Sicherheits-Plan von Habeck: Was drin steht und was nicht
Analyse
Zehn Punkte für mehr Sicherheit:Was in Habecks Papier steht - und was nicht
von Patricia Wiedemeyer
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Wirklich neu sind die zehn Punkte für mehr Sicherheit nicht. Doch die Grünen wollen im Wahlkampf noch einmal Unterschiede zur Union aufzeigen - ohne Schwarz-Grün auszuschließen.
Als Reaktion auf den Merz-Plan hat Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck ein Sicherheitskonzept mit zehn Forderungen vorgelegt.
Quelle: ddp
Es gehört anscheinend zum Wahlkampf dazu, nun hat auch Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck einen Zehn-Punkte-Plan vorgelegt für eine Sicherheitsoffensive für Deutschland.
Darin hat Habeck zusammengetragen, was er schon mehrfach gesagt hat, was schon mehrfach geschrieben wurde. Wirklich neu ist es nicht, aber es verdeutlicht noch einmal die Unterschiede zur Union. Daher das Timing, pünktlich zum Parteitag der CDU.
Den Grünen geht es in erster Linie darum, dass die etwa 170.000 Haftbefehle, die nicht vollstreckt wurden, künftig vollzogen werden. In dem Papier heißt es:
Wir brauchen eine Vollstreckungsoffensive mit Schwerpunkt auf Islamisten und anderen Extremisten.
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Zehn Punkte: Was Habeck fordert
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Grüne wollen konsequente Abschiebung von Gefährdern
Weitgehend unumstritten dürften die Forderungen nach mehr Geld für die Bundespolizei, einer psychischen Untersuchung von Asylsuchenden schon bei der Erstuntersuchung oder die Kooperationspflicht für die Sicherheitsbehörden von Land und Bund sein. Auch dies steht im Zehn-Punkte-Programm.
Habeck fordert zudem eine konsequentere Abschiebung von Gefährdern oder Schwerkriminellen und geht sogar so weit, dass diese Menschen im verfassungsrechtlich zulässigen Rahmen in Haft zu nehmen sind.
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Was nicht in Habecks Papier steht
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