FDP-Fraktionschef Dürr fordert längere Laufzeiten der drei noch verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland - um Engpässe zu vermeiden. Die Grünen lehnen das ab.
Die FDP erhöht innerhalb der Ampel-Koalition den Druck für längere Laufzeiten der noch verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland. Fraktionschef Christian Dürr sagte der dpa mit Blick auf die Debatte um Gaslieferungen aus Russland: "Wir wollen nicht den Teufel an die Wand malen." Aber Deutschland müsse sich auf ein Szenario einstellen, das weitreichende Konsequenzen für private Haushalte und die Industrie haben könnte.
Derzeit kein Gas mehr über Nord Stream 1
Seit Montag liefert Russland wegen Wartungsarbeiten kein Gas mehr über die Ostseepipeline Nord Stream 1. Diese Arbeiten dauern in der Regel bis zu zehn Tage. Wegen des Ukraine-Kriegs und der westlichen Sanktionen gegen Russland besteht nun jedoch große Sorge, dass der Gashahn zubleibt.
FDP-Fraktionschef Dürr sagte dazu: "Es kann passieren, dass nach den Wartungsarbeiten an Nord Stream 1 kein Gas mehr fließt." Der russische Präsident Wladimir Putin mache, was er wolle. "Es wäre kaum verwunderlich, wenn er technische Gründe vorschiebt, um uns den Gashahn endgültig abzudrehen."
Grüne gegen längere AKW-Laufzeiten
Wirtschaftsminister Robert Habeck und Umweltministerin Steffi Lemke (beide Grüne) hatten von längeren Laufzeiten der drei noch verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland, die Ende 2022 vom Netz gehen sollen, abgeraten.
"Einem kleinen Beitrag zur Energieversorgung stünden große wirtschaftliche, rechtliche und sicherheitstechnische Risiken entgegen", heißt es in einem Prüfvermerk der Ministerien.
Dürr: Ideologische Debatten helfen nicht
FDP-Fraktionschef Dürr warnte vor ideologischen Debatten - diese "helfen uns im Winter kein bisschen, wenn Versorgungsengpässe drohen". Er fügte hinzu: Wer in diesen Wochen von kaltem Duschen und warmen Pullovern spreche, verkenne den Ernst der Lage.
"Zudem sollten wir auch über die Förderung von Gas in der Nordsee sprechen", so Dürr. Oberstes Ziel der Bundesregierung müsse eine sichere Energieversorgung sein. "So sinnvoll ein sparsamer Einsatz von Energie grundsätzlich auch ist, jetzt steht die sichere Versorgung an erster Stelle. Dafür müssen wir alle Möglichkeiten ausschöpfen."
- Energieexperte für drittes Entlastungspaket
Energieexperte Sieverding fordert ein drittes Entlastungspaket. Mit Blick auf die Energieversorgung mahnt er, Privathaushalte und Wirtschaft nicht gegeneinander auszuspielen.