Tech-Milliardär Elon Musk setzt in den USA auf Donald Trump und in Deutschland auf die AfD.
Quelle: dpa
Ein Gastbeitrag von
Elon Musk in der "Welt am Sonntag", in dem der Tech-Milliardär für die AfD wirbt, hat eine kontroverse Debatte ausgelöst. Knapp zwei Monate vor der
Bundestagswahl schrieb der US-Unternehmer, Deutschland taumele am Rande des wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs: "Die Alternative für Deutschland (AfD) ist der letzte Funke Hoffnung für dieses Land."
Bei den Themen Wirtschaftsbelebung, Energieversorgung und Kontrolle der Migration würde die
AfD die richtigen Standpunkte vertreten, so Musk. Außerdem sehe er die Partei dem "politischen Realismus" verpflichtet.
Lob für die AfD, Angriff auf den Bundeskanzler: Warum mischt sich US-Tech-Milliardär Elon Musk in den deutschen Wahlkampf ein?22.12.2024 | 2:27 min
Leiterin des Meinungsressorts der "Welt" kündigt
Der Beitrag sorgte für Streit in der "Welt"-Redaktion. Die Leiterin des Meinungsressorts, Eva Marie Kogel, erklärte am Samstag auf X: "Heute ist in der Welt am Sonntag ein Text von Elon Musk erschienen. Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht."
X-Post von Eva Marie Kogel
Ein Klick für den Datenschutz
Erst wenn Sie hier klicken, werden Bilder und andere Daten von X nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von X übertragen. Über den Datenschutz dieses Social Media-Anbieters können Sie sich auf der Seite von X informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den
Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.
Der scheidende "Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt und sein designierter Nachfolger Jan Philipp Burgard verteidigten die Veröffentlichung.
Musk hält AfD nicht für rechtsextrem
Musk hatte in einem Post auf seinem Kurznachrichtendienst X bereits kurz vor Weihnachten die AfD als "einzige Hoffnung für Deutschland" bezeichnet. Nun schrieb er unter anderem: "Die Darstellung der AfD als rechtsextrem ist eindeutig falsch, wenn man bedenkt, dass
Alice Weidel, die Vorsitzende der Partei, eine gleichgeschlechtliche Partnerin aus Sri Lanka hat!"
Burgard setzte Musk in der "Welt am Sonntag" eine Erwiderung entgegen, in der es heißt: "Musks Diagnose ist korrekt, doch sein Therapieansatz, nur die AfD könne Deutschland retten, ist fatal falsch." Die Partei sei "eine Gefahr für unsere Werte und unsere Wirtschaft. Auch ein Genie kann sich irren."
Donald Trump und die milliardenschwere Tech-Elite aus dem Silicon Valley planen einen radikalen Umbau Amerikas. Macht und Populismus rütteln an den Grundfesten der Demokratie.21.11.2024 | 15:51 min
Heftige Debatten in "Welt"-Redaktion
Der "Spiegel" und der Fachdienst "Medieninsider" berichteten, es habe vor der Veröffentlichung des Musk-Beitrags hitzige Debatten in der "Welt"-Redaktion gegeben.
"Als Journalismus verpackte Wahlwerbung für eine rechtsextreme Partei, eine schmeichelnde Distanzierung, die keine ist, und das Kaltstellen der redaktionsinternen Kritiker - unglaublich!", kritisierte der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands, Mika Beuster. Er rief "alle Redaktionen auf, sich im Bundestagswahlkampf nicht instrumentalisieren zu lassen" und sorgfältig mit Gastbeiträgen umzugehen. "Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen."
Auch in den Sozialen Medien wurde die Entscheidung kontrovers diskutiert, dem Milliardär, der im US-Wahlkampf
Donald Trump unterstützte, ein Forum zu bieten. Der Politikberater Johannes Hillje, der aktuell u.a. für die Grünen tätig ist, schrieb bei X, selbst wenn die "Welt" in jeder Ausgabe bis zur Wahl eine Gegenmeinung zu Musk abdruckte, "würde das den unbezahlbaren Wert der Wahlwerbung für die AfD nicht mindern".
Springer-Verlag: Auch mit polarisierenden Positionen auseinandersetzen
Poschardt und Burgard erklärten am Samstag nach Angaben des Axel-Springer-Verlags: "Die aktuelle Diskussion um den Text von Elon Musk ist sehr aufschlussreich. Demokratie und Journalismus leben von Meinungsfreiheit. Dazu gehört es, sich auch mit polarisierenden Positionen auseinanderzusetzen und diese journalistisch einzuordnen." Das werde auch künftig den Kompass der "Welt" bestimmen.
Der stellvertretende "Welt"-Chefredakteur Robin Alexander bedauerte derweil die Kündigung von Ressortleiterin Kogel. Sie sei eine "großartige Kollegin, die immer zu jedem Streit in der Sache bereit war", schrieb Alexander bei X. "Ihr Weggang ist ein schwerer Verlust."
Anmerkung der Redaktion: In einem Absatz, der von der Nachrichtenagentur epd stammt, wurde nachträglich ergänzt, dass der zitierte Politikberater Johannes Hillje aktuell unter anderem auch für Bündnis 90/Die Grünen tätig ist.
Einerseits will die EU die Macht großer Tech-Konzerne einschränken, andererseits sind Plattformen wie X für die politische Kommunikation unverzichtbar geworden. 17.11.2024 | 2:41 min
Quelle: epd, dpa, AFP