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Unterschied zu Spitzenkandidaten:Fünf Kanzlerkandidaten - was soll das?
von Diana Peßler
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Bei der Bundestagswahl 2025 treten mehr Kanzlerkandidaten an als jemals zuvor. Was unterscheidet sie von sogenannten Spitzenkandidaten?
Die meisten Parteien stellen einzelne Personen in den Vordergrund, wenn sie in den Wahlkampf starten. Diese Spitzenkandidaten stehen nicht nur besonders im Rampenlicht, sondern meist auch ganz vorn auf einer der Landeslisten ihrer Parteien. Auf diesen Listen legen die Parteien fest, wen sie für das jeweilige Bundesland in den Bundestag schicken möchten.
Wer ganz oben steht, hat entsprechend gute Chancen auf einen Sitz im Bundestag, sofern die Partei es schafft, dort einzuziehen. Nach der Wahl sollen Spitzenkandidaten in der Regel ein wichtiges Amt übernehmen.
In diesem Jahr haben nun gleich fünf Parteien ihre Spitzenkandidaten direkt zu Kanzlerkandidaten gemacht.
Parteien wollen Machtanspruch demonstrieren
"Kanzlerkandidat" ist kein geschützter Begriff. Parteien können ihn nach ihren eigenen Regeln vergeben - auch ohne realistische Chancen auf die Kanzlerschaft. Üblicherweise demonstrieren sie damit einen Machtanspruch und machen deutlich, wem sie Kanzlerpotenzial zuschreiben. Es geht aber auch um die Aufmerksamkeit der Medien.
Kanzlerkandidaten der Parteien
Quelle: dpa / Michael Kappeler
Olaf Scholz ist seit 2021 der amtierende Bundeskanzler und hat auch vorher schon hochrangige Regierungsämter begleitet. Er war von 2007 bis 2009 Bundesarbeitsminister unter Angela Merkel, von 2011 bis 2018 Erster Bürgermeister von Hamburg (vergleichbar mit dem Amt des Ministerpräsidenten) und von 2018 bis 2021 Bundesfinanzminister und Vizekanzler an der Seite von Angela Merkel.
Quelle: dpa
Friedrich Merz ist Vorsitzender der CDU sowie Fraktionsführer der CDU/CSU im Bundestag. Er saß bereits von 1994 bis 2009 als Abgeordneter im Deutschen Bundestag und zog 2021 erneut dort ein. Zwischenzeitlich war er in der freien Wirtschaft tätig, unter anderem als Rechtsanwalt und als Aufsichtsratsvorsitzender einer Investmentgesellschaft.
Quelle: Reuters
Robert Habeck ist seit 2021 Vizekanzler im Kabinett von Olaf Scholz sowie Minister für Wirtschaft und Klimaschutz. In seinem Heimatbundesland Schleswig-Holstein war er bereits stellvertretender Ministerpräsident und Minister u.a. für Energiewende, Landwirtschaft und Umwelt (2012 bis 2018). Ein Bundestagsmandat hat er seit 2021.
Quelle: epa
Alice Weidel ist - jeweils gemeinsam mit Tino Chrupalla - Vorsitzende der AfD sowie Fraktionsführerin der Partei im Bundestag. Sie ist seit 2017 Bundestagsabgeordnete, also seitdem die AfD zum ersten Mal ins Parlament eingezogen ist. Vorher arbeitete sie unter anderem in der Finanzindustrie und als selbstständige Unternehmensberaterin.
Quelle: dpa
Sahra Wagenknecht ist neben Amira Mohamed Ali Chefin der nach ihr benannten und 2024 neu gegründeten Partei. Vorher gehörte sie der Partei Die Linke an, für die sie seit 2009 im Bundestag saß. 2023 trat sie mit weiteren Bundestagsabgeordneten aus der Linkspartei aus. Sie sind jetzt als BSW-Gruppe im Bundestag vertreten, mit Wagenknecht als Vorsitzender.
Schafft das BSW den Einzug ins Parlament?
Laut ZDF-Politbarometer vom 30. Januar 2025 würde die AfD zwar als zweitstärkste Kraft nach CDU/CSU hervorgehen, wenn schon jetzt Bundestagswahl wäre. 21 Prozent der Befragten würden ihre Stimme der AfD geben. Allerdings lehnen die anderen im Bundestag vertretenen Parteien eine Koalition mit der AfD ab. Es gilt daher als ausgeschlossen, dass Alice Weidel eine Mehrheit von Bundestagsabgeordneten hinter sich versammeln könnte, was für die Wahl zur Bundeskanzlerin nötig wäre.
Beim BSW wiederum ist nicht sicher, ob die Partei auf mehr als fünf Prozent der Stimmen kommt und so überhaupt den Einzug ins Parlament schafft. Laut ZDF-Politbarometer vom 30. Januar würden vier Prozent der Befragten das BSW wählen.
SPD und Grüne im Politbarometer etwa gleichauf
Unter allen Parteien, die einen Kanzlerkandidaten aufgestellt haben, stehen CDU/CSU derzeit am besten da. In der Sonntagsfrage des ZDF-Politbarometers vom 30. Januar favorisieren 29 Prozent der Befragten die Schwesterparteien. Allerdings gilt auch hier: Für eine sichere Mehrheit braucht es einen oder mehrere Koalitionspartner.
FDP nominierte 2002 erstmals Kanzlerkandidat
Die diesjährige Bundestagswahl ist die dritte in der Geschichte der Bundesrepublik, bei der Parteien außer CDU/CSU und SPD Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken. 2002 nominierte die FDP mit Guido Westerwelle erstmals einen Kanzlerkandidaten. Seine Kandidatur war jedoch chancenlos und trug zum damaligen Image der FDP als "Spaßpartei" bei.
Bei der Bundestagswahl 2021 folgten die Grünen mit ihrer Nominierung von Annalena Baerbock. Die Partei reagierte damit auf kontinuierlich gute Umfragewerte, die die Grünen noch zwei Monate vor der Wahl als zweitstärkste Kraft sahen.
Doch auch wenn bei dieser Bundestagswahl mehr Parteien als jemals zuvor einen Kanzlerkandidaten aufgestellt haben: Köpfe sind nicht alles. Das zeigt eine Umfrage für das ZDF-Politbarometer vom 10. Januar 2025: Rund drei Viertel der Befragten antworten, dass ihnen wichtiger ist, welche Parteien regieren. Nur für knapp ein Fünftel ist wichtiger, wer Bundeskanzler wird.
Quelle: dpa
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