Politbarometer2go: Fünf Kanzlerkandidaten - aber warum?

    Unterschied zu Spitzenkandidaten:Fünf Kanzlerkandidaten - was soll das?

    von Diana Peßler
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    Bei der Bundestagswahl 2025 treten mehr Kanzlerkandidaten an als jemals zuvor. Was unterscheidet sie von sogenannten Spitzenkandidaten?

    Das Bundeskanzleramt im Ortsteil Tiergarten spiegelt sich an einem trueben Wintertag in einer grossen Pfütze, aufgenommen am 29.01.2025
    Zur Bundestagswahl 2025 stellen die Parteien gleich fünf Kanzlerkandidaten auf. Warum machen sie das, auch wenn ihre Kandidaten kaum Chancen haben?05.02.2025 | 1:14 min
    Die meisten Parteien stellen einzelne Personen in den Vordergrund, wenn sie in den Wahlkampf starten. Diese Spitzenkandidaten stehen nicht nur besonders im Rampenlicht, sondern meist auch ganz vorn auf einer der Landeslisten ihrer Parteien. Auf diesen Listen legen die Parteien fest, wen sie für das jeweilige Bundesland in den Bundestag schicken möchten.
    Wer ganz oben steht, hat entsprechend gute Chancen auf einen Sitz im Bundestag, sofern die Partei es schafft, dort einzuziehen. Nach der Wahl sollen Spitzenkandidaten in der Regel ein wichtiges Amt übernehmen.
    In diesem Jahr haben nun gleich fünf Parteien ihre Spitzenkandidaten direkt zu Kanzlerkandidaten gemacht.
     Philipp Amthor (CDU) spricht im Bundestag
    Die Abstimmung zu den CDU-Anträgen schlägt hohe Wellen. Aus allen politischen Lagern gibt es Reaktionen und auch Angela Merkel hat sich zu Wort gemeldet. 30.01.2025 | 2:30 min

    Parteien wollen Machtanspruch demonstrieren

    "Kanzlerkandidat" ist kein geschützter Begriff. Parteien können ihn nach ihren eigenen Regeln vergeben - auch ohne realistische Chancen auf die Kanzlerschaft. Üblicherweise demonstrieren sie damit einen Machtanspruch und machen deutlich, wem sie Kanzlerpotenzial zuschreiben. Es geht aber auch um die Aufmerksamkeit der Medien.
    Um einzuschätzen, welche Partei tatsächlich den Kanzler stellen könnte, helfen zwei Fragen: Wie gut steht die Partei da? Und: Kann sie nach der Wahl eine Koalition bilden? Anhand dieser Kriterien spielen AfD und BSW nach jetzigem Stand keine Rolle im Rennen um die Kanzlerschaft.

    Kanzlerkandidaten der Parteien






    Schafft das BSW den Einzug ins Parlament?

    Laut ZDF-Politbarometer vom 30. Januar 2025 würde die AfD zwar als zweitstärkste Kraft nach CDU/CSU hervorgehen, wenn schon jetzt Bundestagswahl wäre. 21 Prozent der Befragten würden ihre Stimme der AfD geben. Allerdings lehnen die anderen im Bundestag vertretenen Parteien eine Koalition mit der AfD ab. Es gilt daher als ausgeschlossen, dass Alice Weidel eine Mehrheit von Bundestagsabgeordneten hinter sich versammeln könnte, was für die Wahl zur Bundeskanzlerin nötig wäre.
    ZDF-Politbarometer
    Trotz des großen Streits um die Asylpolitik, für die meisten ist das nicht das wichtigste Thema. Das zeigt das neue ZDF-Politbarometer.30.01.2025 | 1:32 min
    Beim BSW wiederum ist nicht sicher, ob die Partei auf mehr als fünf Prozent der Stimmen kommt und so überhaupt den Einzug ins Parlament schafft. Laut ZDF-Politbarometer vom 30. Januar würden vier Prozent der Befragten das BSW wählen.

    SPD und Grüne im Politbarometer etwa gleichauf

    Unter allen Parteien, die einen Kanzlerkandidaten aufgestellt haben, stehen CDU/CSU derzeit am besten da. In der Sonntagsfrage des ZDF-Politbarometers vom 30. Januar favorisieren 29 Prozent der Befragten die Schwesterparteien. Allerdings gilt auch hier: Für eine sichere Mehrheit braucht es einen oder mehrere Koalitionspartner.
    Weil all das erst verhandelt werden kann, wenn die Wahlergebnisse tatsächlich feststehen, haben auch SPD und Grüne eine Chance auf die Kanzlerschaft. Beide Parteien liegen etwa gleichauf und erzielen bei der Sonntagsfrage 15 beziehungsweise 14 Prozent.
    Ein Mann lädt auf einem Gehweg leere, zusammengeklappte Kisten in sein Lastenfahrrad. Auf dem Lastenfahrrad steht der Text "foodsharing.de". Im Hintergrund ist der Eingang zu einem Lebensmittelgeschäft zu sehen.
    Rezession, Inflation – die hohen Preise für Lebenshaltung bringen immer mehr Menschen an die Armutsgrenze. Mitten im armen, reichen Deutschland.28.01.2025 | 14:51 min

    FDP nominierte 2002 erstmals Kanzlerkandidat

    Die diesjährige Bundestagswahl ist die dritte in der Geschichte der Bundesrepublik, bei der Parteien außer CDU/CSU und SPD Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken. 2002 nominierte die FDP mit Guido Westerwelle erstmals einen Kanzlerkandidaten. Seine Kandidatur war jedoch chancenlos und trug zum damaligen Image der FDP als "Spaßpartei" bei.
    Bei der Bundestagswahl 2021 folgten die Grünen mit ihrer Nominierung von Annalena Baerbock. Die Partei reagierte damit auf kontinuierlich gute Umfragewerte, die die Grünen noch zwei Monate vor der Wahl als zweitstärkste Kraft sahen.
    Doch auch wenn bei dieser Bundestagswahl mehr Parteien als jemals zuvor einen Kanzlerkandidaten aufgestellt haben: Köpfe sind nicht alles. Das zeigt eine Umfrage für das ZDF-Politbarometer vom 10. Januar 2025: Rund drei Viertel der Befragten antworten, dass ihnen wichtiger ist, welche Parteien regieren. Nur für knapp ein Fünftel ist wichtiger, wer Bundeskanzler wird.

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    Quelle: dpa

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