Fünf Jahre Corona-Pandemie:Lauterbach und die Impf-Nebenwirkungen
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Im März jährt sich der erste Lockdown zum fünften Mal. Der heutige Minister Lauterbach ordnete sich damals dem "Team Vorsicht" zu. Einen Satz würde er so nicht wiederholen.
Als der amtierende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zum ZDF-Interview kommt, um noch einmal auf die Corona-Zeit zurückzublicken, ist er ein Mann mit ungewisser Zukunft. In der Gerüchteküche, wer nach der Bundestagswahl was wird, spielt er zumindest keine zentrale Rolle.
Könnte es sogar sein, dass die derzeitige Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) in einem neuen Superministerium neben dem Ressort Soziales auch den Bereich Gesundheit übernimmt? Oder ist das Gesundheitsministerium doch so unbeliebt, dass Lauterbach wieder Chancen hätte? Selbst in der Union kann man anerkennen, dass er - wenngleich nicht im Sinne der meisten Unionspolitiker - im Dickicht des Gesundheitswesens Schneisen für Reformen geschlagen hat.
Zweifel in der Gesellschaft wuchsen
Wie auch immer, da steht ein Minister vor uns, der nicht weiß, was aus ihm wird. Und auch der Blick zurück kann ihn kaum zufriedenstellen: Revolution der Krankenhauslandschaft steckengeblieben, Aufarbeitung der Corona-Zeit, auch wenn diese Sache des Parlaments gewesen wäre, in seiner Amtszeit erst gar nicht angefangen.
Es ist März, und die Bilder sind wieder da von vor fünf Jahren, als der Lockdown die Menschen nach Hause schickte, der Staat versuchte, Bürgerinnen und Bürger vor dem Coronavirus zu schützen.
Doch je länger die Pandemie dauerte, desto stärker wurden die Zweifel eines Teils der Gesellschaft. Erst recht, als die Impfpflicht im Bundestag heftig diskutiert wurde und Corona-Regeln wie 2G und 3G einen Keil in die Gesellschaft trieben.
Lauterbach ordnete sich dem "Team Vorsicht" zu
In der Corona-Pandemie setzte sich Karl Lauterbach für strenge Regeln ein. (Archivfoto)
Quelle: dpa
Lauterbach ordnete sich damals dem "Team Vorsicht" zu, sprach vom "Lagerfeuer der Vernünftigen", an dem seiner Ansicht nach die Geimpften saßen. Und er sagte diesen einen Satz, der ihm bis heute nicht nur von Impfskeptikern vorgeworfen wird:
Impfungen sind halt mehr oder weniger nebenwirkungsfrei, das muss immer wieder gesagt werden.
Karl Lauterbach während der Corona-Pandemie
Lauterbach: Corona-Impfungen machten einen Unterschied
Heute verteidigt sich Lauterbach, er habe sehr oft über Nebenwirkungen von Impfungen gesprochen. Gleichzeitig ist er selbstkritisch: "Dass ich zwei-, dreimal - also im Sinne weniger Nebenwirkungen, fast nebenwirkungsfrei - mich etwas salopper geäußert hatte, das würde ich nachträglich vorsichtiger handhaben."
Er sieht auch eine Verantwortung der sozialen Medien. Diese suchten Anlässe, "jemanden unter Druck zu setzen, vorzuführen". Impfungen hätten einen unglaublichen Unterschied gemacht.
Ohne Impfung wären noch sehr viel mehr Menschen gestorben.
Karl Lauterbach, Gesundheitsminister
Doch auch Lauterbach sieht, dass der Blick zurück notwendig ist: "Ich fände es richtig, wenn die Aufarbeitung in den Koalitionsvertrag reingeschrieben wird." Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, "als wenn wir etwas zu verbergen hätten".
Fünf Jahre nach der bisher verheerendsten Pandemie des 21. Jahrhunderts geht ein ZDF-Themenschwerpunkt der Frage nach, was aus der Corona-Pandemie für Lehren gezogen wurden und werden. In der Zeit vom 8. bis zum 21. März 2025 beschäftigen sich sowohl aktuelle Magazinsendungen als auch Doku-Formate mit dem Thema.
Wir bündeln alle Inhalte auf unserer Themenseite zum Coronavirus.
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Bundespräsident Steinmeier fordert Corona-Aufarbeitung
Zuletzt hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Aufarbeitung der Corona-Zeit angemahnt. Eine neue Bundesregierung müsse dies umgehend in die Wege leiten, sagte Steinmeier Anfang des Jahres dem Magazin "Stern". Wenn eine neue Regierung und ein neuer Bundestag sich dieser Aufgabe tatsächlich nicht widmen sollten, werde er das tun und "eine eigene Kommission ins Leben rufen". Nur so gebe es eine Chance, "Menschen zurückzugewinnen, die ihr Vertrauen in die Demokratie verloren haben oder zumindest daran zweifeln".
Lauterbach will Versöhnung in der Bevölkerung
Diese Sätze des Bundespräsidenten würde Lauterbach sicher unterschreiben. Nach unserem Interview erklärt sich Lauterbach gleich zu einem weiteren bereit: dieses Mal zum damaligen Wildwuchs der Corona-Teststationen. Es habe viele Betrügereien gegegeben, doch er sei derjenige gewesen, der überhaupt erst die Überprüfungen eingeleitet habe.
Lauterbach ist überzeugt, dass er vieles richtig gemacht hat. Und doch nagt das Unaufgeklärte an ihm und an seinem Image.
"Was wir brauchen, ist eine Versöhnung in der Bevölkerung," sagt der Minister. Die Bevölkerung müsse bei einer nächsten Pandemie von Anfang an besser mitgenommen werden.
Politische Zukunft von Lauterbach ist ungewiss
Lauterbach blickt in eine ungewisse Zukunft. In der Gerüchteküche, wer was wird in der neuen Regierung, spielt er zumindest keine zentrale Rolle. Aber solange es Gerüchte gibt, ist Lauterbach wohl noch im Spiel.
Britta Spiekermann ist Korrespondentin im ZDF-Haupstadtstudio.
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