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Sicherer Nachhauseweg von Frauen:Deshalb lehnt Essen das Frauen-Nacht-Taxi ab
von Charlotte Pape
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In einigen Städten gibt es bereits ein Frauen-Nacht-Taxi. Eine junge Frau hat das auch in Essen beantragt. Doch die Stadt lehnt das ab. Und nennt mehrere Gründe dafür.
Luna Gießler fühlt sich nachts unsicher, wenn sie nach Hause geht. Deshalb beantragte sie in Essen die Einführung eines Frauen-Nacht-Taxis. Doch die Stadt lehnt den Antrag ab.
Die 22-jährige Studentin sagt:
Abends nach Hause zu fahren bleibt eine Sache, die mir als Frau Bauchschmerzen bereitet. Straßen sind nicht gut beleuchtet, Parks und kleinere Gassen stellen heutzutage Bedrohungen dar, Männer erlauben sich sexuelle Belästigung und anderes Verhalten, ohne, dass jemand eingreift.
Luna Gießler, Studentin in Essen
Darum Gießlers Antrag für ein Frauen-Nacht-Taxi auch in Essen.
Frauen-Nacht-Taxis: Mehr Sicherheit für Frauen
Bei dem Frauen-Nacht-Taxi handelt es sich um ein Modell, bei dem Frauen Taxigutscheine erhalten. Diese können für eine vergünstigte oder kostenfreie Heimfahrt nachts werden. Mit dieser Initiative soll Frauen ein sicheres Transportmittel für die nächtliche Heimfahrt geboten werden. Je nach Stadt gibt es unterschiedliche Regeln.
In Städten, wie München, Heidelberg und Stuttgart, wird dieses Programm bereits erfolgreich umgesetzt. Die Resonanz darauf ist enorm: In Köln waren die 1.500 verfügbaren Gutscheine bereits nach wenigen Tagen vergriffen. München bietet das Modell seit 2020 an und unterstützt es jährlich mit 230.000 Euro.
Gleichstellungsbeauftragte: Frauen-Nacht-Taxi diskriminierend gegenüber Männern
Daten des Bundeskriminalamts zeigen, dass Frauen im Alltag deutlicher stärker unter Angst vor Kriminalität leiden als Männer. Eine repräsentative Studie zeigt, dass rund 25 Prozent der Männer auf die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in der Nacht verzichten - bei Frauen sind es hingegen über 50 Prozent. Frauen meiden zudem häufiger bestimmte Straßen, Plätze oder Parks und weichen in den Abend- und Nachtstunden vermehrt vor fremden Personen aus.
Taxis könnten daher einen sicheren Transport von A nach B bieten, sodass Frauen sich weniger Sorgen um ihren Nachhauseweg machen müssten. Aus diesem Grund stellte Luna Gießler einen entsprechenden Antrag an die Stadt Essen, der jedoch abgelehnt wurde. Die Begründung: Ein solches Angebot würde Männer diskriminieren.
Wir können niemandem einen Gutschein geben, ohne andere auszuschließen.
Barbara Wolf, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Essen
Essen setzt auf andere Konzepte
Die Stadt argumentiert, die größte Gefahr für Frauen bestehe oft nicht im öffentlichen Raum, sondern im häuslichen Umfeld. Sicherheit in der Nacht lasse sich nicht allein durch Taxigutscheine gewährleisten. Essen setzt stattdessen auf alternative Maßnahmen wie die Vermeidung dunkler Ecken, eine verstärkte soziale Kontrolle und die Einrichtung zusätzlicher "Safe Spaces".
Zudem verweist die Stadt auf das bestehende Angebot "Bussi", eine kostengünstige On-Demand-Alternative zum Taxi der Ruhrbahn, die täglich bis in die Abendstunden hinein im ganzen Stadtgebiet verkehrt. Der Shuttle kann via Smartphone bestellt werden und steht allen Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht, zur Verfügung. Allerdings bleibt "Bussi" letztlich auch nur ein öffentliches Verkehrsmittel.
Luna Gießler kann mit dieser Entscheidung wenig anfangen.
Ich bin enttäuscht, das war ein wenig ernüchternd. Ich hatte mir mehr erhofft.
Luna Gießler, Studentin in Essen
Quelle: dpa
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