Angesichts steigender Energie- und Lebensmittelpreise werden immer mehr Stimmen laut, die vor gravierenden Einschnitten bei der sozialen Infrastruktur in Deutschland warnen.
Diakonie-Präsident, Ulrich Lilie, hat vor einem Zusammenbruch der sozialen Infrastruktur gewarnt. Müssten Sozialeinrichtungen schließen, träfe das die Schwächsten der Gesellschaft.
Auch soziale Einrichtungen sollen vom sogenannten Abwehrschirm des Bundes gegen stark ansteigende Energiepreise profitieren. Wenn gemeinnützige Einrichtungen wie die Tafeln, Beratungsstellen oder Schutzeinrichtungen die Energiekosten nicht mehr schultern könnten, "trifft das die Schwächsten unter uns", sagte die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Kinder, Jugendliche, alte Menschen und einkommensschwache Familien seien schon jetzt besonders belastet.
Deshalb tritt unter anderem DGB-Chefin Yasmin Fahimi der Kritik von Union und Wirtschaftsverbänden am geplanten neuen Bürgergeld entgegen. "Ich finde die Spaltung zwischen Erwerbslosen und den Gruppen mit kleineren Einkommen, die von manchen vorangetrieben wird, brandgefährlich", sagte die Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes der "Rheinischen Post". "Gerade diejenigen, die jetzt kritisieren, das Bürgergeld sei zu hoch und gebe keinen Anreiz mehr zum Arbeiten, handeln verantwortungslos."
Fahimi argumentierte: "Gerade durch den höheren Mindestlohn bleiben die Abstände zwischen Leistungsbeziehern und unteren Einkommen bei mehreren Hundert Euro im Monat." Außerdem sei eine solche Aussage verantwortungslos gegenüber "denjenigen, die jeden Tag aufstehen und zur Arbeit gehen". "Ihnen wird eingeredet, dass auf ihre Kosten Leute zu dem gleichen Einkommen faul zu Hause liegen bleiben. Das stimmt so nicht."
Diakonie fürchtet Schließen von Sozialeinrichtungen
Mit Sorge blickt auch der Präsident der Diakonie Deutschland, Ulrich Lilie, auf die aktuelle Situation. Angesichts der steigenden Energiepreise warnt er vor einem drohenden Zusammenbruch der sozialen Infrastruktur. Bei den von Wohlfahrtsorganisationen betriebenen Hilfs- und Betreuungseinrichtungen sowie Beratungsstellen handele es sich in der Regel um gemeinnützige Institutionen, die aus rechtlichen Gründen kaum Rücklagen bilden dürften, sagte Lilie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die Einrichtungen wüssten nun nicht, wie sie die gestiegenen Strom- und Gaspreise bezahlen sollten. Sie stünden mit dem Rücken zur Wand und "können nicht noch Monate auf einen Energiepreisdeckel warten", sagte der Diakonie-Präsident.
Kliniken warnen von Insolvenz-Winter
Die Krankenhäuser beobachten unterdessen neben den steigenden Energiekosten auch die zunehmende Zahl an Corona-Fällen mit Sorge. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, warnte angesichts beider Entwicklungen in der Rheinischen Post vor "bislang ungekannten wirtschaftlichen Risiken" für die Krankenhaus-Versorgung.
Gaß forderte "sofort einen Inflationsausgleich, denn ein Großteil der Krankenhäuser kann die gestiegenen Kosten nicht mehr aus Einnahmen und Rücklagen begleichen".