Haft.
In ausländischen Medien findet Dänemark derzeit vor allem mit der Öffnungsstrategie rund um Corona Beachtung. Dabei gibt es einen hochbrisanten Fall rund um den dänischen Geheimdienstchef Lars Findsen, über den der öffentliche-rechtliche Sender DR und einige Zeitungen berichtet haben.
Seit Anfang Januar sitzt der 57-jährige nämlich in Untersuchungshaft, festgenommen wurde er schon im Dezember. Ein Fall wie aus einem Spionagekrimi mit vielen offenen Fragen, Dementis und Gerüchten.
Findsen beteuert seine Unschuld
Dabei geht es um Findsens vermeintliche Verwicklung in eine Affäre, die sich um das Durchstechen hochgeheimer Informationen dreht. Bereits im Dezember seien vier aktuelle und ehemalige Mitarbeiter der beiden dänischen Geheimdienste festgenommen worden, heißt es. Lars Findsen sei aber der einzige, der während der laufenden Ermittlungen in Untersuchungshaft bleiben musste.
Der Fall wurde erst bekannt durch eine Gerichtsverhandlung im Januar, bei der das Veröffentlichungsverbot des Namens aufgehoben worden sei. Findsen sagte damals in einer kurzen Äußerung vor Medienvertretern, er sei unschuldig. Das Ganze sei völlig verrückt.
Mehr ist nicht bekannt, es dringt nichts nach außen. Der Fall wird hinter verschlossenen Türen verhandelt.
Vorwurf: Weitergabe streng geheimer Informationen
Der Sender DR hatte aber berichtet, dass es um geheime Informationen gehe, die an dänische Medien weitergegeben wurden. Im Sommer 2020, so der Sender, habe der dänische Nachrichtendienst Daten mit dem US-Geheimdienst geteilt und die Amerikaner dadurch möglicherweise Zugriff auf die persönlichen Daten und die private Kommunikation dänischer Bürger bekommen.
Findsen und vier weitere Geheimdienstmitarbeiter wurden im August 2020 zeitweise suspendiert, nachdem ein unabhängiges Aufsichtsgremium ihnen schweres Fehlverhalten vorgeworfen hatte. Die Vorwürfe wurden inzwischen von einer Untersuchungskommission zurückgewiesen und die Suspendierungen aufgehoben.
Vergangene Woche nun entschied ein Gericht in Kopenhagen, dass Lars Findsen weitere vier Wochen in Untersuchungshaft bleiben muss. Der Vorwurf nach wie vor: die Weitergabe von streng geheimen Informationen.
Findsen von der eigenen Behörde beschattet
In Medienberichten war zu lesen, dass Findsen offenbar monatelang vom zivilen Geheimdienst PET beschattet und abgehört worden sei, einer Behörde, deren Chef er selbst lange gewesen ist.
Im Kern lautet der Vorwurf also nicht, dass er als Geheimdienstchef illegal Datenverkehr aus dänischen Unterseekabeln überwachen ließ, diesen auch an die NSA weitergegeben haben soll – sondern dass er Details dänischen Journalisten weitergegeben haben soll. Unbedacht oder aus Unkenntnis – schwerwiegend ist es auf jeden Fall.
Das Ganze spitzte sich auch deshalb zu, weil neben Findsen im Januar auch der ehemalige Verteidigungsminister Claus Hjort Frederiksen wegen der Weitergabe von Staatsgeheimnissen festgenommen und angeklagt worden war. Wie es in dem Fall weiter geht, ist derzeit völlig offen. Die Untersuchungshaft gegen Lars Findsen wurde jedenfalls um weitere vier Wochen verlängert.
Nach der Verhandlung vergangene Woche sagte Findsens Anwalt: