Shell Jugendstudie: Ist die Generation Z besser als ihr Ruf?

    Shell Jugendstudie:Generation Z: Besser als ihr Ruf?

    von Stefanie Reulmann
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    Freunde, Familie, Beziehungen: Für Jugendliche haben sie den höchsten Stellenwert im Leben. Ihre größte Angst ist ein "Krieg in Europa". Das geht aus der Shell Jugendstudie hervor.

    Vorstellung 19. Shell Jugendstudie
    Der Anteil der jungen Menschen mit politischem Interesse ist laut Shell-Jugendstudie erstmals auf 50 Prozent gestiegen. Bei jungen Männern gab es aber einen deutlichen Rechtsruck.15.10.2024 | 2:41 min
    Abnehmende Arbeitslust, mangelnde Leistungsbereitschaft - Vorurteile oder ist die Generation Z tatsächlich so? Nein, sagen die Verantwortlichen der 19. Shell Jugendstudie.

    Junge Generation ist "vielfältig"

    Zwei Drittel der Jugendlichen seien bereit, mehr zu arbeiten, um dadurch mehr Geld zu verdienen. Sie streben ein hohes Einkommen, gute Aufstiegschancen und eine hohe Flexibilität im Job an, so die Ergebnisse der Studie.
    Auch Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) warnt bei der Vorstellung der Shell Jugendstudie vor einen pauschalen Beurteilung junger Menschen:

    Es gibt nicht die junge Generation, denn diese Generation ist so vielfältig wie nie zuvor, in Bezug auf die Herkunft, in Bezug auf die wirtschaftliche Situation, auch in Bezug auf die politische Einstellung, auch in Bezug übrigens auf die sexuelle Orientierung.

    Lisa Paus, Grüne, Bundesfamilienministerin

    Shell-Jugendstudie
    Bundesfamilienministerin Paus hat die 19. Shell Jugendstudie vorgestellt.15.10.2024 | 1:49 min

    Freunde und Familie für Jugendliche am wichtigsten

    Oberste Priorität im Leben der Jugendlichen hat aber nicht der Job, sondern das soziale Umfeld. "Gute Freunde, die einen anerkennen und akzeptieren", nennen Jugendliche und junge Erwachsene bei den Befragungen seit 2002 das Wichtigste in ihrem Leben.
    Was für junge Menschen wichtig ist
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    90 Prozent sagen, Freunde, Familie und stabile Beziehungen haben für sie den höchsten Stellenwert. Das findet auch Daria Kholodilina, Schülerin der 12. Klasse am Johann-Gottfried-Herder Gymnasium in Berlin-Lichtenberg. Zufrieden mache sie, "vor allem, wenn ich Zeit mit meiner Familie verbringe oder mit meinen Freunden und verstehe, wie viel Glück ich eigentlich habe".
    Junge Leute sitzen auf der Mauer, daneben leere Alkoholflaschen.
    Junge Menschen in Deutschland blicken laut der von Shell herausgegeben Studie weitgehend optimistisch in die Zukunft, trotz Sorgen vor Krieg und Rezession. 15.10.2024 | 1:39 min

    Größte Angst: Krieg in Europa

    Dem gegenüber stehen die Ängste der Jugendlichen. Die Kriege in der Ukraine und in Gaza haben Spuren hinterlassen. 81 Prozent der Befragten, geben an, Angst vor einem "Krieg in Europa" zu haben. Es ist derzeit die größte Angst junger Menschen in Deutschland.
    Heidemarie König steht in ihrem Imbiss an der Fritteuse.
    Die Generation Z hat keine Lust auf Arbeit in der Frittenbude. Betreiberinnen wie Heidemarie König fehlt es deshalb an Verstärkung, selbst für einen Stundenlohn von 20 Euro netto.08.09.2024 | 0:49 min
    Während beim Ukraine-Krieg 60 Prozent der Jugendlichen Russland als Aggressor sehen, der bestraft werden müsse, stehen im Gaza-Krieg nur ein Drittel der Jugendlichen auf die Seite Israels, ein weiteres Drittel stellt sich dagegen. Mit 52 Prozent spricht sich zudem eine Mehrheit der Befragten dafür aus, Deutschland solle das "Leid der palästinensischen Bevölkerung deutlicher anerkennen".

    Ängste sind abhängig vom Bildungsgrad

    Doch nicht nur Krieg macht den jungen Menschen Angst. Jeweils zwei Drittel der Befragten sorgen sich zudem um die wirtschaftliche Lage und um wachsende Armut, um Klimawandel und Umweltverschmutzung, um soziale Ungleichheit, und ebenfalls zwei Drittel haben Angst vor "wachsender Feindseligkeit zwischen den Menschen".

    Die Shell Jugendstudie existiert seit über 70 Jahren, die erste wurde 1953 veröffentlicht. Es handelt sich um eine repräsentative Umfrage, die rund 2.500 Jugendliche und junge Erwachsene von 12 bis 25 Jahren nach ihren Werten und Lebenseinstellungen fragt. Dabei werden Durchschnittsdaten gebildet. Die Teilnehmer sollen einen Querschnitt der Jugendlichen darstellen. Es sind Jungen und Mädchen, aus der Stadt, vom Land, unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft, mit unterschiedlichem Bildungsgrad, mit und ohne Migrationshintergrund. Die letzte Shell Jugendstudie erschien 2019.

    Vor Zuwanderung nach Deutschland fürchten sich 34 Prozent der befragten Jugendlichen, während 58 Prozent angeben, Angst vor Ausländerfeindlichkeit zu haben. Weniger Angst haben Jugendliche aktuell davor, arbeitslos zu werden oder keinen Ausbildungsplatz zu finden.
    Diese Themen machen jungen Menschen Angst
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    Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Ängste je nach Bildungsgrad variieren. Jugendliche mit höherem Bildungsgrad sorgen sich vermehrt um das Klima, während für die mit mittlerem oder niedrigerem Bildungsgrad die wirtschaftliche Lage höhere Priorität hat. Jugendliche und junge Erwachsene mit niedrigerem Bildungsgrad sorgen sich vermehrt um Migration und Zuwanderung.

    Markenzeichen der Jugend: Hohe Toleranz

    Ein "grundsätzlicher, breiter Antisemitismus" sei den Veranstaltern der Studie nicht begegnet, sagen sie. Es gebe eine auffallend hohe Gesamttoleranz bei den Jugendlichen in Deutschland.
    Dominik Ringler (l-r), Projektleiter vom Kompetenzzentrums Kinder- und Jugendbeteiligung (KIJUB) Brandenburg, Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Karin Böllert, Professorin für Erziehungswissenschaft
    Aus dem Bericht geht hervor, dass Kinder und Jugendliche kritisch auf die Welt und ihre eigene Zukunft blicken. Der Wunsch nach Sicherheit und Orientierung ist groß. 18.09.2024 | 1:28 min
    Die 17-jährige Schülerin Greta van Dümeng vom Johann-Gottfried-Herder Gymnasium in Berlin-Lichtenberg sieht das anders, ihr macht vor allem der Aufstieg der AfD Angst: "Es gibt da ja auch in unserer Generation so einen gewissen Rechtsruck, würde ich sagen, dass sich das immer mehr in die Richtung bewegt, obwohl man das halt eigentlich nicht denken würde."
    Insgesamt ist das Vertrauen der Jugendlichen in den Staat, seine zentralen Institutionen und in die Demokratie ist mit 75 Prozent größer als die Kritik manchmal vermuten lässt. Im Osten ist das Vertrauen mit 60 Prozent aber deutlich geringer.
    Kinder sitzen an einem Computer in einer Schule
    Fake News erkennen und politische Inhalte einordnen können – dafür braucht es Medienbildung. Ein Mainzer Gymnasium zeigt, wie man Jugendliche über Mediennutzung aufklären kann.27.09.2024 | 2:38 min

    Jugendliche blicken positiv in die Zukunft

    55 Prozent aller Befragten blicken positiv auf die "Zukunft unserer Gesellschaft", so auch Alicia Morgunow. Die Schülerin sagt:

    Ich find's einfach schön, dass wir hier in einem Land leben, wo wir nicht jeden Tag um unser Leben fürchten müssen.

    Alicia Morgunow, Schülerin

    Mehr als die Hälfte der Jugendlichen, 55 Prozent, bezeichnet sich als politisch interessiert, Mädchen wie Jungen, im Jahr 2002 waren es nur 34 Prozent. Ihre Bereitschaft zum politischen Engagement ist deutlich gewachsen, auch ihr gesellschaftliches Engagement hat zugenommen.

    Junge Frauen sind "woker" als Männer

    Die Studie zeigt auch, dass jungen Frauen "woke" Themen, wie vegane Ernährung, Feminismus oder eine vielfältige, bunte Gesellschaft deutlich wichtiger sind als jungen Männern, denen Männlichkeit, Autos und Markenkleidung wichtiger sind. Das Gendern lehnen 42 Prozent der Jugendlichen ab, 33 Prozent der Mädchen sprechen sich dafür aus, aber nur 12 Prozent der Jungen.
    Ein junges Mädchen trinkt ein Bier
    Bisher gilt in Deutschland: „Begleitetes Trinken“, also Bier, Wein oder Sekt trinken, ist unter Aufsicht der Eltern ist ab 14 Jahren erlaubt. Ist das sinnvoll oder fahrlässig?02.08.2024 | 2:33 min
    Kommunikation läuft bei Jugendlichen fast ausschließlich digital, genauso Mediennutzung und Informationssuche. Sie sind kritisch gegenüber verschiedenen Informationskanälen, wie YouTube, TikTok, X oder Instagram. Klassische Medien, wie Fernsehnachrichten von ARD und ZDF, sowie überregionale Zeitungen, halten sie für "(sehr) vertrauenswürdig". Je geringer der Bildungsgrad ist, desto mehr informieren sich die Jugendlichen über Social Media und andere Plattformen.

    Viele Jugendliche leiden unter Folgen von Corona

    Nachdenklich machen die Ergebnisse der Studie auch bezüglich der Folgen der Corona-Pandemie, die bei vielen Jugendlichen und jungen Erwachsenen Spuren und Wunden hinterlassen hat, wie Familienministerin Paus betont:

    Auch diese Studie unterstreicht noch einmal, dass die mentale Belastung deutlich stärker ist als vor der Pandemie.

    Lisa Paus, Grüne, Bundesfamilienministerin

    Während die Hälfte der befragten Jugendlichen angibt, mit Corona abgeschlossen zu haben, kämpft die andere Hälfte noch immer mit den Folgen. Sie trauern, leiden unter dem Verlust von Freundschaften, unter der Zerstrittenheit von Familien, und sie erleben Einsamkeitsgefühle.

    Eine Person hält ein Smartphone in der Hand. Darauf ist der WhatsApp-Channel der ZDFheute zu sehen.
    Quelle: ZDF

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