US-Vorwürfe: Hat Moskau 1,6 Millionen Ukrainer verschleppt?

    US-Vorwürfe gegen Russland :1,6 Millionen Ukrainer verschleppt?

    13.07.2022 | 19:57
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    US-Außenminister Blinken wirft Putin eine "Filterung" der Bevölkerung in der Ukraine vor. Bis zu 1,6 Millionen Ukrainer sollen die Russen schon außer Landes gebracht haben.

    Ein russischer Soldat beaufsichtigt die Evakuierung von Ukrainern in Mariupol
    Wurden aus Evakuierungen wie hier in Mariupol "Deportationen"?
    Quelle: Imago

    Die USA haben die russischen Regierung beschuldigt, bis zu 1,6 Millionen Ukrainer und Ukrainerinnen nach Russland verschleppt zu haben. US-Außenminister Antony Blinken warf Moskau eine "gesetzwidrige Umsiedlung" schutzbedürftiger Menschen vor und sprach von einem "Kriegsverbrechen" mit dem Ziel, Teile der Ukraine zu entvölkern.
    Blinken äußerte sich im Vorfeld einer Konferenz im niederländischen Den Haag über mutmaßliche Vergehen in der Ukraine. An ihr nehmen der niederländische Außenminister Wopke Hoekstra, der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) Karim Khan und EU-Justizkommissar Didier Reynders teil.

    Zwangsumsiedlung nach Russland

    Blinken berief sich unter anderem auf Quellen aus der russischen Regierung, die auf eine Zwangsumsiedlung von 900.000 bis zu 1,6 Millionen ukrainischer Bürger aus deren Heimat nach Russland hinwiesen. Teilweise seien Menschen in isolierte Gebiete im äußersten Osten Russlands verschleppt worden. Unter ihnen seien rund 260.000 Kinder. Einige von ihnen seien gezielt von ihren Eltern getrennt worden, um in Russland zur Adoption freigegeben zu werden, erklärte Blinken.
    Außenminister Blinken zu den Verschleppungen
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    Wörtlich sagt Blinken auf Twitter:
    "Russland muss seine systematischen 'Filterungsoperationen' in der Ukraine, bei denen - Berichten zufolge - bis zu 1,6 Millionen unschuldige Ukrainer, darunter 260.000 Kinder, verschwanden oder inhaftiert oder gewaltsam aus ihren Häusern deportiert wurden, unverzüglich einstellen."

    Blinken wirft Putin "Filterung" der Bevölkerung vor

    Die Zwangsumsiedlung sei anscheinend frühzeitig geplant worden und gleiche dem russischen Vorgehen in anderen Kriegen, etwa in Tschetschenien. Blinken warf dem russischen Präsidenten Wladimir Putin eine "Filterung" der Bevölkerung vor, zu der neben der Trennung von Familien auch die Beschlagnahme ukrainischer Pässe und die Ausgabe russischer Pässe gehörten.
    Es gehe "anscheinend" darum, "die Bevölkerungsstruktur von Teilen der Ukraine zu verändern", sagte Blinken. Russland müsse dafür "zwingend" zur Verantwortung gezogen werden.

    Mit Geld oder Gewalt
    :Wie Ukrainer nach Russland gebracht werden

    Vertrieben, filtriert und umgesiedelt - mit Deportationen nach Russland und Einbürgerungen sollen Ukrainer entwurzelt werden. Wir haben ihre Spur nachgezeichnet.
    von Markus Thöß und Julia Klaus
    Menschen aus den Regionen Donezk und Luhansk, verlassen am Bahnhof in Nischni Nowgorod (Russland) einen Zug, der sie zu vorübergehenden Unterkünften in der Region bringen soll, aufgenommen am 02.04.2022
    Exklusiv

    Zugang zu russischer Staatsbürgerschaft erleichtert

    Am Montag hatte Putin ein Dekret veröffentlicht, demzufolge allen Ukrainern der Zugang zur russischen Staatsbürgerschaft erleichtert wird.
    Der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, nannte die Maßnahme am Mittwoch vor Journalisten in Berlin "Teil einer russischen Propaganda". Die Ukraine sei ein souveräner, unabhängiger Staat. Kein anderer Staat könne "den Bürgerinnen und Bürgern der Ukraine da irgendwelche Pässe anbieten".
    Ende Mai hatte der russische Präsident bereits die Einbürgerung per Schnellverfahren für die zwei großteils von Russland besetzten südukrainischen Regionen Cherson und Saporischschja beschlossen. Dort arbeiten die russischen Besatzungsbehörden nach eigenen Angaben bereits an einem Referendum über einen Anschluss an Russland.
    2019 wurde das erleichterte Einbürgerungsverfahren bereits in den selbsternannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk eingeführt, die pro-russische Separatisten in den seit 2014 von ihnen besetzten Gebieten im ostukrainischen Donbass ausgerufen hatten.

    Für alle Ukrainer
    :Putin erleichtert Staatsbürgerschaft

    Wladimir Putin erleichtert bei Bedarf allen Ukrainern den Zugang zur russischen Staatsbürgerschaft. Der russische Präsident hat am Montag ein entsprechendes Dekret unterzeichnet.
    Wladimir Putin
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    Quelle: AFP
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