Sie sind hier:
FAQ

Ukraine-Angriff stockt : Russlands Taktik: Rückzug oder Atempause?

Datum:

Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine läuft schleppend - nun wolle man sich laut Militär auf den Osten konzentrieren. Ein Rückzug? Eher eine Atempause, meinen Experten.

Seit gut einem Monat läuft der russische Angriffskrieg in der Ukraine - doch die Frontlinie der russischen Soldaten stagniert zuletzt und Berichte melden hohe Opferzahlen auf russischer Seite. Überraschend teilte Russland zuletzt mit, man konzentriere sich künftig auf die Donbass-Region in der Ostukraine.

Was genau diese Ankündigung aus Moskau bedeutet weiß wohl nur der Kreml. Für ZDFheute live ordnen Investigativ-Journalist und Geheimdienstexperte Andrej Soldatow und die Militärexpertin Margarete Klein von der Stiftung Politik und Wissenschaft einen möglichen Strategiewechsel ein.

Wie hat sich die russische Kriegstaktik verändert?

Nach einem Monat sei noch nicht so viel erreicht worden, erklärt Soldatow. So wurde seit Kriegsbeginn keine einzige Großstadt eingenommen. Offenbar holen Putins Truppen Luft und man habe nun begonnen, Erklärungen zu suchen, warum der Krieg eben doch nicht nach dem Plan verlaufe, den man sich ursprünglich vorgestellt habe, so Soldatow weiter.

Die russischen Militärs sind nervös geworden.
Andrej Soldatow, Investigativ-Journalist und Geheimdienstexperte

Eine Unterbrechung der schweren Angriffe könne nun dafür genutzt werden, logistische Probleme zu lösen, etwa um Munition und Treibstoff anzuliefern. Auch könnten die Soldaten nicht unbegrenzt in den Kampfgebieten bleiben. Auch Militärexpertin Klein sieht Veränderungen:

Wir sehen tatsächlich im Moment eine Konzentration in Richtung Osten.
Margarete Klein, Militärexpertin der Stiftung Politik und Wissenschaft

Woran könnte das stockende Vorankommen Russlands liegen?

Die Geheimdienste Putins seien von einer schwachen Ukraine ausgegangen - dies sei ein Irrtum gewesen, so Soldatow. Da es binnen eines Monats nicht gelungen sei, das Land in die Knie zu zwingen, habe man nun die Taktik gewechselt.

Laut Militärexpertin Margarete Klein handele es sich bei der Konzentration auf den Donbass möglicherweise um den Versuch, im Osten der Ukraine Geländegewinne zu erzielen, um bei Verhandlungen eine bessere Position zu haben. Außerdem stehe in Russland am 1. April ein neuer Einberufungszyklus der Armee bevor - auch das könnte Truppenbewegungen beeinflussen.

Wie könnte die Taktik Russlands künftig aussehen?

Margarete Klein nennt zwei mögliche Szenarien für eine Änderung der russischen Kriegstaktik: So könnte es sich bei den aktuellen Entwicklungen lediglich um einen Bluff handeln - der Zeit gebe sich neu zu gruppieren, um dann erneut in die Offensive zu gehen. Dies habe man beispielsweise auch bei Russlands Vorgehen in Syrien beobachtet.

Möglich wäre andererseits, dass es tatsächlich eine Anpassung der Kriegsziele gebe, so Klein. Dies sei jedoch eher unwahrscheinlich, ein Eintritt in eine zweite, neue Phase des Krieges sei wahrscheinlicher. Für ein Urteil, ob sich Russland tatsächlich auf die Gebiete des Donbass im Osten der Ukraine konzentriere, sei es zu früh, so Klein.

Von einem nachhaltigen Rückzug oder Abzug oder einer anderen Strategie kann ich im Moment noch nichts sehen.
Margarete Klein, Militärexpertin der Stiftung Politik und Wissenschaft

Welche Perspektive gibt es für ein Ende des Krieges?

Wie sinnvoll Gespräche seien, ist laut Margarete Klein fraglich. Putin habe von vorneherein seine Ziele formuliert: Eine Demilitarisierung der Ukraine. Zusätzlich stehe hinter dem formulierten Ziel der "Entnazifizierung" der Ukraine die Absicht eines "Regime-Changes" - eines Austauschs der ukrainischen Regierung. Dies sei auch weiterhin Kriegsziel Putins.

Ich sehe im Moment auf russischer Seite keinen Willen zum Frieden.
Margarete Klein, Militärexpertin der Stiftung Politik und Wissenschaft

Frieden würde einen Rückzug, dessen bedeuten, was bisher an Krieg in der Ukraine stattgefunden hätte. Hier sehe Klein eher den Versuch bisher erreichtes zu "stabilisieren" und in einer möglichen zweiten Welle weiterzugehen. Hoffnung auf Frieden hat auch Andrej Soldatow wenig:

Ich bin sehr wenig optimistisch, dass die russische Führung bereit ist, den Krieg beizulegen.
Andrej Soldatow, Investigativ-Journalist und Geheimdienstexperte

Worauf muss sich der Westen nun konzentrieren?

Wichtig sei es, zunächst kriegerische Handlungen einzustellen, um die zivile Bevölkerung zu schützen. Eine Zusammenarbeit mit dem Kreml sollte sich jedoch schwierig gestalten:

Von vertrauensvoller Zusammenarbeit mit der russischen Führung kann man sich eigentlich als Ziel verabschieden.
Margarete Klein, Militärexpertin der Stiftung Politik und Wissenschaft

Eher sei die Frage, wie man der Ukraine helfen könne. Das Land verteidige auch die gesamte Europäische Sicherheitsordnung. Denn: Putins Ziel sei die Zurücknahme aller Nato-Erweiterungen nach 1997 - dies betreffe Nato-Staaten wie Polen, Tschechien, Ungarn und der Slowakei.

Aktuelle Meldungen zu Russlands Angriff auf die Ukraine finden Sie jederzeit in unserem Liveblog:

Moskau, Kreml
Liveblog

Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine 

Russlands Angriff auf die Ukraine dauert an. Es gibt Sanktionen gegen Moskau, Waffen für Kiew. Aktuelle News und Hintergründe zum Krieg im Blog.

Aktuelle Nachrichten zur Ukraine

Putin auf Landkarte mit Russland, Ukraine, Georgien und Syrien
Story

Nachrichten | Politik - Putins Kriege, Putins Ziele 

Tschetschenien, Georgien, Syrien, Ukraine: Russland hat unter Putin schon in mehreren Ländern gekämpft. Zwischen den Kriegen gibt es Parallelen – hier die Hintergründe verstehen.

Die Staats- und Regierungschefs stehen während des Gipfels der Europäischen Politischen Gemeinschaft am Mimi-Schloss für ein Foto zusammen.

Signal an Russland - Europa mit gebündelter Kraft in Moldau 

Regierungschefs aus 47 Staaten wollen in Moldau Einigkeit gegen Russland demonstrieren. Es sind unverbindliche Gespräche, aber bewusste politische Symbole schaffen sie trotzdem.

von Theo Koll, Moldau
Videolänge
Ulf Röller im Schaltgespräch mit Moderator Rüger

Nachrichten | heute - "Ein Hilfspaket für Moldau"  

Heute beginnt in Moldau der Europa-Gipfel, an dem auch der ukrainische Präsident Selenskyj persönlich teilnimmt. ZDF-Korrespondent Ulf Röller mit einer Einschätzung.

01.06.2023
Videolänge
Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Bewertet! Bewertung entfernt Zur Merkliste hinzugefügt Merken beendet Embed-Code kopieren HTML-Code zum Einbetten des Videos in der Zwischenablage gespeichert.
Bitte beachten Sie die Nutzungsbedingungen des ZDF.

Sie haben sich mit diesem Gerät ausgeloggt.

Sie haben sich von einem anderen Gerät aus ausgeloggt, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Ihr Account wurde gelöscht, Sie werden automatisch ausgeloggt.

Um Sendungen mit einer Altersbeschränkung zu jeder Tageszeit anzuschauen, kannst du jetzt eine Altersprüfung durchführen. Dafür benötigst du dein Ausweisdokument.

Zur Altersprüfung

Du bist dabei, den Kinderbereich zu verlassen. Möchtest du das wirklich?

Wenn du den Kinderbereich verlässt, bewegst du dich mit dem Profil deiner Eltern in der ZDFmediathek.

Du wechselst in den Kinderbereich und bewegst dich mit deinem Kinderprofil weiter.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Entweder hast du einen Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert, oder deine Internetverbindung ist derzeit gestört. Falls du die Datenschutzeinstellungen sehen und bearbeiten möchtest, prüfe, ob ein Ad-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus. So lange werden die standardmäßigen Einstellungen bei der Nutzung der ZDFmediathek verwendet. Dies bedeutet, das die Kategorien "Erforderlich" und "Erforderliche Erfolgsmessung" zugelassen sind. Weitere Details erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.

An dieser Stelle würden wir dir gerne die Datenschutzeinstellungen anzeigen. Möglicherweise hast du einen Ad/Script/CSS/Cookiebanner-Blocker oder ähnliches in deinem Browser aktiviert, welcher dies verhindert. Falls du die Webseite ohne Einschränkungen nutzen möchtest, prüfe, ob ein Plugin oder ähnliches in deinem Browser aktiv ist und schalte es aus.