Corona-Pandemie: Lauterbach und die Impf-Nebenwirkungen

    Fünf Jahre Corona-Pandemie:Lauterbach und die Impf-Nebenwirkungen

    Britta Spiekermann
    von Britta Spiekermann
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    Im März jährt sich der erste Lockdown zum fünften Mal. Der heutige Minister Lauterbach ordnete sich damals dem "Team Vorsicht" zu. Einen Satz würde er so nicht wiederholen.

    Karl Lauterbach setzt nach einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage und zur neuen Kampagne des Gesundheitsministeriums zum Schutz vor Corona seine Maske auf, aufgenommen am 14.10.2022
    Fünf Jahre ist der erste Corona-Lockdown her. Der heutige Minister Karl Lauterbach ordnete sich dem Team Vorsicht zu. Einen Satz zur Impfung würde er heute so nicht mehr sagen.09.03.2025 | 4:14 min
    Als der amtierende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum ZDF-Interview kommt, um noch einmal auf die Corona-Zeit zurückzublicken, ist er ein Mann mit ungewisser Zukunft. In der Gerüchteküche, wer nach der Bundestagswahl was wird, spielt er zumindest keine zentrale Rolle.
    Könnte es sogar sein, dass die derzeitige Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) in einem neuen Superministerium neben dem Ressort Soziales auch den Bereich Gesundheit übernimmt? Oder ist das Gesundheitsministerium doch so unbeliebt, dass Lauterbach wieder Chancen hätte? Selbst in der Union kann man anerkennen, dass er - wenngleich nicht im Sinne der meisten Unionspolitiker - im Dickicht des Gesundheitswesens Schneisen für Reformen geschlagen hat.
    Lehren aus der Corona-Pandemie
    Vor fünf Jahren wurde der erste Corona-Fall in Deutschland diagnostiziert. Was wir aus der Pandemie und aus ihren Maßnahmen gelernt haben.27.01.2025 | 1:45 min

    Zweifel in der Gesellschaft wuchsen

    Wie auch immer, da steht ein Minister vor uns, der nicht weiß, was aus ihm wird. Und auch der Blick zurück kann ihn kaum zufriedenstellen: Revolution der Krankenhauslandschaft steckengeblieben, Aufarbeitung der Corona-Zeit, auch wenn diese Sache des Parlaments gewesen wäre, in seiner Amtszeit erst gar nicht angefangen.
    Es ist März, und die Bilder sind wieder da von vor fünf Jahren, als der Lockdown die Menschen nach Hause schickte, der Staat versuchte, Bürgerinnen und Bürger vor dem Coronavirus zu schützen.
    Doch je länger die Pandemie dauerte, desto stärker wurden die Zweifel eines Teils der Gesellschaft. Erst recht, als die Impfpflicht im Bundestag heftig diskutiert wurde und Corona-Regeln wie 2G und 3G einen Keil in die Gesellschaft trieben.

    Lauterbach ordnete sich dem "Team Vorsicht" zu

    Karl Lauterbach setzt nach einer Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage und zur neuen Kampagne des Gesundheitsministeriums zum Schutz vor Corona seine Maske auf, aufgenommen am 14.10.2022
    In der Corona-Pandemie setzte sich Karl Lauterbach für strenge Regeln ein. (Archivfoto)
    Quelle: dpa

    Lauterbach ordnete sich damals dem "Team Vorsicht" zu, sprach vom "Lagerfeuer der Vernünftigen", an dem seiner Ansicht nach die Geimpften saßen. Und er sagte diesen einen Satz, der ihm bis heute nicht nur von Impfskeptikern vorgeworfen wird:

    Impfungen sind halt mehr oder weniger nebenwirkungsfrei, das muss immer wieder gesagt werden.

    Karl Lauterbach während der Corona-Pandemie

    ZDF-Hauptstadtkorrespondentin Britta Spiekermann über die schleppende Corona-Aufarbeitung
    Fünf Jahre ist der erste Corona-Lockdown mittlerweile her. Waren alle Entscheidungen damals richtig? Die Aufarbeitung der Pandemie ist noch längst nicht abgeschlossen.28.12.2024 | 11:33 min

    Lauterbach: Corona-Impfungen machten einen Unterschied

    Heute verteidigt sich Lauterbach, er habe sehr oft über Nebenwirkungen von Impfungen gesprochen. Gleichzeitig ist er selbstkritisch: "Dass ich zwei-, dreimal - also im Sinne weniger Nebenwirkungen, fast nebenwirkungsfrei - mich etwas salopper geäußert hatte, das würde ich nachträglich vorsichtiger handhaben."
    Er sieht auch eine Verantwortung der sozialen Medien. Diese suchten Anlässe, "jemanden unter Druck zu setzen, vorzuführen". Impfungen hätten einen unglaublichen Unterschied gemacht.

    Ohne Impfung wären noch sehr viel mehr Menschen gestorben.

    Karl Lauterbach, Gesundheitsminister

    Doch auch Lauterbach sieht, dass der Blick zurück notwendig ist: "Ich fände es richtig, wenn die Aufarbeitung in den Koalitionsvertrag reingeschrieben wird." Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, "als wenn wir etwas zu verbergen hätten".

    Fünf Jahre nach der bisher verheerendsten Pandemie des 21. Jahrhunderts geht ein ZDF-Themenschwerpunkt der Frage nach, was aus der Corona-Pandemie für Lehren gezogen wurden und werden. In der Zeit vom 8. bis zum 21. März 2025 beschäftigen sich sowohl aktuelle Magazinsendungen als auch Doku-Formate mit dem Thema.

    Wir bündeln alle Inhalte auf unserer Themenseite zum Coronavirus.

    Bundespräsident Steinmeier fordert Corona-Aufarbeitung

    Zuletzt hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Aufarbeitung der Corona-Zeit angemahnt. Eine neue Bundesregierung müsse dies umgehend in die Wege leiten, sagte Steinmeier Anfang des Jahres dem Magazin "Stern". Wenn eine neue Regierung und ein neuer Bundestag sich dieser Aufgabe tatsächlich nicht widmen sollten, werde er das tun und "eine eigene Kommission ins Leben rufen". Nur so gebe es eine Chance, "Menschen zurückzugewinnen, die ihr Vertrauen in die Demokratie verloren haben oder zumindest daran zweifeln".
    Die "Pandemie der Ungeimpften" und das RKI
    Die Veröffentlichung von ungeschwärzten Protokollen des Robert Koch-Instituts zur Corona-Pandemie zeigt: Es gab in der Behörde Kritik am Narrativ der "Pandemie der Ungeimpften".25.07.2024 | 3:04 min

    Lauterbach will Versöhnung in der Bevölkerung

    Diese Sätze des Bundespräsidenten würde Lauterbach sicher unterschreiben. Nach unserem Interview erklärt sich Lauterbach gleich zu einem weiteren bereit: dieses Mal zum damaligen Wildwuchs der Corona-Teststationen. Es habe viele Betrügereien gegegeben, doch er sei derjenige gewesen, der überhaupt erst die Überprüfungen eingeleitet habe.
    Lauterbach ist überzeugt, dass er vieles richtig gemacht hat. Und doch nagt das Unaufgeklärte an ihm und an seinem Image.
    "Was wir brauchen, ist eine Versöhnung in der Bevölkerung," sagt der Minister. Die Bevölkerung müsse bei einer nächsten Pandemie von Anfang an besser mitgenommen werden.
    Start der Krankenhausreform
    Die Krankenhausreform gehörte zu den zentralen Vorhaben von Gesundheitsminister Lauterbach. 28.01.2025 | 2:02 min

    Politische Zukunft von Lauterbach ist ungewiss

    Lauterbach blickt in eine ungewisse Zukunft. In der Gerüchteküche, wer was wird in der neuen Regierung, spielt er zumindest keine zentrale Rolle. Aber solange es Gerüchte gibt, ist Lauterbach wohl noch im Spiel.
    Britta Spiekermann ist Korrespondentin im ZDF-Haupstadtstudio.

    Aktuelle Nachrichten zum Coronavirus