Mit erst 45 Jahren übernimmt der irische Finanzminister Paschal Donohoe einen der mächtigsten Posten in Brüssel. Mitten in der Krise wartet viel Arbeit.
Er war der jüngste im Feld der Bewerber und setzte sich am Ende durch: Paschal Donohoe wird neuer Chef der Eurogruppe.
Der 45-jährige Politiker der bürgerlichen Partei Fine Gael ist seit Juni 2017 Finanzminister seines Landes und war vorher unter anderem Verkehrs- und Europaminister. Er setzte sich am Donnerstag bei einer Abstimmung der Euro-Finanzminister im zweiten Wahlgang gegen die spanische Wirtschaftsministerin Nadia Calviño durch, wie der bisherige Eurogruppen-Chef Mário Centeno auf Twitter mitteilte. Nach der ersten Wahlrunde hatte bereits der dritte Bewerber, Luxemburgs Finanzminister Pierre Gramegna, seine Kandidatur zurückgezogen.
Als Eurogruppen-Chef steht Donohoe in den kommenden zweieinhalb Jahren vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen. Wegen der Coronavirus-Krise rechnen Wirtschaftsexperten mit der schwersten Rezession für Europa seit fast 100 Jahren.
Schwierige Regierungsbildung in Irland
Donohoes politische Zukunft schien während der langwierigen irischen Regierungsbildung in den vergangenen Monaten zeitweise unsicher. Erst kürzlich einigten sich seine Fine Gael mit der ebenfalls bürgerlichen Fianna Fail und den Grünen auf einen Koalitionsvertrag. Als der bisherige Eurogruppen-Chef Mario Centeno seinen Rückzug erklärte, warf er seinen Hut in den Ring und erhielt schnell die offizielle Unterstützung der christdemokratischen Parteienfamilie Europäische Volkspartei.
Der verheiratete Vater zweier Kinder hat einen Abschluss in Politik und Wirtschaft von der University of Dublin. In seiner Bewerbung beschrieb er sich als "starke irische und europäische Stimme im Zentrum der EU-Wirtschaftspolitik" und als Brückenbauer. Sein Land war in der Eurokrise zeitweise auf Hilfen der Europartner angewiesen.
Durch die EU-Mitgliedschaft hätten sich Wirtschaft und Gesellschaft Irlands so stark verändert, dass sie kaum wiederzuerkennen seien, schrieb Donohoe.
"Faire und inklusive wirtschaftliche Erholung für alle"
In Interviews forderte Donohoe in den vergangenen Tagen eine Rolle der Eurogruppe im Ringen um das geplante EU-Wiederaufbaupaket nach der Corona-Krise. Und diese Krise dürfte ihn in den zunächst zweieinhalb Jahren seiner Amtszeit auch am meisten beschäftigen. Er wolle "eine faire und inklusive wirtschaftliche Erholung für alle sichern" und stelle sich der Herausforderung mit Entschlossenheit, schrieb Donohoe nach seine Wahl auf Twitter.