Initiative um Ex-Minister gibt Empfehlungen für Staatsumbau
Weniger Bürokratie gefordert:Initiative gibt Empfehlungen für Staatsreform
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Eine Gruppe um Peer Steinbrück und Thomas de Maizière präsentiert Vorschläge, wie eine Neuordnung im "Maschinenraum" des Staats aussehen kann. Ihre Forderung: Handlungsfähigkeit.
Pressekonferenz zu der Initiative mit Julia Jäkel (Medienmanagerin), Thomas de Maizière (CDU, Bundesminister a.D.), Peer Steinbrück (SPD, Bundesminister a.D.) und Andreas Voßkuhle (Ex-Präsident des Bundesverfassungsgericht).12.03.2025 | 27:41 min
Bundesweit einheitlich Kindergeld beantragen, weniger Papierkram für Handwerker, einheitlichere Standards in Schulen: Nach ihrem Appell für einen "handlungsfähigen Staat" hat eine Initiative um die früheren Bundesminister Thomas de Maizière (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) in Berlin 30 konkrete Vorschläge vorgelegt.
Sie laufen auf eine umfassende Neuordnung der Verwaltung in Bund, Ländern und Kommunen hinaus. Man wolle "grundlegende Umbauten im Maschinenraum des Staates", teilte die Initiative mit.
Aufruf für Staats- und Verwaltungsreform
Hinter der im November gegründeten "Initiative für einen handlungsfähigen Staat" stehen neben den beiden ehemaligen Ministern die Medienmanagerin Julia Jäkel und der frühere Verfassungsrichter Andreas Voßkuhle. In der vergangenen Woche hatten sie gemeinsam mit Kommunalpolitikern und Wirtschaftsvertretern einen Aufruf für eine Staats- und Verwaltungsreform gestartet.
Wenn die Bürgerinnen und Bürger ihren Staat als nicht handlungsfähig erleben, und das tun sie im Augenblick in vielen Bereichen, dann wenden sie sich von der Politik ab.
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Andreas Voßkuhle, ehemaliger Verfassungsrichter
Immer mehr Aufgaben, etwa Flüchtlingsunterbringung oder Deutschland-Ticket, aber das Geld fehlt: Die Landkreise sind chronisch unterfinanziert und klagen dagegen vorm Bundesverfassungsgericht.08.03.2025 | 4:34 min
Dem wolle die Initiative entgegenwirken, so Voßkuhle. Dem Schirmherrn der Initiative - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier - legten die Initiatoren nach eigenen Angaben einen mehr als 80-seitigen Bericht mit Empfehlungen vor. Ob diese umgesetzt werden, obliegt der künftigen Bundesregierung und den übrigen Parteien. In einigen Fällen wären wohl Verfassungsänderungen nötig.
Forderung nach Digitalministerium und "Vertrauenskultur"
Zentrale Forderung ist ein eigenes Ministerium für Digitales und Verwaltung, denn der digitale Staat sei "die Voraussetzung von allem", heißt es in einer Mitteilung. So soll eine Neuordnung der mehr als 10.000 unterschiedlichen Software-Lösungen in Bund, Ländern und Kommunen gelingen - als Grundlage zur Vereinheitlichung von Dienstleistungen wie etwa der Kfz-Zulassung oder der Anmeldung eines neuen Wohnsitzes.
Regierungsvertreter diskutierten im Oktober 2024 mit Wirtschaftsexperten über den Stand der Digitalisierung in Deutschland. Ein zentrales Thema dabei: die Digitalisierung der Verwaltung.21.10.2024 | 1:27 min
Die Initiatoren fordern außerdem:
ein Gesamtkonzept von Bund und Ländern für militärische und zivile Sicherheit
eine Bündelung der 170 unterschiedlichen Sozialleistungen, die derzeit von fast 30 Behörden verwaltet würden
eine Neuordnung der Aufgaben zwischen Bund, Ländern und Kommunen.
Gemeinsame Standards beim Abitur sollten laut der Initiative zum Beispiel nicht mehr durch Absprachen der Kultusministerkonferenz, sondern durch verbindliche Beschlüsse des Bundesrats geregelt werden.
Ex-Finanzminister Steinbrück schlägt vor, alle Sozialleistungen des Bundes in einem Bundesministerium zusammenzufassen - statt wie derzeit in fünf.
Eine alleinerziehende Frau mit einem pflegebedürftigen Vater hat Anspruch auf ungefähr zwölf Sozialleistungen, denen vier verschiedene Einkommensbegriffe zugrunde liegen und sie muss sich mit acht Bewilligungsstellen befassen.
Grundsätzlich plädieren die Initiatoren für eine "Vertrauens- statt Misstrauenskultur" im Verhältnis zwischen Staat und Bürgern. Weniger Nachweise sollten demnach verlangt werden.
Nach Angaben der Krankenhäuser müssen Mitarbeiter etwa drei Stunden täglich für Dokumentationsarbeit aufwenden. Mancherorts muss dafür deshalb extra Personal eingestellt werden.13.11.2024 | 1:31 min
Ein Metzger mit seinem Hackepeter, er berichtet sich praktischerweise einen Wolf, wann das Ding aufgemacht worden ist, wann es verpackt, entpackt, wann es gekühlt und sonst was ist. Das ist doch Quatsch.
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Julia Jäkel, Medienmanagerin
Stattdessen solle der Staat in Stichproben schärfer kontrollieren und bei Verstößen härtere Strafen verhängen als heute. So schreiben die Initiatoren:
Wer bei sich alles in Ordnung hält, wird entlastet. Wer dieses Vertrauen missbraucht, wird härter als heute sanktioniert. Das ist fair und gerecht.
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Initiative für einen handlungsfähigen Staat
Quelle: dpa
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