Im ZDF erklärt der Chef der Deutschen Bahn, Richard Lutz, wo die größten Probleme der Bahn liegen. Und, dass ihm die erbrachte Leistung in puncto Zuverlässigket "weh tut".
Überfüllte Züge, Verspätungen, defekte Klimaanlagen, geschlossene Bordbistros und gesperrte Toiletten - die Deutsche Bahn steht in diesem Jahr wieder einmal enorm in der Kritik. Gleichzeitig wird der öffentliche Nahverkehr durch das 9-Euro-Ticket so stark nachgefragt wie nie.
Im ZDF heute journal erklärt DB-Chef Richard Lutz, welche Probleme die Bahn derzeit hat und wie das Angebot für Kundinnen und Kunden verbessert werden soll.
Lutz räumt mangelhafte Leistung der Bahn ein
Lutz gibt im Interview zu, er erlebe selbst, dass derzeit mit Qualität und Zuverlässigkeit "nicht alles" stimme. "Das tut weh, aber es ist die Situation so im Moment", sagt er.
Was folgt auf diese deutliche Lagebeschreibung? Wie lässt sich die Leistung der Deutschen Bahn verbessern? Lutz sieht das Problem vor allem in der Infrastruktur.
Vielmehr seien die Probleme der Bahn darin begründet, "dass immer mehr Verkehr auf einer knappen Infrastruktur, die durch Baustellen zusätzlich eingeschränkt ist, unterwegs ist." Dadurch entstünden Engpässe, Staus und Verspätung, so Lutz.
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Lutz: Bahn muss "von innen heraus gesunden"
Der Bahnchef ist der Auffassung, dass der Konzern "von innen heraus gesunden" müsse. Damit meint er einen massiven Ausbau der Infrastruktur. Von der Politik fühlt er sich darin gestützt.
Ein 'Weiter so' darf es für Lutz besonders beim Sparkurs für das Schienennetz nicht geben. "Über Jahre und Jahrzehnte" sei das Schienennetz unterfinanziert und unterdimensioniert gewesen, beklagt er. Zwar habe sich das in den vergangenen Jahren etwas gebessert, allerdings nicht ausreichend.
"Deshalb müssen wir, wenn wir das System von innen heraus gesunden wollen, an die Infrastruktur und die Kapazität und Qualität aus der Infrastruktur heraus vorantreiben", fordert er.
Jahresziel bei Pünktlichkeit bereits vom Tisch
Das bestätigen aktuelle Zahlen aus dem vergangenen Monat. Die Pünktlichkeit der Deutschen Bahn lässt immer weiter nach. Im Juni erreichten nur noch 58 Prozent der Fernzüge ihr Ziel pünktlich. Im Regionalverkehr waren es 88,5 Prozent. Beides sind die schwächsten Monatswerte seit Ende 2010.
Pünktlich ist ein Zug nach Ansicht der Deutschen Bahn, wenn er weniger als sechs Minute Verspätung hat.
Bereits vor Wochen hatte Lutz hatte das ursprüngliche Ziel einkassiert, dieses Jahr im Fernverkehr 80 Prozent Pünktlichkeit zu erreichen.
Bauen als Weg aus der Krise
Deshalb solle jetzt und in den kommenden Jahren mehr gebaut werden, verspricht Lutz im Interview. "Um das Bauen kommen wir nicht herum."
Das Schienennetz solle so von "einem Problemfall zu einem Stabilitätsanker" entwickelt werden.
Keine Zukunft für 9-Euro-Ticket
Das 9-Euro-Ticket der Bundesregierung hat den öffentlichen Nahverkehr für viele Bürgerinnen und Bürger attraktiver gemacht. Das belegen die hohen Verkaufszahlen. Eine Zukunft für das Modell sieht Lutz allerdings nicht.
Ein Fortlaufen des Angebots hält Lutz jedoch für nicht bezahlbar. Man werde sich jedoch Gedanken machen, wie man einfach zugängige und deutschlandweit gültige Tickets in Zukunft anbieten kann.