Gerhart Baum ist tot

    FDP-Politiker:Ehemaliger Innenminister Gerhart Baum gestorben

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    Der frühere Bundesinnenminister und FDP-Politiker Gerhart Baum ist tot. Er starb im Alter von 92 Jahren. Weggefährten würdigen ihn als unbeugsamen Streiter für liberale Demokratie.

    Gerhart Baum
    Der ehemalige FDP-Innenminister galt als großer Vertreter sozialliberaler Werte und setzte sich stets für die Demokratie ein. Jetzt ist er im Alter von 92 Jahren gestorben.15.02.2025 | 1:20 min
    Der ehemalige Bundesinnenminister und FDP-Politiker Gerhart Baum ist tot. Das Land und die Freien Demokraten hätten "eine der kräftigsten Stimmen für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie verloren", sagte FDP-Chef Christian Lindner.
    Baum starb im Alter von 92 Jahren. Er war von 1978 bis 1982 Bundesinnenminister in der damaligen sozial-liberalen Koalition von SPD und FDP. Der Jurist gehörte neben seinem im März 2020 gestorbenen Freund Burkhard Hirsch zur zuletzt kleinen Gruppe sozialliberaler FDP-Mitglieder, die sich zusammen mit Hildegard Hamm-Brücher und dann auch mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Freiburger Kreis zusammenschlossen.
    Gerhart Baum
    Es gebe "allen Anlass, die Freiheitsgefahren ernst zu nehmen". Folglich müsse das Grundgesetz "jetzt gelebt und verteidigt werden", so Gerhart Baum.17.05.2024 | 6:33 min

    Lindner: Baums kritischer Blick wird fehlen

    Lindner würdigte den verstorbenen FDP-Politiker als einen großen Verfechter von Freiheit und Bürgerrechten. "Er war eine unabhängige Persönlichkeit mit kritischem Urteil, die unsere liberale Familie gestärkt hat", teilte Lindner mit. Die Freien Demokraten seien Baum zu großem Dank verpflichtet.

    Sein Rat und sein kritischer Blick werden uns fehlen.

    Christian Lindner, FDP-Chef

    FDP-Fraktionschef Christian Dürr nannte Baum einen unbeugsamen Streiter für die liberale Demokratie. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) würdigte Baum als "großen Liberalen und engagierten Demokraten". Bis zuletzt habe er sich klug zu Wort gemeldet und sich um Deutschland verdient gemacht, erklärte Scholz am Samstag auf der Plattform X.

    Mitteilung von Bundeskanzler Scholz auf X

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    Innenminister unter Helmut Schmidt

    Von 1978 an war Baum vier Jahre lang Bundesinnenminister unter SPD-Kanzler Helmut Schmidt - in der Zeit des RAF-Terrors. Nach der Wende der FDP von der SPD zur Union 1982 war die sozialliberale Koalition am Ende. Etliche - vor allem junge - FDP-Mitglieder verließen damals die Partei. Baum blieb und war von 1982 bis 1991 noch FDP-Vize.
    Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag arbeitete er wieder als Rechtsanwalt. Daneben führte er - unter anderen zusammen mit Hirsch und Leutheusser-Schnarrenberger - erfolgreiche Verfassungsbeschwerden gegen staatliche Überwachung: gegen den Großen Lauschangriff, die Vorratsdatenspeicherung oder das Luftsicherheitsgesetz von Rot-Grün zum Abschuss entführter Passagiermaschinen.
    Markus Lanz vom 23. Mai 2024: Franz Müntefering, Markus Lanz, Gerhart Baum
    Bei Markus Lanz spricht Gerhart Baum über die Wehrhaftigkeit der Demokratie und die Rolle Deutschlands in der Welt.23.05.2024 | 75:40 min

    Baum kritisierte Lindner für "Vertrauensverlust"

    Das FDP-Urgestein hatte Parteichef Lindner im Dezember noch scharf kritisiert. Baum sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger":

    Die Art und Weise, die Ampel zu verlassen, hat zu einem Vertrauensverlust geführt. Wie Christian Lindner den Abgang mitinszeniert hat, hat mich verstört.

    Gerhart Baum, ehemaliger Bundesinnenminister

    "Die Ära Lindner, wie wir sie kannten, ist zu Ende", fügte er hinzu. Mit ihrem "kompromisslosen Festhalten an der Schuldenbremse" sei die FDP "in einer Sackgasse gelandet", kritisierte Baum weiter. Ein Problem sei auch, dass "die FDP zu einer Ein-Mann-Partei geworden ist", fügte er mit Blick auf Lindner hinzu.
    Der ehemalige FDP-Bundesinnenminister Gerhart Baum im Bundestag.
    Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum hat seine Partei vor dem Ausstieg aus der Ampel-Koalition gewarnt.24.09.2024 | 0:24 min
    Die FDP verlassen wollte Baum aber gleichwohl nicht: "Es braucht eine starke liberale Partei", sagte er der Zeitung. Diese müsse allerdings "viel stärker auf Bürgerrechte, Einhegung der Digitalkonzerne und Klimaschutz" setzen und dürfe "keine Klientelpartei für Wohlhabende" sein.
    Quelle: ZDF, AFP, epd, dpa

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