Deutsche Klimabeauftragte: "Sind in einem Moment der Chance"
Deutsche Klimabeauftragte Morgan:"Wir sind in einem Moment der Chance"
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Auf der COP28 in Dubai ringen über 180 Staaten um mehr Klimaschutz. Die deutsche Klimabeauftragte Morgan hält diese Treffen für wichtig, weil auch die Schwächsten am Tisch sitzen.
Die Erderwärmung schreitet voran, die UN-Wetterbehörde spricht in ihrem vorläufigen Report davon, dass 2023 das wärmste Jahr seit der Industrialisierung wird. Und von wirkungsvoller globaler Zusammenarbeit kann kaum die Rede sein. Zum Beginn der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai mahnt UN-Generalsekretär António Guterres: "Wir erleben den Kollaps des Klimas in Echtzeit - und die Folgen sind verheerend."
Deutschlands Klima-Sonderbeauftragte Jennifer Morgan sagt, dass sich die Welt beim Klimaschutz - trotz aller Negativstimmung - zumindest in die richtige Richtung bewege. "Das Abkommen von Paris hat etwas gebracht", betont Morgan im ZDF heute journal. Trotzdem sei man noch zu weit weg von dem Ziel - die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die frühere Chefin von Greenpeace leitet die Verhandlungen bei der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai, bis Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) anreist.
Morgan: Jetzt richtige Signale setzen
Doch welchen Wert haben Mammut-Veranstaltungen wie die COP, wenn viele Staaten doch ihre eigenen Ziele im Auge haben? "Diese Konferenzen sind wichtig, weil hier alle an einem Tisch sitzen", sagt Morgan. Auch die "verletzbarsten Länder" seien dabei. Man müsse jetzt zusammenkommen, um die Probleme zu lösen. Dass es verschiedene Interessen unter den Teilnehmern gibt, will Morgan nicht bestreiten. Und doch: Die Klimakrise mache sich bemerkbar, weltweit.
Daran seien viele Länder interessiert, auch wegen des wirtschaftlichen Wachstums. Anderswo sieht es hingegen anders aus: Zum Beispiel, wenn man manch einen Ölkonzern in den Blick nimmt. Der Energiekonzern BP senkt seine Klimaziele ab, plant nur noch einen kleinen Teil in Zukunfts- und klimaneutrale Technologien zu investieren. "Was die Ölunternehmen machen, das ist kurzfristig gedacht", glaubt Morgan. "Aber wir brauchen eine verantwortliche Politik."
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Umstrittener COP-Präsident "muss sich beweisen"
Sie nehme da unter anderem den Deutschen Mittelstand in den Blick: "Die dekarbonisieren. Sie sind dran. Sie verstehen, dass wir in dieser Krise sind." Mit der Wendezeit kämen auch Chancen.
Wendezeit, eingeläutet auf einer Klimakonferenz, deren Präsident Sultan Al Jaber gleichzeitig der Chef des staatlichen Ölkonzerns der Emirate ist? Wie glaubwürdig ist das? "Er wächst in dieser Rolle", glaubt Morgan. Al Jaber müsse nun beweisen, dass er bereit sei, auch Aktivisten und kleinen Inselstaaten zuzuhören. "Wenn er das nicht tut, dann wird seine eigene Glaubwürdigkeit natürlich runtergehen."
Man müsse selbstverständlich wachsam sein, damit die COP nicht zu einer Konferenz für Greenwashing verkomme.
Deutschland als Vorreiter in Sachen Klimapolitik?
Morgan vertritt in Dubai die Bundesregierung - die zurzeit auch nicht durch große Erfolge in der Klimapolitik von sich reden macht. Erst heute das Urteil des Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg: Die Regierung muss Sofortprogramme zum Klimaschutz aufstellen. Denn die gesteckten Ziele im Verkehrs- und Gebäudesektor sind verfehlt worden. Auch hier sei man auf den richtigen Weg, sagt Morgan.
Die Gerichtsentscheidung werde nun geprüft, der Ampel sei durchaus bewusst, dass es Lücken gebe. "Wir sind auf den Weg." In Dubai werde Deutschland als Vorreiter wahrgenommen. "Weil wir umsetzen. Aber es gibt noch mehr zu tun."
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