Steuervorteile machen Dienstwagen attraktiv für Arbeitgeber und -nehmer. Doch die meist PS-starken Fahrzeuge könnten laut einer Studie die Verkehrswende behindern.
Zwei von drei neu zugelassenen Autos in Deutschland werden gewerblich genutzt. Ein Grund: Für Dienstwagen gibt es in Deutschland spezielle Steuervorteile. Doch besonders privat genutzte Dienstfahrzeuge könnten eine Verkehrswende in Deutschland zugunsten von mehr Klimaschutz behindern. Das ergab eine Analyse der Denkfabrik "Agora Verkehrswende" und des Öko-Instituts.
Die finanzielle Erleichterung durch die Steuervorteile begünstige die Anschaffung emmissionsintensiver Fahrzeuge, so die Autoren. Dies bestätige der Blick auf die Motorleistung: Während private Pkws in Deutschland mit durchschnittlich 115 PS Motorleistung auskämen, hätten privat genutzte Dienstwagen mit 160 PS im Schnitt weitaus mehr Leistung, so die Studie.
Adieu Verbrenner - nur wann? Sehen Sie mehr dazu im Video:
NANO vom 07.09.2021: Was wäre, wenn wir nur noch E-Autos fahren? Könnten wir den Strombedarf mit Öko-Energie decken? Wie sähe die CO2-Bilanz aus und wäre die Umwelt sauberer?
Analyse: Wenig Anreize für verbrauchsarmen Fahrstil
Dazu kommt: Auch die Zahl der gefahrenen Kilometer sei bei Dienstfahrzeugen wesentlich höher, was auch damit zusammenhänge, dass vielfach von Unternehmen pauschal die Betriebskosten übernommen würden. Auch für eine verbrauchsarme Fahrweise seien keine oder nur kaum Anreize gesetzt, so die Autoren. Zwar gebe es einen Bonus für voll- oder teilelektrische Fahrzeuge, eine ökologische Lenkungswirkung sei dadurch aber nicht zu erkennen.
Gegen die von Arbeitgebern häufig mit den Autos bereitgestellten Tankkarten wandte sich Konstantin Kreye vom Öko-Institut. Diese führten zu einem Effekt: "Je mehr ich fahre, desto mehr bekomme ich für mein Geld."
- Mehrheit der Berufspendler nutzt das Auto
Fast neun von zehn Berufspendlern nutzen das Auto. Der Pkw kommt bei kürzeren Arbeitswegen von bis zu 20 Kilometern etwas häufiger zum Einsatz, so das Statistische Bundesamt.
Einkommensstarke Haushalte profitieren am meisten
Dabei profitieren hauptsächlich einkommensstarke Haushalte von den Erleichterungen. Die Steuernachlässe auf privat genutzte Firmenwagen kosteten den Staat zwischen drei und sechs Milliarden Euro jährlich, kritisierten die Institute.
Etwa die Hälfte davon gehe in die 20 Prozent der Haushalte mit den höchsten Einkommen, während die Haushalte der unteren Einkommenshälfte nur etwa ein Fünftel des Geldes erhielten.
Es braucht vor allem gute Lademöglichkeiten, damit sich mehr Menschen für ein Elektroauto entscheiden. Das Bundeskartellamt fordert deshalb mehr Wettbewerb bei den Anbietern.
Institute fordern Reform der Steuererleichterungen
Laut der Analyse hätten gewerblich genutzte Fahrzeuge durchaus das Potenzial, positiv auf eine Verkehrswende in Deutschland einzuwirken. Denn: Die Dienstwagen, so die Autoren, würden nach wenigen Jahren gebraucht weiterverkauft werden. Positive Anreize für Dienstwagen würden sich so auf den gesamten Pkw-Bestand übertragen können.
Die beiden Institute sprachen von erheblichen "Fehlanreizen" durch die Steuervorteile - und fordern eine Reform. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor sollten als Dienstwagen überhaupt nicht mehr gefördert werden, verlangte der Direktor von Agora Verkehrswende, Christian Hochfeld.
- Autodichte in deutschen Städten legt zu
In vielen deutschen Großstädten gibt es immer mehr Autos. Und auch deutschlandweit ist die Zahl der Pkw pro Einwohner im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.